Nach Blamage gegen Wolfsburg: EHC München geht in die Olympia-Pause

München - David Leggio gab das Rumpelstilzchen on Ice. Der Amerikaner donnerte seine Torhüterkelle mit aller Wucht aufs Eis, schrie seine Wut, seinen Frust in die mit 4630 Zuschauern besetzte Olympia-Eishalle. Wolfsburgs Gerrit Fauser hatte dem Goalie des EHC Red München gerade nach 58:13 Minuten den Puck als unerwünschtes Präsent zum 0:4-Endstand ins Netz gelegt. Wahrlich nicht der Abschluss, den sich Leggio und der Double-Meister als letztes Ausrufezeichen vor der Olympiapause vorgestellt hatten.
"Wir hätten heute noch lange spielen können und hätten wahrscheinlich kein Tor gemacht. Solche Spiele gibt es", sagte Kapitän Michael Wolf nachdem die Heimsiegserie des EHC von elf Erfolgen en suite gerissen war. Die letzte Heimpleite davor hatte auch der Vizemeister dem Double-Champion beschert. Das war am 24. November 2017 gewesen.
EHC München mit herausragender Saison
"Wir alle hassen es, zu verlieren" , sagte Wolf weiter, "das ist wahrscheinlich auch, was uns so stark macht. Wir sind eben nicht unschlagbar. Diese Niederalge ist ein Warnschuss für uns, dass Siege einem nie geschenkt werden. Aber auch nicht mehr." Und auch Trainer Don Jackson wollte sich sein Team nicht recht zur Brust nehmen. "Es war ein eigenartiges Spiel. Normalerweise sind wir in der Lage, nach Rückständen zurückzukommen. Heute war das nicht so", sagte der Amerikaner, der mit sieben Meistertiteln der erfolgreichste Coach der DEL-Historie ist. "Aber wen man sich anschaut, wo wir stehen, was wir in dieser Saison schon erreicht und geleistet haben, dann kann ich nur sagen. Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs."
Jackson, der bekennende Zahlen-und-Statistiken-Fanatiker, kann auf vieles stolz sein. Der EHC ist nach 49 (von 52) Spieltagen der regulären Saison mit 103 Punkten souveräner Tabellenführer. Mit 173 erzielten Toren stellen die Red Bulls den mit Abstand besten Sturm der DEL, Wolfsburg folgt mit 24 Treffern Rückstand.
Zudem ist die Verteidigung des EHC, die bisher 120 Gegentreffer zuließ, die zweitbeste der Liga. Nur die Nürnberg Ice Tigers, deren Spiel in Krefeld bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet war, haben mit 113 Gegentoren einen besseren Abwehrriegel.
Seidenberg: "Wir sind sehr, sehr stark"
"Wir sind auf der ständigen Suche nach Perfektion" , sagte Münchens Nationalverteidiger Yannic Seidenberg der AZ, "wir sind sehr, sehr stark, können uns aber in Kleinigkeiten immer noch verbessern. Das Titel-Triple ist kein Selbstläufer, das wissen wir." Der 34-Jährige führt übrigens eine andere Statistik an. Der umgeschulte Stürmer ist mit 33 Zählern (8 Tore, 25 Assists) der torgefährlichste Verteidiger der DEL. Und sein Teamkollege Keith Aucoin ist mit 61 Scorer-Punkten (11 Tore, 50 Assists) auf dem Topscorer-Thron der Liga.
Während Aucoin mit seinen 39 Jahren vor allem als Vorbereiter glänzt, ist Brooks Macek der Vollstrecker par excellence in der DEL. Seine 26 Treffer sind (vor den Freitagsspielen) ebenfalls DEL-Bestwert. Zudem hat er mit seinem zehnten Gamewinner gegen die Adler Mannheim am Dienstag den ewigen DEL-Rekord eingestellt. Das haben vor ihm nur Ingolstadts Vince Bellissimo in der Saison 2007/08 sowie Sergej Berezin (Köln) und Jose Charbonneau (Landshut) in der Saison 1995/96 geschafft.
Und die Zahlenspielerei geht weiter. Kein Team hat mehr Tore (8) in Unterzahl erzielt, als der EHC. In 87,34 Prozent aller numerischen Unterlegenheiten lässt der EHC kein Tor zu, dafür trifft München in 20,21 Prozent aller Überzahl-Situationen - jeweils der zweitbeste Wert der Liga. "Zahlen können täuschen, aber je mehr Zahlen es gibt, umso mehr sagen sie die Wahrheit", sagt Jackson. Die Wahrheit ist: Der EHC ist trotz der Wolfsburg-Pleite der große Favorit auf das Titel-Triple.
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