Keeper Wild am Pranger: Sein Rivale verteidigt ihn

Im Kampf um den Platz im EHC-Tor schenken sie sich nichts. Doch mit den Schmähgesängen der Fans gegen Hardi Wild mag sich Joey Vollmer nicht abfinden: "Es täte sehr weh."
von  Abendzeitung
Niedergeschlagen: Die Fans forderten zuletzt die Auswechslung von Hardi Wild
Niedergeschlagen: Die Fans forderten zuletzt die Auswechslung von Hardi Wild © Rauchensteiner/Augenklick

Im Kampf um den Platz im EHC-Tor schenken sie sich nichts. Doch mit den Schmähgesängen der Fans gegen Hardi Wild mag sich Joey Vollmer nicht abfinden: "Es täte sehr weh."

MÜNCHEN Sie sind Konkurrenten. Seit drei Jahren streiten sich Hardi Wild und Joey Vollmer um den Status der Nummer eins im Kasten des EHC München. Bei den Fans hat EHC-Rekordspieler Vollmer die Nase vorne. Die Coaches setzen dagegen tendenziell eher auf Arbeitstier Wild.

Geschämt über die Gesänge

Der stand, wie Manager Christian Winkler es formulierte, beim 6:4 gegen Heilbronn „am Pranger“. Nach dem zwischenzeitlichen 1:3 skandierten die Fans „Joey Vollmer“. Eine Aktion, die Winkler in Rage brachte („Das verstehe ich nicht“) – und die nun sogar zum Schulterschluss der Rivalen führt. Vollmer verteidigt Wild. „Als ich die Sprechchöre hörte, habe ich den Kopf geschüttelt. Ich habe mich über die Gesänge nicht Freude, sondern geschämt“, sagt Vollmer.

Er weiß, wie sehr Torhüter, die von innerer Ruhe leben, durch so etwas verunsichert werden. „Ich habe mir vorgestellt, wie es mir an seiner Stelle ginge. Es täte sehr weh“, sagt Vollmer, der an die Fairness der Fans appelliert: „Wir sollten uns aufbauen, nicht runterziehen. Jeder braucht all seine Kräfte, wenn wir die Saison retten wollen.“

"Meine Einstellung hat sich geändert"

Eine Saison, in der Wild startete, sich dann aber gleich eine schwere Knieverletzung zuzog. „Schmerzfrei ist er bei keinem Spiel“, sagt Winkler. Deswegen spielte Vollmer – bis vor etwa sechs Wochen. Seitdem sitzt er – erst unter Trainer Doug Bradley, jetzt unter Neu-Coach Pat Cortina –, auf der Bank. Ihm, der zuletzt grippekrank war, wird gerne mangelnder Trainingsfleiß vorgeworfen. Ein Vorwurf, den Vollmer bestätigt: „Ich tue aber wirklich viel mehr als früher. Ich hoffe, dass auch Cortina sieht, dass sich meine Einstellung geändert hat.“

Geändert im Vergleich zu Cortinas erster Stippvisite beim EHC (November 2006 bis April 2007), als er und Vollmer regelmäßig aneinandergerieten. „Ich war schon immer ein notorischer Fettnäpfchenhüpfer. Von einem gleich ins nächste. Ich mache ewig keinen Schmarrn, aber wenn ich welchen mache, dann sicher in dem Moment, wo früher die Lehrer und jetzt eben der Trainer zuschaut.“

M. Kerber

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