Eine einträgliche Affäre
In München will Gilbert Böckmann die Riders Tour gewinnen– auf einer Stute, deren Herkunftnicht ganz geklärt ist.
MÜNCHEN Der Mann ist Pferdewirtschaftsmeister von Beruf. Das heißt, er verdient sein Geld mit der Pflege und Ausbildung von Pferden – und mit deren Verkauf. Aber diese eine Stute, „No Father’s Girl“ heißt sie, die mochte Gilbert Böckmann dann doch nicht verkaufen. Er dachte sich: „Ich werde im nächsten Jahr 50, da habe ich mir das verdient.“ Der Springreiter verdient sogar gut damit. Zuletzt hat er mit „No Father’s Girl“ 29 000 Euro in Verona gewonnen.
Bei den am Freitag beginnenden Munich Indoors geht es um insgesamt 260000 Euro, dazu werden die besten drei Reiter der Riders Tour mit Autos im Gesamtwert von 120000 Euro belohnt. Böckmann darf sich berechtigte Hoffnungen auf ein neues Gefährt machen, er reist als Führender nach München. „Ein Auto wäre nicht schlecht, aber Topfavorit bin ich nicht“, wiegelt Böckmann ab, „Christian Ahlmann und Ludger Beerbaum sind top in Schuss.“
Über Beerbaum und Ahlmann ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden, nicht immer Erfreuliches. Es ging um Medikationsverstöße, von Doping war die Rede. Ahlmann musste eine achtmonatige Sperre absitzen.
Über Böckmann wurde selten gesprochen. Das liegt auch an ihm selbst. „Er ist ein begnadeter Reiter, aber ein bisschen knöchrig im Aussehen und im Umgang, eben keine Medienlichtgestalt“, sagt Turnier-Veranstalter Volker Wulff.
Für seine neunjährige Stute, die er fünfjährig erwarb, könnte Böckmann einen Millionenbetrag kassieren, doch das steht überhaupt nicht zur Debatte. „Ich will nicht verkaufen. So ein Pferd bekomme ich nie wieder“, sagt der Niedersachse. Die Beziehung zu „No Father’s Girl“ sei „schon eine kleine Märchengeschichte“. Die Stute sei das Ergebnis einer Pferde-Affäre – „sozusagen ein Unfall, der Vater ist nicht bekannt, beinahe hätte ich deswegen das Tier nicht gekauft“, erzählt Böckmann. Deswegen trägt die braune Stute auch den ungewöhnlichen Namen. Am Sonntag könnte Böckmann in München in den Blickpunkt rücken. Veranstalter Wulff: „Ich würde ihm den Sieg von Herzen gönnen.“
Joscha Thieringer
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