Nach EHC-Finalpleite: Die große Leere am Oberwiesenfeld
München - Es ist die absolute Höchststrafe im Sport - in eigener Halle, vor den eigenen Fans zuschauen zu müssen, wie der Gegner ausgelassen feiert, den Meisterpokal überreicht bekommt.
Zum Schmerz der Niederlage gesellt sich auch noch die Schmach dieses Schauspiels. Ein Blick in die Gesichter der Spieler des EHC Red Bull München nach der 0:5-Niederlage im vierten Finalspiel dieser Best-of-five-Serie gegen die Eisbären Berlin sagte alles. Männer, die mit ihren Emotionen kämpfen, die sich eigentlich nur verkriechen wollen mit ihrer Trauer, ihrer Enttäuschung, ihrem Frust und auch der Wut allein sein wollen, waren gezwungen Augenzeugen zu werden, wie die Eisbären um Kapitän Frank Hördler ihre Freude in die Luft schrien, die Insignien der meisterlichen Macht in Form des DEL-Pokals im goldenen Lametta-Regen in die Höhe stemmten und alkoholische Getränke in sich - und über jeden anderen - schütteten.
Gespenstische Stille in der EHC-Kabine
"Es ist bitter", sagte EHC-Kapitän Patrick Hager, "aber Gratulation an die Eisbären, sie sind zurecht Meister geworden. Berlin war cleverer. Und wer das ganze Jahr oben steht, hat es sich verdient."
Das ist die bittere Wahrheit, ja. Nachdem sich die wackeren Münchner Kempen endlich vom Eis machen konnten, herrschte in der Kabine gespenstische Stille. Die Leere in den Herzen übertrug sich auf den Raum. An dem Ort, wo der EHC 2018 die letzte seiner drei Meisterschaften (2016-2018) - im Spiel sieben des Finales gegen die Eisbären Berlin - ausgiebig, exzessiv und feuchtfröhlich gefeiert hatte, gab es nur ein paar Frust-Biere in aller Stille, dann packten sie die Sache ein. Saison abhaken und in der kommenden Spielzeit wieder angreifen, ist jetzt das Gebot der Stunde. "Wer bei den Red Bulls spielt, will immer Meister werden, sagte Hager.
Dauersprechchöre der EHC-Fans
Doch in dieser Saison waren die Eisbären besser. Für den EHC war der Finaleinzug schon ein Erfolg, den Mitte der Saison keiner erwartet hätte. Das haben am Mittwoch am Oberwiesenfeld auch die EHC-Fans unter denn 5.533 Zuschauern honoriert. Sie die, während des Spiels die Stimmungshoheit verloren hatten, feierten ihr Team die letzten fünf Minuten beim Stand von 0:4 mit Dauersprechchören.

Anders als Mitte der Saison, als die Red Bulls zu launisch, zu uninspiriert, zu schwankend in den Leistungen waren, hat das Team nach dem Jahreswechsel den Turbo gezündet - und sich nur am Ende einem besseren Team beugen müssen. Trotzdem werden sie der großen vergebenen Chance nachweinen.
EHC hatte Berlin in Spiel zwei mit dem Rücken zur Eiswand
Nach dem 4:3-Sieg in Spiel 1 (nach 0:3-Rückstand) hatte München in Spiel zwei die Berliner mit dem Rücken zur Eiswand, in der Verlängerung waren sie das bessere Team, doch den Sieg sicherte sich Berlin im zweitlängsten Finalspiel der DEL-Historie (84 Minuten).
Einen 0:2-Rückstand in einer Finalserie aufzuholen, das wäre auch für diese Eisbären eine Mammut-Aufgabe gewesen.
So aber muss Trainer Don Jackson, mit acht Titeln der erfolgreichste Coach der Liga-Geschichte (fünf mit Berlin, drei mit München), weiter auf Titel Nummer 9 warten, die letzten beiden Finalserien (2019 gegen Mannheim und 2022 gegen Berlin) hat er verloren. "Zweiter ist nie gut genug", lautet sein Credo.
EHC-Saisonabschlussfest am Samstag
Der 65-jährige Jackson, der bei bisher 998 DEL-Spielen als Trainer an der Bande stand, macht auf jeden Fall weiter. Und dann hat er einen Mann im Tor, der am Ende für die Münchner zu einem schier unüberwindbaren Hindernis wurde: Nationalkeeper Mathias Niederberger, der vom Meister zum Vizemeister wechselt.
Erstmal müssen die Spieler aber noch das Saisonabschlussfest am Samstag (14.30 Uhr, Olympia-Eisstadion) absolvieren. Auch das fällt natürlich viel leichter, wenn man das letzte Spiel der Saison nicht verloren hat...
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