Ein Dutzend Falschfahrer – unbestraft

Der Norweger Björndalen gewinnt nach dem Sprint auch das Jagdrennen, obwohl er vom richtigen Weg abkam– der vorläufige Tiefpunkt dieser Pannen-WM.
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Kam vom Weg ab, aber holte sich trotzdem erneut Gold: Ole Einar Björndalen.
dpa Kam vom Weg ab, aber holte sich trotzdem erneut Gold: Ole Einar Björndalen.

Der Norweger Björndalen gewinnt nach dem Sprint auch das Jagdrennen, obwohl er vom richtigen Weg abkam– der vorläufige Tiefpunkt dieser Pannen-WM.

PYEONGCHANG Die koreanischen Blumenmädchen, die mit ihren Sträußen geduldig in der eisigen Kälte warteten, wurden irgendwann erlöst. Sie durften ihre duftenden Präsente, für die Medaillengewinner bei der WM-Verfolgung der Männer vorgesehen, einpacken und ins Warme flüchten. Goldmedaillen gab es erst einmal keine, mit dem vierten Rennen fanden diese an Peinlichkeiten rekordverdächtigen Titelkämpfe ihren bisherigen Tiefpunkt.

Ausgelöst hatte das Tohuwabohu eine missverständliche Streckenführung am Anfang des Kurses, gleich hinter einer Brücke. Der Norweger Ole Einar Björndalen, am Samstag Sieger im Sprint und entsprechend als Führender ins Jagdrennen gestartet, machte als Erster einen falschen Schlenker. Landsmann Lars Berger tat es ihm gleich, später folgte ein ganzer Pulk fehlgeleiteter Skijäger, darunter der Thüringer Michael Rösch, der dafür von der Wettkampf-Jury nachträglich mit einer Strafminute belegt wurde. So wie mit ihm elf weitere Biathleten, darunter der eigentliche Sieger Björndalen.

„Im Grunde hätten die Athleten den Weg wissen müssen. Aber ich hätte es für resoluter gehalten, wenn man dort einen Posten hingestellt hätte", so verteilte Bundestrainer Frank Ullrich die Schuldfrage gleichmäßig auf Sportler und Organisatoren. Björndalen half das fürs Erste natürlich auch nicht weiter: Statt seine zweite Goldmedaille bei dieser WM sofort um den Hals gehängt zu bekommen, sollte der König der Skijäger laut dem neu errechneten Klassement nun mit Bronze abgespeist werden.

Die Norweger legten Protest gegen das Minuten-Urteil ein - nachdem die Russen, die in der frisch verfassten Rangordnung immerhin den Sieger Maxim Tschudow gestellt hätten, ihrerseits einen Protest angekündigt hatten. So aber blieb es den Skandinaviern überlassen, Einspruch zu erheben. Der Fall ging an ein Berufungsgericht, das knapp drei Stunden nach Rennschluss abschließend entschied: Die erste Wertung wird wieder hervor gekramt, die zweite eingestampft. Und Björndalenbekam doch noch sein Gold, sein zwölftes bei Weltmeisterschaften. Ob er sich bei einer anderen Entscheidung betrogen gefühlt hatte, wurde Björndalen gefragt: „Wenn ich ehrlich bin: Ja", antwortete der 35-jährige Biathlon-Profi, der seinen Fehler, der ihm laut Abschluss-Urteil keinerlei Vorteil eingebracht hatte, überbewertet sah: „Natürlich gibt es Regeln. Aber die einen interpretieren diese eben so - und die anderen so.“

amo

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