Rückkehr des Ballermanns

Eine Woche trainierte Martin Buchwieser bei den Toronto Maple Leafs. Hier erzählt er von Schießübungen und seinem NHL-Traum.
von  Interview: Filippo Cataldo
Martin Buchwiesers Trikot wurde aus der EHC-Kabine gestohlen.
Martin Buchwiesers Trikot wurde aus der EHC-Kabine gestohlen. © sampics/Augenklick

AZ: Herr Buchwieser, „keine Angst, ich komme wieder“ haben Sie gesagt, bevor Sie nach Toronto zum Probetraining der Maple Leafs geflogen sind. Jetzt sind Sie tatsächlich wieder da. Wie war’s?

MARTIN BUCHWIESER: Es war auf jeden Fall eine super Erfahrung.

Herr Buchwieser, jetzt enttäuschen Sie uns aber! Sie waren eine Woche bei einem NHL-Klub – und es soll einfach nur eine tolle Erfahrung gewesen sein?


Ich bin noch total überwältigt. Eishockey hat in Kanada wirklich einen anderen Stellenwert als bei uns. Du stehst mit Eishockey auf und gehst mit den Gedanken ans Eishockey ins Bett. Alle reden ständig von deinem Sport. Das kann man nicht beschreiben, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Es ist einfach – anders!

Ein Beispiel?

Allein die Kabinen sind der Wahnsinn. Die sind riesig, überall hängen Fernseher, jeder Spieler hat ein Entertainment-System. Das ist total surreal verglichen mit unseren. Was nicht heißen soll, dass ich mich in unserer guten, alten EHC-Kabine in der Eishalle nicht mehr wohlfühlen werde.

Was haben Sie – außer Eishockey – noch erlebt?

Der Polizeichef von Toronto ist ein Freund vom Trainer der Maple Leafs und hat uns einmal auf den Schießstand eingeladen. Also hab’ ich da ein bisschen rumgeballert.

Mit Pistolen?

Ja. Und mit einer M 16, so einer Art Sturmgewehr. War auch eine andere Erfahrung. Aber mit Pucks aufs Tor zu ballern taugt auf jeden Fall mehr.

Fühlen Sie sich nach einer Woche in Toronto nun wenigstens ein bisschen als Teil der Maple Leafs?

Ich bin in erster Linie ein Spieler des EHC München – und stolz darauf. Aber es war schon eine interessante Erfahrung, ihr Trainings-Trikot zu tragen.

Aber Sie haben Ihren NHL-Traum jetzt nicht begraben?

Nein, natürlich nicht. Der Lehrgang hat dem Traum sicher nicht geschadet. Aber die NHL ist jetzt einfach nicht aktuell.

Hatten Sie nicht ein bisschen gehofft, dass man Sie gleich behält in Toronto?


Insgeheim natürlich schon. Aber darum ging es nicht bei diesem Lehrgang. Die wollten uns einfach kennenlernen.

Was haben Sie für ein Gefühl? Konnten Sie die Trainer beeindrucken?

Schwierig zu sagen. Die Trainer da reden eigentlich gar nicht mit dir.

Wie bitte?

Ja, wirklich. Wir waren 42 Spieler beim Trainingscamp und haben den ganzen Tag alles gegeben. Ich denke schon, dass ich mich gut angestellt hab', aber eine richtige Rückmeldung auf deine Leistung kriegst du nicht. Die reden – wenn überhaupt – nur mit deinen Beratern.

Und wie war die Rückmeldung da?


Die scheinen ganz zufrieden mit mir gewesen zu sein. Im August findet das richtige Trainingscamp statt, in dem es dann wirklich um einen Platz im Kader der Maple Leafs oder in ihrem Farm-Team geht. Mal schauen, vielleicht laden sie mich wieder ein.
 

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