Matthäus: So helfe ich dem EHC

Der Fußball-Rekordnationalspieler ist begeisterter Fan des Münchner Eishockeys. Er möchte dem Klub zu neuen Sponsoren verhelfen – und damit auch Münchens Bewerbung für Olympia 2018 unterstützen.
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Tiefe Blicke auf der EHC-Tribüne: Lothar und seine Frau Liliana
az Tiefe Blicke auf der EHC-Tribüne: Lothar und seine Frau Liliana

Der Fußball-Rekordnationalspieler ist begeisterter Fan des Münchner Eishockeys. Er möchte dem Klub zu neuen Sponsoren verhelfen – und damit auch Münchens Bewerbung für Olympia 2018 unterstützen.

AZ: Herr Matthäus, man sieht Sie ja zuletzt häufiger beim EHC München als beim Fußball. Haben Sie eine neue Sportliebe gefunden?

LOTHAR MATTHÄUS: Mir ist der Verein sehr sympathisch, ich bin durch die letzten Spiele, die ich mir live im Stadion angesehen habe, zu einem begeisterten Anhänger des EHC geworden. Ich habe früher selber Eishockey gespielt. Außerdem war ich schon immer Eishockeyfan.

Kein Wunder, wenn man Ihren Familienhintergrund ein bisschen kennt.

Das stimmt. Mein Schwiegervater, der immer dabei ist, wenn ich beim EHC im Stadion bin, war lettischer Nationalspieler. Er hat sich mit den Besten der Besten gemessen, hat bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gespielt. Sie können mir glauben, dass bei uns im Familienkreis Eishockey immer wieder ein Gesprächsthema ist. Meine Frau Liliana war ja auch schon mit beim EHC, genau wie mein Sohn Loris. Der hat den Sport in der Schweiz ernsthaft betrieben, hat in einer Juniorenliga gespielt. Ich habe selber vor über 30 Jahren diesen Sport für mich entdeckt.

Wo?

Das ging mir der DEG an der Brehmstraße los, damals spielte ich bei Mönchengladbach. Ich war aber auch in München immer dabei, etwa bei den großen Erfolgen von Hedos, als die vor 11000 Fans in der Olympiahalle spielten. Da wurde dem Eishockey gehuldigt – und ich war einer davon. Ich bin überzeugt, dass der EHC die gleiche Euphorie wie Hedos auslösen kann, wenn er ähnliche Erfolge vorweisen kann. Dann wird diese Halle ganz schnell zu klein sein. Wenn man sich die Stimmung hier anschaut, wenn 4000 Fans da sind, fragt man sich schon, wie wird das erst abgehen, wenn mal über 10000 Fans in München wieder zum Eishockey gehen? Ich jedenfalls bin vom Eishockeyfieber erfasst. Und ich sehe das Thema EHC und Eishockey sowieso in einem größeren Zusammenhang.

Können Sie das näher erklären?

Ja. München ist ja eine so genannte Sportstadt. Aber seien wir mal ehrlich: Wie viele herausragende Sportvereine gibt es denn im Moment in München?

Nur den FC Bayern?

Richtig. Die Bayern sind das einzige echte Aushängeschild. Ich hoffe zwar, dass der TSV 1860 auch mal wieder in die Richtung kommt, dass man über die 1.Liga reden kann, aber im Moment sind es nur die Bayern. Wenn man sich andere Großstädte in Deutschland anschaut, da ist das ganz anders. Hamburg hat den HSV und St. Pauli im Fußball, die Freezers im Eishockey, den HSV Hamburg im Handball. Berlin hat noch die Hertha, Union Berlin, die Eisbären. Köln hat den FC und natürlich die Haie. Nur in München gibt es nur einen Verein als Aushängeschild. Durch den EHC hat München als Stadt jetzt die Möglichkeit, dass es nicht nur den FC Bayern und Fußball gibt, sondern eben auch tolles Eishockey. Das tut der Stadt gut, denn München braucht Eishockey. Gerade, wenn man perspektivisch denkt.

Sie reden von der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2018?

