"Wir sind der beste Aufsteiger aller Zeiten"

EHC-Manager Christian Winkler ist stolz über den Einzug seines Klubs in die Playoffs – und glaubt an den Reimer-Transfer
von  Interview: Matthias Kerber
EHC-Manager Christian Winkler: Ein Kämpfertyp, der auch mal durchgreift.
EHC-Manager Christian Winkler: Ein Kämpfertyp, der auch mal durchgreift. © Rauchensteiner/AK

AZ: Herr Winkler, „manchmal ist die Realität schöner als die Träume”, sagte Spaniens Ministerpräsident Zapatero nach dem WM-Triumph der Iberer. Das dürfte Ihre Gefühlslage als Manager des EHC, der nun in den Pre-Playoffs steht, auch gut umreißen, oder?

CHRISTIAN WINKLER: Ja, das trifft es sehr gut. Als ich jetzt mal eine stille Minute für mich hatte, ist wirklich das letzte Jahr wie in einem Film an mir vorbeigezogen. Diese emotionale Achterbahnfahrt war unglaublich und unmenschlich. Beginnend mit unserer Meisterfeier in Schwenningen, der Euphorie, die damals herrschte und auf die der absolute Tiefpunkt folgte, als wir die Lizenz für die DEL nicht erhalten haben. Da waren plötzlich solche Hürden im Weg, dass man echt dachte, die packen wir nicht.

Man muss nicht darum herumreden, Eishockey in München stand damals vor dem endgültigen Aus.

Ja, ich denke, wenn wir die Lizenz nicht gekriegt hätten, wäre es das wirklich gewesen, dann wäre all das, was wir uns in den Jahren aufgebaut hätten, eingestürzt. Das waren extrem harte Zeiten. Ich war, als die Nachricht kam, ja mit meiner Familie in Florida im Urlaub. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich den ganzen Tag am Pool stand, immer mit dem Handy am Ohr, weil ich versucht habe, die Spieler zu beruhigen und Infos zu erhalten.

Wie nahe waren Sie damals ganz persönlich der Verzweiflung?

Das war eine ganz dunkle Zeit, und ich kann mich auch nur bei meiner Familie bedanken, dass sie das mitgemacht hat. Es sind schon Ehen an weniger zerbrochen. Aber nach einer kurzen Phase des Schocks, der extremen Niedergeschlagenheit, haben wir alle gleich weitergekämpft. Und diese Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Dass auch unsere Gesellschafter das alles mitgemacht haben, zeigt, wie sehr sie den EHC im Herzen tragen, ein normaler Gesellschafter hätte gesagt: Mir reicht’s, das tue ich mir nicht länger an. Aber sie haben es sich angetan und das, was wir jetzt erleben, ist der Lohn für all die harte Arbeit. Wir können wirklich stolz sein. Wir sind der beste Aufsteiger aller Zeiten in der DEL, wir haben es geschafft, in die Playoffs zu kommen. Das soll man nicht zu hoch hängen, aber man sollte es auch nicht zu tief hängen. Speziell, wenn man bedenkt, was wir uns vorher alles anhören mussten.

Die einhellige Meinung der Experten war: Der EHC wird Letzter in dieser Saison.

Ja, wir sind belächelt und ausgelacht worden. Mir haben sie gesagt: Christian, das ist eine gute Zweitliga-Mannschaft, mehr nicht. Wenn man jetzt sieht, wie viele unserer Zweitliga-Spieler über zehn Tore geschossen haben, dann haben wir was richtig gemacht. Oder mir wurde vor der Saison prophezeit, dass es mich meinen Job kosten würde, wenn wir weiter auf Sebastian Elwing und Joey Vollmer im Tor setzen. Nun, beide haben bewiesen, dass sie DEL-Keeper sind und ich habe meinen Job auch immer noch.

Aber einer der beiden dürfte seinen Job wohl kommende Saison los sein, Sie haben Nationaltorwart Jochen Reimer so gut wie verpflichtet.

Wir sind uns mit Jochen grundsätzlich einig, das stimmt, die Verhandlungen sind abgeschlossen. Ich bin guter Dinge, dass wir Jochen in der nächsten Saison beim EHC sehen werden. Ich habe darüber auch mit Joey und Sebastian persönlich gesprochen, aber wer bleibt, wird erst nach der Saison entschieden.

Bei Reimer haben Sie ja auch alle Trümpfe gezogen...

Ja, der Jochen ist mit der Schwester vom Buchwieser Martin zusammen. Ich war da so etwas wie der Geburtshelfer dieser Beziehung. Es war in der Kabine nach dem verlorenen Finale gegen Bietigheim. Der Jochen saß links von mir, die Kathl rechts. Und ich habe dann gesagt: „Jochen kennst du eigentlich schon die Kathl, die Schwester vom Martin?” Und noch an dem Abend hat es Klick gemacht. Ich habe damals sozusagen Weitsicht bewiesen. Aber Spaß beiseite, die private Situation hat bei den Verhandlungen sicher nicht geschadet, denn normalerweise ist so ein Spieler für uns unerreichbar.

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