Siegen oder fliegen: Für den EHC geht es gegen Mannheim jetzt um alles
München/Mannheim - Das drohende Playoff-Aus ignorierte Don Jackson einfach, die Folgen einer weiteren Niederlage schob der DEL-Rekordtrainer ganz galant beiseite. Für den Amerikaner ist nach der 3:4-Schlappe nach Verlängerung in Spiel fünf des Viertelfinals noch lange nicht aller Tage Abend.
"Wir gehen das an wie eine Serie über sieben Spiele, es gibt keinen anderen Weg", sagte der Coach des EHC mit stoischer Miene, obwohl sich die Adler Mannheim in der Verlängerung gerade die 3:2-Serienführung und zwei Matchbälle erspielt hatten: "Also was mich anbetrifft, sind für uns noch zwei Spiele zu bestreiten und zu gewinnen."
Ein ungewohntes Saisonende schon Ende März, das endgültige Ende seiner grandiosen Trainer-Karriere? Für solch ein Szenario ist in Jacksons Gedanken kein Platz, auch wenn das Tor in der zweiten Overtime von Mannheims Chefprovokateur Matthias Plachta (86.) ins Mark traf.
Der EHC darf sich nun keinerlei Patzer mehr erlauben
Doch dem Wie und Warum schenkt der 68-Jährige keine Aufmerksamkeit, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Jackson konzentriert sich auf Zuspruch für seine Mannschaft. "Ich bin stolz auf unsere Spieler und ich weiß, dass wir stark zurückkommen können", sagte er.
Hinter den Kulissen wird, ja muss allerdings thematisiert werden, was dazu führte, dass der so vielversprechend erscheinende Vorsprung nach Spiel drei aus den Händen glitt, wie Eis in der warmen Sonne schmilzt. Erst leistete sich der EHC das 0:2 am Sonntag im SAP Garden, dann die zweite Pleite in Mannheim.
Der Spielraum für Patzer ist aufgebraucht, erstmals seit der Saison 2020/21 droht das Scheitern in der Runde der letzten acht. Und so ausgeglichen die Auseinandersetzung sein mag - "die beiden Mannschaften sind extrem widerstandsfähig und kampfstark", sagte Adler-Coach Dallas Eakins -, die Makel an den Auftritten des Eishockeyclubs sind klar zu identifizieren.
Der EHC schenkt unnötig das Momentum her
Über alle Partien hinweg hat München zum Beispiel den Mittelabschnitt dominiert. In Spiel eins, vier und fünf wurde es aber versäumt, aus der Überlegenheit mehr Kapital zu schlagen. Am Dienstagabend schenkte der EHC zudem unnötig das Momentum her, weil Konrad Abeltshauser nach dem Auftaktbully zum letzten Drittel den Puck unbedrängt aus dem Spielfeld beförderte.
Die Konsequenz: Eine Strafe wegen Spielverzögerung und aus einer einfachen Unterzahl wurde eine doppelte. Plachta (43.) nutzte das zum 2:2, die Adler waren zurück im Spiel und Kris Bennett (45.) legte wenig später das 3:2 nach.
Schließlich ging auch dem entscheidenden Mannheimer Treffer ein Scheibenverlust von Maximilian Kastner im Angriffsdrittel voraus, der eiskalt bestraft wurde. "Es gab die gleiche Anzahl an Fehlern, die gleiche Anzahl an guten Aktionen und auch fast die gleiche Anzahl an Paraden bei beiden Torhütern", stellte Jackson fest.
Am Freitag geht es für den EHC um alles oder nichts
So schön auch die Tore von Filip Varejcka (5.), Nico Krämmer (23.) und Adam Brooks (52.) allesamt heraus gespielt waren, so berechtigt Jacksons Einschätzung auch gewesen sein mag, das nackte Resultat sprach eben für die Kurpfälzer und der Siegzwang liegt am Freitagabend (19.30 Uhr) beim EHC.
"Man muss auch vor München den Hut ziehen", lobte Plachta, der bei den EHC-Anhängern als eine Art Feindbild gilt, zwar den viermaligen DEL-Meister für seine Auftritte, aber lieber wäre den Jackson-Schützlingen gewiss etwas anderes. Etwa die Gratulation zum Einzug ins Halbfinale beim Handshake nach Spiel sieben. Aber der Weg dorthin ist jetzt weit.
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