Ein „Traum“ wird wahr: Peters in aller Bescheidenheit zu Bronze

Die Judokas lassen nicht locker. Nach Silber für Ole Bischof und Überraschungsfrau Kerstin Thiele trumpfte Dimitri Peters als Bronzemedaillen-Gewinner auf.
von  dpa

Die Judokas lassen nicht locker. Nach Silber für Ole Bischof und Überraschungsfrau Kerstin Thiele trumpfte Dimitri Peters als Bronzemedaillen-Gewinner auf. Auf dem Weg zum Edelmetall erlitt Bundestrainer Detlef Ultsch fast schon einen „Herzkasper“.

London – Dritter Streich der deutschen Judokas! Mit seinem lang erhofften Meisterstück beglückte Dimitri Peters die deutschen Mattenkämpfern bei den Olympischen Spielen mit der nächsten Medaille. Der 28 Jahre alte Familienvater aus dem niedersächsischen Rotenburg legte am Donnerstag in London einen beeindruckenden Wettkampf hin und krönte diesen mit dem Sieg im Kampf gegen den Usbeken Ramziddin Sayidov um Bronze. „Dima ist ein perfekter Kämpfer“, lobte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) seinen Schützling. „Er hat so oft unter Wert verloren. Aber heute war er richtig stark.“

Im Kampf um Platz drei gewann Peters vorzeitig durch Ippon. Auf den Schultern des Bundestrainers wurde er anschließend als Held durch die Arena getragen. „Ich bin wahnsinnig glücklich. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, lautete der erste Kommentar von Peters. Nur ein starker Mann war im olympischen Wettkampf für den Vater eines sechs Jahre alten Sohnes und einer zwei Jahre alten Tochter, der als Kind aus Russland nach Deutschland gekommen war, zu stark gewesen: Vor dem zuschauenden Präsidenten Wladimir Putin unterlag er im Halbfinale dem russischen Weltmeister Tagir Chajbulajew - allerdings nur durch Kampfrichter-Entscheid nach Verlängerung. Peters wollte „mit einem guten Ergebnis von der Matte gehen“, wie er vor seinem Olympia-Debüt recht bescheiden angemerkt hatte.

Auf der Matte war dann von Zurückhaltung nichts mehr zu sehen: Erst räumte der bullige Athlet in seinem Auftaktkampf den israelischen Altmeister Ariel Zeevi, immerhin Olympia-Dritter 2004, nach nur 42 Sekunden aus dem Weg. „Das ist eigentlich sein Problemgegner“, staunte Männer-Bundestrainer Detlef Ultsch. Im zweiten Kampf tat sich Peters, der Olympia in Peking knapp verpasst hatte, gegen den starken Letten Jevgenijs Borodavko lange schwer. Doch er ließ sich entmutigen und schlug auch diesen schließlich in der Verlängerung. „Ich habe da schon fast einen Herzkasper gehabt“, sagte Ultsch. Im Pool-Finale gegen den Niederländer Henk Grol, der sich in Peking Bronze gesichert hatte, war der Bundestrainer dann restlos begeistert vom Auftritt seines Athleten. „Das war eine sensationelle Leistung“, sagte Ultsch.

„Er hat hier jetzt schon drei Weltklasse-Leute geschlagen.“ Peters, dessen Familie den Bronze-Auftritt von daheim aus verfolgte, hatte sich die Taktik von Kerstin Thiele abgeschaut, die am Mittwoch völlig überraschend Silber gewonnen hatte. Auch der Rotenburger ging nach seinen Kämpfen wortlos an den wartenden Journalisten vorbei und konzentrierte sich lieber. Der 28-Jährige durfte wie zuvor schon Bischof und Thiele jubeln, die eigentlich höher eingeschätzte Heide Wollert schlich dagegen mit Tränen in den Augen aus der Halle. Die Olympia-Siebte von Peking, die durchaus mit einer Medaille geliebäugelt hatten, verlor in der Klasse bis 78 Kilogramm gleich ihren ersten Kampf gegen Daria Pogorzelec und war völlig konsterniert.

„Ein Fehler – und dann war es schon vorbei“, sagte die Leipzigerin. Drei Medaillen haben die so schleppend in die Sommerspiele gestarteten deutschen Judokas nun bereits vor dem letzten Wettkampftag am Freitag geholt – eine wahrlich starke Ausbeute. Und zum Abschluss kommt noch der vermeintlich stärkste Trumpf: Schwergewichtler Andreas Tölzer. „Er kämpft um den Olympiasieg“, versprach Bundestrainer Ultsch.

 

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