Winkler: "Wir können gemeinsam Großes erschaffen"

AZ: Herr Winkler, der EHC ist dank des Einstiegs von Red Bull gerettet, ein besseres Geburtstagsgeschenk hätte man Ihnen gar nicht machen können!
CHRISTIAN WINKLER: Dieser Tag jetzt ist einer der schönsten in meinem Leben. Denn man muss gar nicht drumherum reden, der EHC war tot. Er ist mindestens drei Mal gestorben. Dass Red Bull den EHC, der ja irgendwo mein Baby ist, jetzt wiederauferstehen lässt, ist einfach großartig. Und ich kann versichern, sie werden diese Entscheidung nicht bereuen.
Dann können Sie ja in Zukunft zusammen mit Red-Bull-Boss Didi Mateschitz feiern, der hat nämlich auch am 20. Mai Geburtstag.
Das wusste ich bisher noch gar nicht, aber ich kann ihm auf diesem Weg nur alles Gute wünschen und gratulieren. Wir werden alles dafür tun, dass er den EHC in Zukunft als Geschenk ansehen kann.
Wie nahe gingen Ihnen die letzten Wochen?
Unglaublich nahe, da war man in den stillen Stunden, den Tränen schon nahe. Ich muss auch sagen, das allererste Mal in meinem Leben habe ich jetzt ganz zum Schluss hin gar nichts mehr gespürt. Durch dieses andauernde Auf und Ab, dieses Schwanken zwischen Himmel und Hölle, war ich einfach gefühllos, in einer Art Schockzustand gefangen. Es tat schon gar nicht mehr weh, ich war schlicht emotional tot. Ich denke, ich habe mich so gefühlt, wie sich die Bayern jetzt nach dem Drama gegen Chelsea fühlen müssen. Es ist sicher so, dass die letzten Wochen, ja Monate bei mir schon Spuren hinterlassen haben, das steckt man nicht einfach alles so weg. Da ist auch nicht alles gut gelaufen, aber ich bin weiter mit vollem Herzen und Elan für den EHC da. Aber es gab sicher Momente, wo ich nicht mehr glaubte, dass es noch was wird. Wo ich als ich noch Durchhalteparolen ausgegeben habe – und was anderes waren es nicht –, mich die Leute für verrückt gehalten haben, mich am liebsten eingeliefert hätten.
Und jetzt sind Sie plötzlich auch nach Co-Geschäftsführer!
Das ist ein Posten, den ich nie angestrebt habe, aber ich bin auch keiner, der vor Verantwortung davon läuft. Ich denke, ich habe jetzt in dem Verein nahezu jeden Posten, jede Funktion inne gehabt. Ich bin Manager, jetzt Co-Geschäftsführer, saß auch schon als Ersatztorwart auf der Bank. Und Mädchen für alles bin ich sowieso.
Wo sehen Sie Ihr neues Aufgabengebiet?
Red Bull hat uns durch diesen Einstieg ein neues Leben geschenkt. Aber vorerst nur für ein Jahr. Jetzt sind alle in München gefragt, sich zu diesem Verein zu bekennen. Die Spieler haben es schon getan, die besten Fans haben wir auch, wenn jetzt auch noch die Politik und Wirtschaft klar sagen: Ja, wir wollen Eishockey in München wirklich haben und den Worten der letzten Zeit auch Taten folgen lassen, dann können wir hier gemeinsam Großes erschaffen. Die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass diese Solidarität in der Stadt da ist, dass man uns hier haben will, das darf aber nicht abebben, das müssen wir weiterausbauen. Die Rettung ist nur der erste Schritt.
Wie sieht es mit der Mannschaft für die neue Saison aus?
Der Kern steht ja. Viele Leistungsträger haben ja schon Verträge. Ich werde mich jetzt daran machen, junge hungrige Spieler zu verpflichten, die uns mit ihrem Biss weiterhelfen. Leider wird Kapitän Stephane Julien nicht zum neuen EHC gehören. Er hat mich gerade informiert, dass er seine Karriere beenden wird. Seine familiäre Situation lässt eine andere Entscheidung nicht zu. Ich kann ihm nur Danke sage, er war ein Traum-Kapitän.