Söderholm: Eine Finne, der nicht schweigen mag

Der EHC-Neuzugang über seine Ähnlichkeit mit Bayern-Sportvorstand Sammer, seine Stärken als Spieler und seine große Liebe zu Deutschland.
Matthias Kerber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der 37-jährige Verteidiger wechselt von HIFK Helsinki, wo er seit 2009 spielte, zum EHC Red Bull. 2007 holte er mit Finnland Silber bei der Eishockey-WM.
imago Der 37-jährige Verteidiger wechselt von HIFK Helsinki, wo er seit 2009 spielte, zum EHC Red Bull. 2007 holte er mit Finnland Silber bei der Eishockey-WM.

AZ: Herr Söderholm, wir sind ja von Importspielern im Eishockey einiges gewöhnt, aber sicher nicht, dass sie fast akzentfrei deutsch sprechen...

ANTON SÖDERHOLM: Naja, wenn Sie das als akzentfrei bezeichnen, müssen Sie ein sehr netter Kerl sein. Aber Spaß beiseite, ich habe von 2005 bis 2007 beim SC Bern gespielt. Am allerersten Tag, an dem ich in die Kabine kam, habe ich zu dem Kerl mit dem Spind neben mir gesagt, dass er mit mir bitte nur deutsch reden soll.

Gut, dass es kein Kanadier war.

(lacht) Stimmt! Aber ich finde das einfach angebracht und notwendig. Ich finde es ein Zeichen von Respekt, dass man die Sprache der Leute spricht, in deren Land man lebt und arbeitet und nicht mit der Einstellung rangeht: ‘Ihr habt mich zu verstehen.’ Ich will ja auch mit den Menschen kommunizieren. Ich bin der, der in einem anderen Land arbeitet, da kann ich nicht erwarten, dass sich die Welt nach mir richtet und alle anderen versuchen müssen, mich zu verstehen. Der Aufwand ist ungleich geringer, wenn sich nur einer ändern muss, nicht alle anderen (lacht).

Sie sind 37 Jahre alt, warum haben Sie sich für München entschieden?

Eigentlich hatte ich meiner Frau, als ich 2009 zurück nach Finnland gewechselt bin, versprochen, dass dies unser letzter Umzug sei, dass wir uns jetzt in unserer Heimat niederlassen. Tja, und dann kam das Angebot aus München...

Und gleich Zoff mit der Frau?

Zum Glück nicht! Die ganze Familie...

Sie haben auch noch zwei Töchter...

Genau, die Familie war gleich aufgeregt. Im positiven Sinne. So ein Angebot – und das dazu noch in meinem fortgeschrittenen Eishockeyspieler-Alter – bekommst du nur einmal im Leben. Es hat nicht lange gedauert, dass wir uns entschieden haben, nach München zu kommen. Es war eine Familienentscheidung.

Wie würden Sie den Spieler Toni Söderholm beschreiben?

Eigentlich alle sagen über mich, dass ich ein Offensivverteidiger bin und da meine Stärken habe. Aber ich selber finde, dass ich auch sehr gut in der Defensive bin (lacht). Aber klar mag ich es, den Angriff zu eröffnen. Ich denke, mein erster Pass ist sehr gut, leitet oft Konter ein. Und ich bin einer, der sich immer mit allem, was er hat, fürs Team einsetzt.

Und wie ist der Finnen-Toni als Mensch?

Ich bin ein absoluter Familienmensch. Ich bin sehr hilfsbereit, versuche immer allen im Team zu helfen. Egal, ob es auf dem Eis ist oder daneben. Ich stehe, wenn einer etwas braucht, immer parat. Eine Mannschaft ist wie eine Maschine, da greift alles ineinander. Es gibt kein Teil, das unwichtig ist. Ich versuche auch für gute Stimmung zu sorgen. Ich bilde mir zumindest ein, dass ich auch ein paar gute Witze und Scherze auf Lager habe. Aber man weiß ja nie, vielleicht waren die Leute auch immer nur zu höflich, mir zu sagen, dass die Scherze schlecht sind (lacht).

Als der typische finnische Schweiger gehen Sie zumindest nicht durch.

(lacht) Erwischt!

Ihr größter Erfolg war...

Ohne Frage der Gewinn der Silbermedaille mit Finnland bei der WM 2007. Das ist eine unvergessliche Erinnerung, die ich mit ins Grab nehmen werde. Wir sind zwar im Finale an Kanada gescheitert, aber im Halbfinale haben wir die Russen in Russland ausgeschaltet. Das war einzigartig. Wir Finnen schlagen die Russen ausgesprochen gerne.

Haben Sie eine Erklärung, warum das deutsche Eishockey international mit dem Nationalteam in der Krise ist?

Die deutschen Topspieler sind sehr, sehr gut. Wirklich. Aber es fehlt etwas der Unterbau, die Masse. Das gleiche Problem haben wir in Finnland auch. Es gibt in unseren beiden Ländern einfach nicht so viele Eishockeyspieler wie etwa in Schweden oder Nordamerika. Und in Deutschland gehen auch viele, die problemlos Eishockey spielen könnten, eher zum Fußball.

Wo wir schon beim Fußball sind: Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer ähnlich sehen?

Ja, und ich habe davon mehr. Er hat nichts davon, wenn er sagt, er sieht wie Söderholm aus. Ich finde ihn auch als Spieler sehr toll. Ich muss auch zugeben, Bayern war meine erste große Liebe, wenn es um Fußball geht. Mein Vater hat viele Jahre bei BMW gearbeitet, da kam der Bezug zu Bayern dann unweigerlich. Ich war auch bei der WM 2006 in Deutschland, habe mir mit meinen vier besten Freunden die Partie Brasilien gegen Australien angeschaut. Das war ein echtes Volksfest, wir hatten unendlich viel Spaß. Ich mag Deutschland, deswegen musste ich – mussten wir – nicht lange überlegen, als München an meine Tür klopfte.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.