„Ein bisschen wütend“

Snowboard-Queen Amelie Kober gewinnt am Sudelfeld – und ärgert sich über den Verband. Dessen Erwartungen an sie findet sie „unverschämt“.
BAYRISCHZELL Natürlich hat sich Amelie Kober (22) auch Freude. „Der Sieg tut gut“, sagte die Snowboarderin aus Fischbachau nach ihrem Heimsieg. Sie hatte den Parallel-Riesenslalom in Bayrischzell gewonnen und konnte ihn hinterher zu Hause feiern, nur ein paar Autominuten entfernt.
Doch war die Freude gedämpft. Kober war schnell klar, dass „der Fokus bei Olympia jetzt noch mehr auf mir liegt“. Und Druck spürt sie schon mehr als genug. Sie soll nicht nur Olympiasiegerin werden, sondern ganz nebenbei noch den Fortbestand ihres Verbandes retten.
„Wir sind zum Erfolg verdammt, sonst werden wir im nächsten Olympia-Zyklus kleinere Brötchen backen müssen“, hatte Timm Stade, Sportdirektor des Snowboard-Verbands, kürzlich erklärt. Gemeint sind vor allem: Erfolge von Amelie Kober. Wenn der Chef solchen Druck macht, kann eine junge Athletin schon mal darunter leiden.
Deswegen hat sich Kober beschwert. „Ich bin ein bisschen wütend, dass ein Verband solche Aussagen macht. Das finde ich ein bisschen unverschämt“, sagte sie. „Aber es ist, wie es ist. Eine Medaille ist mein Traum, wenn der in Erfüllung gehen würde, wäre das Wahnsinn. Aber ich mache die Medaille jetzt nicht wegen dem Verband, sondern für mich selbst.“
Die Last, Ergebnisse zu produzieren, die dem Verband und den Sponsoren ins Konzept passen, macht ihr offenbar zu schaffen. Bei den Olympischen Spielen 2006 war die Kufenflitzerin vom SC Miesbach unbekümmert und überraschend zu Silber gefahren. So begann in Turin die fabelhafte Welt der Amelie: Innerhalb eines Tages wurde die damals 18-Jährige von der unbekannten Nachwuchssportlerin zur landesweit gefeierten Athletin. Von dem unbekümmerten Teenager von damals ist nicht mehr viel geblieben: „Den gibt es nur noch, wenn ich alleine auf der Piste bin.“
In Vancouver wird sie nicht allein sein.
Emma Gnatzig