Stastny: "Ich muss Schweinsteiger sehen!"
HANNOVER So sind sie, die Eishackler. Kaum nach einem Transatlantikflug gelandet, geht es schon rauf aufs Eis. Beschwerden über Reisestrapazen und Überbelastungen überlässt man getrost den Fußballern. Paul Stastny, der Superstar der Colorado Avalanche, der aufgrund des Lockouts in der NHL am Donnerstag beim EHC Red Bull München unterschrieben hat, landete am Freitagmorgen in München, stieg umgehend in den nächsten Flieger nach Hannover und spielte dann gleich noch bei den Scorpions.
Den Flug verkürzte er sich mit der Lektüre von Büchern von Erfolgsautor Dan Brown („Sakrileg”, „Illuminati”). „Ich mag seine Geschichten. Am meisten mag ich, dass er einem ein größeres geschichtliches Wissen vermittelt. Er schreibt über Dinge, von denen man viel gehört hat, aber trotzdem kein tieferes Verständnis hat. Etwa von den Freimaurern in Washington oder dem Vatikan”, sagte Stastny, „ich liebe es, unterhalten zu werden, aber dabei auch noch etwas zu lernen.”
„Er ist ein Vorzeigeprofi”, sagte EHC-Manager Christian Winkler, der den Deal in einer Nachtsitzung zum Abschluss gebracht hatte.
„Ich wollte in einer schönen Stadt spielen, in einer guten Mannschaft, dazu mit Leuten, die ich kenne – wenn man in einer City wie München anheuert, kann man sich nur als Gewinner fühlen”, sagte der 26-Jährige der AZ. Speziell, wenn man riesiger Fußball-Fan ist. „Unter allen Umständen muss ich ein Spiel der Bayern in der Champions League sehen”, so Stastny, „ich muss Schweinsteiger sehen. Auch Lahm mag ich, das ist ein kleiner Kerl mit viel Feuer.”
In den letzten Tagen hatte er immer wieder dem anderen NHL-Star in Reihen des EHC, Blake Wheeler von den Winnipeg Jets, SMS geschrieben, sich über den EHC informiert. Wheeler und Stastny spielten zusammen in der US-Nationalmannschaft, sind seitdem gute Freunde. Da beide den gleichen Agenten haben, ging’s ganz schnell mit dem Wechsel zum EHC. Möglich gemacht hat dies das Mietwagen-Unternehmen drive.de, das für die beiden NHL-Stars, die jeweils pro Spiel bezahlt werden, als externer Sponsor auftritt.
Stastny entspringt einer Eishockey-Dynastie. Sein Vater Peter ist Mitglied der Ruhmeshalle des Eishockeys, in 1070 Spielen gelangen ihm 483 Tore und 861 Assists, seine Spitzname lautet „Peter, der Große”. Auch die Onkel Anton (716 Spiele, 272 Tore, 416 Assists) und Marian (354 Spiele, 126 Tore, 190 Vorlagen) waren Größen in der NHL. „Es macht mich sehr stolz, aus dieser Eishockeyfamilie zu stammen”, sagte Paul Stastny, „ich will dem Namen Stastny immer Ehre erweisen”, sagte der EHC-Neuzugang, der seit 2006 in der NHL bei Colorado spielt und dem bei 442 Partien 129 Treffer und 253 Assists gelangen. „Mein Vater war immer mein Vorbild. Und er hat heute noch Tricks drauf, dass ich mich nur kratzen kann, wie er das gemacht hat”, sagte der Neu-EHCler. In München wird er nicht mit der legendären Nummer 26 seines Vaters antreten, sondern mit der 11. Stastny: „Die Nummer hatte ich bei den Junioren und auch bei den Weltmeisterschaften, die 26 war leider weg.”
Beim EHC spielt Brent Aubin mit dieser Nummer, die schon Blake Wheeler haben wollte. Den Kampf um die 26 haben die NHL-Cracks also verloren.