Verkehrte Eishockey-Welt: Partnerschaft der Erzfeinde

Der EHC München und die Augsburg Panther kooperien vorbildlich. Aber Supertalent Florian Kettemer vor Abflug zu den Schwaben. Gegen den anderen Hassgegner Landshut gibt es den sechsten Sieg in Serie (3:2).
MÜNCHEN Derby-Time - it's EHC-Time! Die Münchner gewannen nach den Partien gegen Bad Tölz (4:1) und Garmisch (5:2) nun am Freitag Abend auch vor 3246 Zuschauern gegen den Erzrivalen aus Landshut. 3:2 hieß es Am Ende für den EHC (Tore: Wrigley, Gyori, Wycisk). "Das war sehr hart", befand dann auch Coach Pat Cortina nach dem Arbeitssieg.
Hart und hitzig, wie die deftige Keilerei zwischen Münchens Martin Schymainski und dem Landshuter Florian Müller Mitte des Schlussdrittels bewies. Hiebe unter Erzfeinden. Dass es auch anders geht, beweist ein anderes Beispiel. Der EHC München und dem DEL-Klub Augsburger Panther.
Jahrelang verband die Augsburger und die Münchner nur eines: eine abgrundtiefe Antipathie. Da wurden Wurfgeschosse in die andere Fankurve gepfeffert, Stadionfahnen entwendet, da gab es – für Eishockeyfans unübliche – Prügeleien. „Es ist die ewige Rivalität Alt-Bayern gegen Schwaben. Nur der Lech trennt die Ländereien. Und doch trennen sie Welten“, erklärte etwa Panther-Manager Max Fedra, als die Klubs vor zwei Jahren im Pokal aufeinandertrafen.
Alles vergessen, alles vorbei, die Welten, sie haben zueinander gefunden. Seit dieser Saison unterstützen sich die Vereine nach Leibeskräften. So spielen die Münchner Florian Kettemer und Martin Schymainski mit Förderlizenz für die Augsburger und die Panther Patrick Seifert, Uli Maurer und Christian Wichert auch für den EHC. „Dass die Kooperation so gut klappt, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht geglaubt“, sagte Manager Christian Winkler vor dem Derby gegen einen anderen Erzrivalen, die Kannibalen aus Landshut.
Im Sommer war Winkler in geheimer Mission nach Augsburg gefahren und hatte sich mit Panther-Coach Larry Mitchell zu Sondierungsgesprächen getroffen. „Da bin ich schon mit einem mulmigen Gefühl hingefahren, denn die Geschichte der beiden Vereine ist ja nicht gerade freundlich“, sagt Winkler, „aber Mitchell und ich können gut miteinander und die Partnerschaft ist vorbildlich, aber in beide Richtungen. Denn auch die Augsburger profitieren davon, dass ihre Spieler bei uns Eiszeit bekommen. Und auch EHC-Coach Cortina ist begeistert: „Dass wir im Moment so gut dastehen, hat auch damit zu tun, dass die Kooperation mit Augsburg so vorbildlich ist. Mitchell ist ein sehr guter Trainer. Und vielleicht hilft ja auch die alte Bande zwischen München und Max Fedra, dass es so herausragend funktioniert.“
Schließlich war Fedra der Manager der München Barons in den Jahren 1999 bis 2002, bevor der Verein nach Hamburg zwangsverkauft wurde. Und die schwäbisch-bayerische Allianz, sie soll möglichst weitergehen. Die Zeichen stehen gut, schließlich verlängerte Mitchell seinen Vertrag bei den Panthern gerade bis 2011. „Ich hoffe, dass es so weitergeht“, sagt Winkler.
Aber was passiert, wenn die Augsburger EHC-Supertalent Florian Kettemer für die kommende Saison abspenstig machen? Nach AZ-Informationen haben die Panther den 22-Jährigen bereits auf ihrer Wunschliste. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Kettemer in der kommenden Saison in Augsburg spielt, ist sehr groß“, bestätigt Winkler das Werben der Schwaben. „Als Münchner darf man das eigentlich nicht sagen, aber ich denke, es wäre das beste, wenn der Florian schon geht, dass er in Augsburg landet. Dann kann er auch mit Förderlizenz bei uns spielen.“
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Matthias Kerber