Manager Winkler: "Es gibt nur höher, schneller, weiter"
AUGSBURG München gegen Augsburg, das ist eines dieser besonderen Duelle, ein Eishockey-Derby bei dem die Abneigung der Protagonisten und Fans schon mal handfeste Züge annehmen kann. Am Freitag (19.30 Uhr) kommt es in Augsburg wieder zum Duell der Erzrivalen.
Doch das letzte Mal, als der EHC die Reise ins Curt-Frenzel-Stadion antrat, war das Spiel nur Nebensache, die Partie war von einer großen Tragödie überschattet. Es war der 9. Oktober 2011. Kurz vor der Partie war der Augsburger Geschäftsführer Max Fedra, der von 1999 bis 2002 in München die Barons gemanagt hatte, in seiner Wohnung in der 21000-Einwohner-Stadt Neusäß bei Augsburg zusammengebrochen.
Schwerer Herzinfarkt! Der Notarzt brauchte, da an diesem Sonntagnachmittag kaum Verkehr herrschte, nur fünf Minuten zur Wohnung Fedras. Der 55-Jährige wurde vor Ort reanimiert und in das Augsburger Zentralklinikum gebracht. Dort führten die Ärzte eine Notoperation durch und versetzen Fedra in ein künstliches Koma. Noch während die EHCler und Panther auf dem Eis dem Puck nachjagten, wurden auf den Tribünen die Pressemitteilungen über den Zustand Fedras verteilt.
„Das war ein brutaler Schock. Da hat man mal wieder gesehen, wie unwichtig der Sport, wie undramatisch auch schmerzhafte Niederlagen sind. Und natürlich macht man sich dann auch über seine eigene Person so seine Gedanken. Ich hatte ja so meine Erfahrungen”, sagte EHC-Manager Christian Winkler, bei dem schon ein Tumor an der Schilddrüse entfernt werden musste, dem vor dieser Saison auch nach einer schweren Kolik die Galle entnommen wurde.
Nach Tagen des Bangens, als Fedra zwischen Leben und Tod schwebte, konnte er in einem Aufwachprozess aus dem Koma geholt werden. Ende Oktober wurde Fedra in eine Reha-Klinik verlegt. „Er macht erste langsame Fortschritte”, bestätigt seine Frau Lisa.
Fedra soll in der Reha auch erstmals schon wieder ein bisschen rumgegrantelt haben. „Dann geht’s ihm wohl wirklich besser”, sagt Winkler, „ich wünsche ihm nur das Allerbeste. Ich hoffe, dass er ganz gesund wird und dass er den Warnschuss seines Körpers sehr ernst nimmt. Was mich aber richtig aufregt, ist die öffentliche Heuchelei, die nach solchen Vorfällen herrscht. Da wird dann immer von ,Druck rausnehmen’ schwadroniert – und ein paar Tage später wird dann wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben. In unserer Gesellschaft gibt es doch nur höher, schneller, weiter.”
Ein Motto, nach dem auch Fedra lebte. 20-Stunden-Arbeitstage, das Handy dauernd am Ohr, dazu mehrere Packerl Zigaretten am Tag und Unmengen Espresso, so sah der Alltag von Max Fedra aus. Als die Barons, die 2000 die DEL-Meisterschaft gewinnen konnten, von Besitzer Phillipp F. Anschutz zwei Jahre später nach Hamburg transferiert wurden – und der Niederbayer Fedra mit ihnen – fiel Fedra in ein tiefes Loch: Dauererschöpfungszustände, Versagensängste. Dann der Mental-Kollaps und die Diagnose: schwere Depressionen. Eine Krankheit, die in Fedras Familie schon aufgetreten war. „Man kann nicht mehr lachen. Es war ein totales Schwarzsehen. Man hatte nur noch negative Gedanken”, sagte Fedra nach seiner Heilung und gestand damals, „es gab auch Gedanken an Suizid”.
Nach mehrjähriger Auszeit kehrte er zum Eishockey zurück, 2005 übernahm er den Manager-Posten in Augsburg, nach der sensationellen Vize-Meisterschaft 2010 zog sich Fedra wegen eines Burnout-Syndroms ein paar Monate zurück. Im Oktober dann der Herzinfarkt – und nun der lange Weg zurück.
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