Olympia-Qualifikation: Pats Nagelprobe
Eishockey-Bundestrainer Cortina steht beim Olympia-Qualifikationsturnier vor einer schweren Herausforderung. „Der Druck ist groß”, sagt sein Boss – gibt aber trotzdem eine Job-Garantie
MÜNCHENPat Cortina ist seit Herbst eine gespaltene Persönlichkeit. Seit der Italo-Kanadier im September neben seinem Trainer-Job beim EHC auch noch den des Bundestrainers annahm, denkt er zweigleisig. Montags, wenn die EHC-Spieler haben, kümmert sich Cortina um die Belange der Nationalmannschaft, den Rest der Woche denkt er nur an Red Bull München.
Am Sonntag nach dem 2:1 gegen Köln sprach er noch davon, wie ungelegen die anstehende Pause für den EHC komme, doch für Trainer Pat Cortina selbst könnte die Liga-Unterbrechung zum großen Karrieresprung werden. Denn der 48-Jährige reiste am Montag zu seinem Nationalteam nach Bietigheim-Bissingen, um sich dort in einem Turnier gegen die Niederlande, Italien und Österreich für Olympia 2014 in Sotschi zu qualifizieren. Vom Zweitligatrainer zum Olympia-Teilnehmer – Cortina hat das innerhalb von drei Jahren geschafft. Voraussetzung: Die Nationalmannschaft gewinnt die nächsten drei Spiele.
Deutschland ist der Favorit - eine Rolle, die keiner aus dem Kader international kennt. „Dieses Turnier ist sicher eine der größten Herausforderungen meiner Karriere. Allerdings wäre es auch ein großer Schritt in meiner Karriere", sagt Cortina. Noch sind Cortinas die Erfolge meist unterklassig gelungen. Der Aufstieg in die Gruppe der A-Weltmeisterschaft mit einer No-Name-Truppe der ungarischen Nationalmannschaft, der Aufstieg in die DEL mit dem EHC. In Bietigheim wird Cortina ab heute gegen Holland (19.30 Uhr, Sport1 live) beweisen müssen, dass er den Sprung zu den Großen schaffen kann.
„Der Druck auf den Trainerstab ist groß, sie müssen alle drei Spiele gewinnen. Dieses Turnier ist wichtiger als jede Weltmeisterschaft. Deshalb gibt es auch viel zu gewinnen", sagt DEB-Präsident Uwe Harnos. Aber auch einiges zu verlieren: Denn bislang war die Eishockey-Nationalmannschaft für alle Olympischen Winterspiele der Nachkriegszeit qualifiziert.
Bislang bekam Cortina nur Zuneigung. Beim Deutschland-Cup in München holte er den Pokal, die Mannschaft spielte schön, auch erfolgreich. Spieler und Funktionäre feierten den Coach. Cortina überzeugte mit seiner Art, die man auch beim EHC so sehr zu schätzen weiß. Hart aber fair. „Ich kenne Pat nun schon seit 10 Jahren. Sein Auftreten, seine Einstellung und den Spirit den er verbreitet, das ist ganz groß. Von einem Scheitern will ich gar nicht sprechen. Er hat das schon drauf", sagt Harnos. Trotzdem: Cortina ist angespannt vor seiner Nagelprobe: „Ein bisschen Nervosität schadet nicht, das schärft den Verstand”, sagt er selbst. „Wir dürfen die Aufgabe nicht zu locker nehmen."
Harnos erhöht den Druck gleich noch: „Dieses Turnier ist wichtiger als jede Weltmeisterschaft. Aber die Spieler haben alle diesen Fokus. Die Stimmung ist gut, ich bin optimistisch.” Eine Jobgarantie beim Nationalteam gibt ihm Harnos schon jetzt – auch wenn der Olympia-Traum platzen sollte: „Manche sind wechselwilliger. Wenn man etwas erreichen will, muss man langfristig planen. Wir geben Pat Geduld und Zeit. Trotzdem gilt: Wir sind der Favorit." Und der sollte bitte auch zu Olympia fahren.
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