Münchner Männer-Bund

Der EHC München ist stolz auf seine Tugenden, mit denen er Ravensburg im Halbfinale der Playoffs ausschalten will.
MÜNCHEN Kaum, dass man die Katakomben betritt, weht er einem entgegen. Dieser strenge, atemraubende Geruch von viel Schweiß und noch mehr Testosteron. Es hat ein bisschen was von einem Raubtierkäfig.
Da unten, in den Katakomben der Olmypia-Eishalle, da hausen die Eishockey-Asse des EHC München. Lauter Kerle, die ab Freitag (20 Uhr) gegen Ravensburg in einer Best-of-seven-Serie um den Finaleinzug spielen. Wie hat Manager Christian Winkler in der AZ verkündet? „Um gegen Ravensburg, speziell in deren Hexenkessel, zu bestehen, braucht man richtige Männer. Genau die haben wir!“
Die AZ erklärt, mit welchen mannhaften Tugenden der EHC, der Münchner Männer Bund, den Rivalen aus Ravensburg in dieser „brutal harten Serie“ (Winkler) niederringen wird.
Härte
Gegen den Gegner – und noch mehr sich selbst. „Wir haben echte Kampfschweine im Team“, sagt Winkler. Allen voran Raubein Markus Jocher, der gerade zum „unfairsten Spieler der Liga“ gewählt wurde. Der Ur-bayer, ist eine extreme physische Präsenz. Kommt ihm einer blöd, setzt es schon mal kräftige Hiebe. Doch auch Stürmer wie David Wrigley, der in der Saison seinen Körper zurückhaltend einsetzte, checkt nun alles, was sich bewegt. „Er hat gegen Bremerhaven die Intensität vorgegeben“, sagt Erfolgscoach Pat Cortina.
Tapferkeit
Ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit werfen sie sich beim EHC etwa in Schlagschüsse: besonders Kapitän Andreas Raubal. Gegen Bremerhaven konnte er nach einem geblockten Schuss nur unter Mithilfe der Kameraden vom Eis, ein paar Minuten später war er wieder da. „Andi kennt keinen Schmerz und keine Angst“, sagt Cortina.
Disziplin
Bei aller Emotion, der EHC kassiert kaum dumme Strafzeiten. Das Team spielt – von Oberschleifer Cortina eingeschworen – streng im System. „Wenn wir das System richtig umsetzen, sind wir schwer zu schlagen. Und nebenbei hat jeder die Möglichkeit in diesem System mal der Star zu sein“, sagt EHC-Rekordspieler Mario Jann.
Kampfgeist
Ein EHCler gibt niemals auf. Und sie fighten. Alle. Von der ersten bis zur vierten Reihe. Cortina: „Wir ergeben uns in keine Niederlage.“ Und Kapitän Raubal meint: „Wir haben in der Saison bewiesen, dass wir jedes Spiel noch drehen können. Das wissen wir, aber auch der Gegner.“ Mit viel Nervenstärke hat der EHC in dieser Saison extrem viele Spiele noch im Schlussabschnitt drehen können. „Ich verlange 60 Minuten vollen Einsatz, mit weniger bin ich nicht zufrieden“, so Cortina, „und ich denke, wir sind eines der fittesten Teams der Liga.“
Selbstbewusstsein
Wir haben ein Team, das das Zeug hat, Meister zu werden, wenn wir alle immer unser Potenzial abrufen“, sagt Kapitän Raubal. Und Jann meint: „Unsere Moral stimmt, der Charakter stimmt. Und gemeinsam sind wir stark, sehr stark.“ Die Musketiere des EHC.
Bescheidenheit
Das ist eines der Dogmen von Cortina. Pubertäre Prahlsucht ist verboten, der EHC – der Münchener Männer Bund – funktioniert ausschließlich über das Kollektiv. Cortina: „Bescheidenheit ist in meinem Augen die größte aller Tugenden, denn sie ist der Ausdruck des Charakters von Gewinnern.“
Machismo
Bei aller Bescheidenheit, ein bisschen dicke Hose schadet beim Eishockey natürlich nicht. „Die Schmerzen, der Kampf, das ist einfach geil“, sagt Raubal. „Bad Boy“ Jocher meint: „Wenn mir einer blöd kommt, muss ich halt mal reagieren.“ Auch handfest. Cortina sagt: „Ich verlange, dass die Spieler ihrem Körper vom Kopf her verbieten, müde zu werden. Müdigkeit ist eine Kopfsache.“
Gute Macho-Sprüche. So sind sie, die Männer des EHC, die die Zweitliga-Welt im Eishockey erobern wollen.
Matthias Kerber