Genau! Der einzige Wintersport, der in München von den Gegebenheiten her möglich ist, ist nun mal Eishockey. Alles andere wird in Berchtesgaden oder Garmisch-Partenkirchen stattfinden. Wir haben zwar hier einen Olympiahügel, aber da wird man keine Abfahrt austragen können. Die Bobbahn wird in Berchtesgaden bleiben, Eisschnelllauf in Inzell. Wenn man die Bewerbung wirklich ernst meint, dann muss man auch genau diese Münchner Wintersportart unterstützen. Nämlich Eishockey. Wenn man das beim EHC tut, der sich sympathisch präsentiert, wenn dieser Verein die nötige finanzielle Unterstützung bekommt, dann ist es möglich, den EHC in der DEL nicht nur zu etablieren, sondern mit sorgfältiger, seriöser Planung in einigen Jahren auch dort an die Spitze zu führen. Daher sollte die Münchner Wirtschaft gerade mit Blick auf die Olympia-Bewerbung da jetzt auch investieren.

Eigentlich wäre der EHC demnach das perfekte Spielfeld für Geldgeber, die sich auch für die Olympiabewerbung stark machen.

Absolut! Das wäre eine Partnerschaft, wo doch beide nur profitieren können! Man sollte da auch auf keinen Fall die Augen verschließen, sondern diese Möglichkeit sehen, sie nutzen. Diese Firmen müssten, wenn sie weitsichtig denken, diese Chancen erkennen. In eineinhalb Jahren fällt die Entscheidung, wer die Spiele 2018 erhält. Ich bin mir sicher, dass man dafür auch den einen oder anderen Pluspunkt sammeln kann, wenn man über den EHC Eishockey in München über die Grenzen der Stadt hinaus populär macht.

Es heißt, Sie wollen sich sogar selber bei für den EHC stark machen.

Fakt ist: Ich mag den EHC, bin ein begeisterter Fan. Fakt ist weiter: Ich komme mit dem Präsidenten und anderen Entscheidern beim EHC sehr gut aus. Und: Ich habe sicher eine paar Kontakte, kenne Leute, die ich ansprechen kann. Wenn dabei das Gespräch auf das Thema EHC kommt, dann werde ich sicher die nötigen Kontakte herstellen. Ich selber kann wirklich nur jedem vom EHC und Eishockey vorschwärmen. Ich liebe die Stimmung, die Atmosphäre. Ich werde sicher meinen Freund Willy Bogner anrufen, der ja der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft für die Spiele 2018 in München ist, und mit ihm reden. Ich finde es wichtig, dass die Leute vom Olympischen Komitee hier mal vorbeischauen. Dann werden sie selber sehen, wie toll das ist. Der Sport, der EHC, der spricht ja für sich. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass diese Begeisterung diese Menschen nicht auch mitreißen würde. Bogner würde natürlich überhaupt super passen. Er ist seit 50 Jahren im Wintersport, ist Münchner, er stellt Wintersport-Kleidung her, das passt perfekt.

Was würde in Ihren Augen noch passen?

Anbieten würden sich natürlich Autofirmen, wie es ja bei vielen Vereinen – auch im Eishockey – üblich ist. BMW wäre ja auch noch Nachbar der Halle. Und wenn die nicht wollen, dann würde ich mir als Konkurrent, etwa als Audi, nicht die Chance entgehen lassen, als Sponsor vor der Haustür des Mitkonkurrenten als Sponsor einzusteigen. Dann würde ich mir das Engagement sichern und ein riesiges Logo auf da Hallendach stellen, damit es die Herren bei BMW dann jeden Tag sehen müssten, wenn sie aus ihrem Büro schauen.

Auch von der Politik erhofft man sich endlich mal Unterstützung. Oberbürgermeister Christian Ude etwa war noch nie beim EHC im Stadion.

Ich bin mir sicher, er wäre hier willkommen. Politiker sollten Interesse zeigen. Man sollte sich nicht nur im Erfolgsfall mit Fußball schmücken, sondern auch Präsenz zeigen bei anderen Sportarten, die für Furore sorgen. Es muss ja nicht so weit gehen, dass man gleich Gelder mitbringt, aber allein Interesse und Präsenz zu zeigen, das würde schon helfen. Da würde der EHC sicher davon profitieren.

Interview: Gunnar Jans, Matthias Kerber

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