Pat Cortina: "Mein Ego ist jetzt noch größer"
Trainer Pat Cortina hat mit dem EHC München in Kanada Selbstvertrauen getankt. Er startet einen neuen Angriff auf die DEL. Und wünscht sich, noch weitere zehn Jahre im Amt zu bleiben
AZ: Herr Cortina, zum ersten Mal in der Geschichte des EHC München ist das Team in der Vorbereitung zu einem Turnier nach Kanada geflogen. Wie war’s dort drüben?
PAT CORTINA: Die Reise war ein voller Erfolg. Es war toll zu sehen, dass die Mannschaft auf dem extrem hohen internationalen Niveau dort mithalten konnte. Das ist etwas, woran ich das Team im Laufe der Saison immer wieder erinnern werde: Wenn ihr die gleiche Leistung bringt, wie in Kanada, kann dieses Jahr gar nichts schief gehen.
Wie waren die Reaktionen der Kanadier?
Die sind ziemlich ignorant, wenn es um europäisches Eishockey geht – das wusste ich schon vorher. Da denken viele, dass Europäer gar nicht spielen können. Umso schöner war es dann, die überraschten Gesichter zu sehen, als wir spielten. Plötzlich sagten die Leute: Wow, das ist ja richtig gutes Eishockey, was die da zeigen.
Gut fürs Ego, oder?
Ja, es hat mir wirklich Spaß gemacht, den Leuten zu zeigen, was wir können. Es gab viele Komplimente. Mein ohnehin schon großes Ego ist jetzt natürlich noch größer.
Spüren sie manchmal eine Sehnsucht, in Ihre Heimat zurückzukehren und ein kanadisches Team zu trainieren?
Ich muss realistisch sein. Ich bin seit 1988 in Europa, und die Wahrscheinlichkeit, dass ich jetzt nochmal ein Team in Kanada trainiere, ist nicht sehr hoch. Meine Frau ist Europäerin, meine Tochter ist hier geboren. Und ich habe in Europa im Eishockey viel mehr erreicht als in Kanada. Vielleicht gehe ich eines Tages zurück. Aber vorher möchte ich hier erfolgreich sein – und in die DEL kommen.
Mit dem EHC?
Natürlich!
Klappt das dieses Jahr?
Schwer zu sagen, ich habe unsere Konkurrenz bisher noch kaum spielen sehen. Wir sind jetzt im zweiten Jahr unseres Dreijahresplans. Wenn es dieses Jahr klappt: Toll. Wenn nicht, dann versuchen wir es eben nächstes Jahr wieder.
Mit Ihnen als Coach?
Das hoffe ich doch. Wenn es nach mir geht, bleibe ich die nächsten zehn Jahre noch hier.
Also sind Sie immer noch glücklich beim EHC?
Es gefällt mir hier ausgezeichnet, die Rahmenbedingungen sind großartig. Das Management hat das Team zusammengehalten, so etwas kommt im Profi-Sport nicht oft vor. Ich habe den Spielern vom ersten Tag an gesagt: Wir können uns glücklich schätzen, dass wir eine weitere Saison zusammen arbeiten können. Und wir müssen das Beste daraus machen.
Welche Spieler sind für sie die Sieger der Vorbereitung?
Wirklich herausgestochen haben Neville Rautert und David Wrigley. Vor allem von Neville erwarte ich, dass er in diesem Jahr den Schritt vom Jugendlichen zum echten Mann macht. Und so wie die Vorbereitung gelaufen ist, glaube ich, dass er das auch schafft.
Ist die Kapitänsfrage geklärt?
Darüber werde ich mit der Mannschaft noch sprechen. So viel vorweg: Die Spielführer werden die gleichen bleiben wie letztes Jahr (Andreas Raubal und Chris Bahen, die Red.). Und auf der Position des Vize-Kapitäns werden wir monatlich rotieren. Ich glaube es sind einige Spieler dabei, die zu Führungsspielern heranwachsen könnten: Dietrich, Wrigley, Rautert, Wycisk und noch einige mehr.
Sie sind ab sofort nicht mehr Trainer der ungarischen Nationalmannschaft. Was bedeutet das für den EHC?
Dass ich mich noch mehr kümmern kann um die Einzelspieler. Wir haben dieses Jahr mit Peppi Heiß einen Vollzeit-Assistent-Coach. Das gibt mir die Möglichkeit, mich mehr auf die individuelle Förderung zu konzentrieren. Ich will Spielern wie Neville oder auch Wirgley helfen, den nächsten Schritt zu machen. Wenn du allein bist, musst du dich stärker aufs ganze Team konzentrieren. Jetzt kann Peppi vielleicht bei der Video-Analyse helfen, die Statistiken auswerten. Das gibt mir mehr Zeit, um mich individuell um Spieler zu kümmern. Ich Freude mich darauf!
Interview: F. Cataldo, A. Neumann
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