Mentales Machtvakuum
DEL-Aufsteiger EHC München bestreitet am Freitag sein erstes Testspiel gegen Augsburg. In der AZ stellt Coach Pat Cortina, der sich als Psychologe gefordert sieht, die Neuzugänge vor.
MÜNCHEN Pat Cortina ist ein Mann, der Psychologie als sein Hobby bezeichnet. Jetzt, in dieser ersten Saison des Zweitliga-Meisters in der DEL, ist der Erfolgscoach sogar noch mehr als Seelenklempner gefragt. Schließlich muss sich sein Team, das am Freitag (20 Uhr, Olympia-Eishalle) das allererste Testspiel gegen DEL-Vizemeister Augsburg Panther bestreitet, erst finden. „Auch für mich ist es sehr interessant zu beobachten, wie innerhalb der Mannschaft neue Strukturen gefunden werden“, sagt der Italo-Kanadier, der nach den Abgängen des Führungsspieler-Triumvirates Andreas Raubal, Chris Bahen und Niklas Hede ein mentales Machtvakuum beim EHC ausgemacht hat. „Die alten Spieler werden in der DEL erst einmal genug mit sich selber zu tun haben. Mental ist das eine große Herausforderung, denn wenn sie ehrlich sind, wissen sie im Moment selber nicht, wie sie in der höheren Liga zurechtkommen, daher denke ich nicht, dass die neuen Führungspersönlickeiten gleich anfangs aus unserem alten Kader stammen werden“, sagt Cortina, „und die Neuzugänge, sie haben zwar größtenteils schon viel Erfahrung in der DEL, aber sie wiederum müssen sich erst in der Mannschaft etablieren. Aber ich denke, dass schon aus ihren Reihen die Leader am Anfang kommen müssen.“
Exklusiv für die AZ stellt Cortina seine Neuzugänge, seine designierten Leader vor.
Ryan Ready (31, Stürmer)
„Er ist schnell, explosiv und unglaublich stark vor dem Netz. Ryan weiß, wo das Tor steht“, sagt Cortina, „er ist ein echter Powerforward, der uns viel Freude bereiten wird – und den Gegnern hoffentlich ganz viel Kopfzerbrechen.“
Bryan Adams (33, Stürmer):
„Bryan ist ein Arbeitstier, der sich für die anderen regelrecht aufopfert. Er ist der Traum eines jeden Trainers“, erklärt Cortina. „Er ist ein stiller Kerl, der durch sein Auftreten, seine Einstellung ein großes Vorbild für die anderen ist. Er hat nicht den gleichen Torriecher wie Ready, ist aber fürs Team sehr wichtig.“
Stephane Julien (36, Verteidiger):
„Ein unglaublich erfahrener Mann, der ein tolles Stellungsspiel hat und weiß, was es braucht, um zu gewinnen“, meint Cortina. „Er wird uns im Powerplay sehr helfen, ich will ihn aber nicht als Blueliner abstempeln, weil er sehr viel mehr als das ist. Ein Typ wie Andi Raubal, mit mehr Offensiv-Qualitäten.“
Felix Petermann (26, Verteidiger):
„Ein Krieger mit einem guten Schuss. Er tut, was getan werden muss und ist für sein Alter unglaublich erfahren und abgebrüht,“ findet Cortina, „gegen ihn zu spielen, ist kein Vergnügen. Auch er hat etwas von Andi Raubal an und in sich.“
Johan Ejdepalm (28, Verteidiger):
„Johan verfügt über unglaubliche Skating-Fähigkeiten, da erinnert er fast an Niki Hede. Er hat sich in den letzten Jahren auch offensiv stark verbessert. Er ist sehr schnell, ein Verteidiger, der alles hat, um sich in der DEL durchzusetzen.“
Sören Sturm (20, Verteidiger):
„Er will sich beweisen, ist ein Kerl voller Feuer, mit dem nicht gut Kirschen essen ist“, weiß Cortina, „er kann wie ein A***loch spielen. Wenn wir das zu unseren Gunsten ausnützen, kann Sören sehr wertvoll werden.“
Ulrich Maurer (25, Stürmer):
„Wenn er gesund bleibt und sich nicht verletzt, wird er eine tolle Saison für uns spielen“, glaubt Cortina, „ein Spieler mit Zukunft.“
Jordan Webb (29, Stürmer):
„Jordan hat ein unglaubliches Potenzial, seine Offensivfähigkeiten sind beeindruckend. Er hatte viele Verletzungen in seiner Karriere, daher ist er physisch nicht so stark, er sieht fast noch wie ein Junge aus. Er kann noch Muskelmasse draufpacken, die er in der DEL auch braucht“, sagt Cortina, „ich erwarte einiges von ihm.“
Matthias Kerber
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