"Von diesem Spiel wird man noch lange reden!"

Der EHC verliert das erste Playoff-Spiel gegen Köln – nach einem Verlängerungskrimi. Aber Cortina ist stolz.
AZ: Herr Cortina, Ihr EHC hat das erste Playoff-Spiel gegen die Kölner Haie in einem denkwürdigen Spiel erst in der dritten Verlängerung verloren. Was überwiegt bei Ihnen? Die Enttäuschung über die 3:4-Niederlage oder der Stolz über das Geleistete?
PAT CORTINA: Selten konnte ich eine Frage so eindeutig beantworten: der Stolz! Ehrlich gesagt, ich weiß selber nicht, wo die Mannschaft immer wieder diese Energie hernimmt. Im ersten Drittel waren wir noch schüchtern, noch zu zurückhaltend, aber dann haben wir das Spiel an uns gerissen und waren auch die bessere Mannschaft. Wir hatten eine Vielzahl an Großchancen. Leider haben wir keine genutzt, aber wir haben ein Spiel hingelegt, von dem wird man in München noch lange reden. Ein Spiel, das wir wahrscheinlich alle nie vergessen werden. Ich kann mich nur bei den Jungs bedanken, dass ich ein Teil dieses unvergesslichen Tages war, dass ich das miterleben durfte.
Haben Sie das auch Ihren Spielern in der Kabine gesagt?
So ähnlich. Meine Botschaft vor der Partie war, dass wir einfach wir selber sein müssen, dass wir für uns und das, was der EHC repräsentiert, einstehen müssen. Und bei Gott, die Jungs sind dafür eingestanden. Ich habe ihnen nach dem Spiel gesagt, wie stolz sie mich gemacht haben, wie stolz sie auf sich sein können und dass ich vor ihnen den Hut ziehe. Und gleichzeitig habe ich gesagt, dass, wenn wir im zweiten Spiel die gleichen Tugenden in die Waagschale werfen, die Serie auf keinen Fall vorbei sein muss, nicht vorbei sein wird.
Auch Sie selber hatten einen sehr denkwürdigen Auftritt. In der Verlängerung entschieden die Schiedsrichter auf Tor für Köln, Sie stürmten aufs Eis und gingen mit geballter Faust auf die Referees zu.
Ja, da ist das italienische Blut in mir hochgekocht. Es war mir klar, dass der Puck nicht drin war, durch meinen Auftritt wollte ich sicherstellen, dass die Referees sich das Tor im Videobeweis anschauen. Was sie auch taten und dann das Tor nicht anerkannten.
Sie sahen extrem bedrohlich aus!
Eigentlich wollte ich demnächst mal wieder bei mir einen Gesundheitscheck machen, ob die Pumpe noch gut funktioniert, deswegen habe ich mich mal so richtig aufgeregt. Aber Spaß beiseite, ich bin nicht stolz darauf, dass mir die Sicherungen durchgebrannt sind. Ich bin froh, dass weder meine Mutter noch meine Töchter im Stadion waren und mich so gesehen haben. Aber in der Situation dachte ich, dass es notwendig ist, dass ich mich vor das Team stelle und alles gebe. Das war wie ein Vater, der seine Kinder vor einer akuten Gefahr beschützt und dabei bereit ist, sie mit seinem Leben zu verteidigen.
Am Freitag geht es nun zum zweiten Spiel nach Köln.
Wir werden bereit sein. Wir werden wieder alles geben. Wenn sie uns schlagen, dann weil sie besser waren, aber nicht, weil wir nicht alles gegeben hätten. Aufgeben, das ist nicht in der DNA dieses Teams verankert. Auf jeden Fall werden wir die Zeit genießen, die wir in dieser Saison noch haben. Wer weiß, vielleicht ist die Zeit ja noch lange.