„Pro Carsten“: EHC-Fans im Clinch mit den Bossen

Nach Ärger mit den Klubchefs hat Pressesprecher Zehm beim Eishockey-Zweitligisten gekündigt. Nun kämpfen die Anhänger für ihn. Präsident Bochanski aber bleibt stur: „Er ist ein Mitarbeiter unter vielen“.
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Die Nordkurve bezieht Stellung: Mit einer Choreographie und einem großen Plakat unterstützen die EHC-Fans Pressesprecher Carsten Zehm.
Nordphoto Die Nordkurve bezieht Stellung: Mit einer Choreographie und einem großen Plakat unterstützen die EHC-Fans Pressesprecher Carsten Zehm.

Nach Ärger mit den Klubchefs hat Pressesprecher Zehm beim Eishockey-Zweitligisten gekündigt. Nun kämpfen die Anhänger für ihn. Präsident Bochanski aber bleibt stur: „Er ist ein Mitarbeiter unter vielen“.

MÜNCHEN Eine Südkurvenchoreographie der Bayern-Anhänger für Mediendirektor Markus Hörwick? Die Löwen-Fans tragen Buttons mit der Aufschrift „Pro Robert Hettich“? Fast undenkbar. Im Münchner Eishockey passiert derzeit aber genau dies. Die EHC-Fans kämpfen für den Pressesprecher. Dafür, dass Carsten Zehm im Amt bleibt. Der 38-Jährige, seit sieben Jahren in EHC-Diensten, hat nämlich zu Saisonende gekündigt. Offiziell „aus persönlichen Gründen“. Inoffiziell, weil er seine Arbeit von den Klubchefs nicht genug gewürdigt sieht. Die Fans aber stehen auf seiner Seite.

Ein seltsam anmutender Streit, der beim Heimspiel des Zweitligisten am Freitag gegen den ESV Kaufbeuren (6:2) seinen Höhepunkt erlebte: An einem Stand mit Fan-Utensilien wurden Buttons mit „Pro Carsten“-Aufschrift verkauft (ein Euro das Stück). Auch ein Plakat in der Olympia-Eishalle verkündete: „Pro Carsten Zehm“. Und in der Nordkurve hing ein riesiges Spruchband: „EHC ohne Carsten ist wie München ohne Frauenkirche“. Zudem hielten Fans bei einer Choreographie – um Zehms Arbeit zu würdigen – hunderte Zeitungen in die Höhe. Damit wollten sie auch EHC-Boss Bochanski zeigen, wie wichtig Zehm für den Klub ist.

Der EHC-Sprecher selbst wurde von den Aktionen überrascht. „Allein sein Gesichtsausdruck, als er die Buttons gesehen hat, war die Sache wert“, sagt Denis Maurer. Maurer schneidet Videos für die Homepage, er ist einer der Initiatoren der „Pro Carsten“-Kampagne. Nach dem Dresden-Spiel vergangenen Sonntag hätten mehrere Ehrenamtliche entschieden, „ihm den Rücken zu stärken“ (Maurer). Zehm waren die Fan-Bekundungen fast peinlich. „Ich hatte keine Ahnung davon“, sagte er, gab aber zu: „Diese Aktionen der Fans haben mich natürlich gerührt.“

Seitens des Klubs stellt sich die Sache anders dar. „Natürlich ist Carsten Zehm ein guter Pressesprecher, aber er ist nur ein Mitarbeiter unter vielen – und nicht der wichtigste. Es geht hier nicht um einen Geschäftsführer, Trainer oder Mittelstürmer, es geht um den Pressesprecher“, sagte EHC-Präsident Jürgen Bochanski am Sonntag vor dem Gastspiel in Ravensburg (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) der AZ. Außerdem meinte er: „Er ist auch ein guter Fan-Beauftragter, und wir wissen nicht, was er den Fans erzählt.“ Klingt, als würde er Zehm selbst als Drahtzieher hinter den „Pro Carsten“-Aktionen vermuten...

Das Thema, so Bochanski, habe eh keine Priorität: „Wir wollen Meister werden, wir müssen alles für die DEL-Bewerbung vorbereiten – das ist wichtig! Außerdem hat Carsten Zehm, der gutes Geld bei uns verdient, ja selbst gekündigt.“ Bochanski weiter: „Bei uns liegen viele Bewerbungen auf dem Tisch. Es gibt viele Pressesprecher in München – schlechtere und bessere.“

Harte Worte. Zehm sagt dazu auf AZ-Anfrage: „Der Präsident darf sagen, was er mag. Ich kommentiere das nicht.“ Die Fans sprechen für ihn.

Jochen Schlosser, Gunnar Jans

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