Kampf den Traumtänzern

Nach dem 2:3 gegen Ravensburg müssen sich die EHC-Profis viel Kritik gefallen lassen. Der Präsident ärgert sich über „Eishockey light“. Und der Manager verbietet seinen Spielern den Mund.
von  Abendzeitung
Wo spielt der EHc München in der nächsten Saison? In der DEl, der 2. Liga oder gar in Österreich?
Wo spielt der EHc München in der nächsten Saison? In der DEl, der 2. Liga oder gar in Österreich? © Philippe Ruiz

Nach dem 2:3 gegen Ravensburg müssen sich die EHC-Profis viel Kritik gefallen lassen. Der Präsident ärgert sich über „Eishockey light“. Und der Manager verbietet seinen Spielern den Mund.

MÜNCHEN Pat Cortina stapfte nach dem zweiten Drittel wutentbrannt übers Eis Richtung Kabine. Stürmer Mike Kompon hatte das Pech, in Cortinas Nähe zu sein. Er bekam gleich mal etwas zu hören angesichts all der Verfehlungen, die der EHC in diesem dritten Halbfinalspiel begangen hatte.

Schlechte Defensivarbeit, die Checks nicht zu Ende gefahren, unnötige Puckverluste: Die Mängelliste war lang. Auch während der Partie hatte sich Cortina immer wieder seine Akteure in Einzelgesprächen zur Brust genommen, besonders Dave Reid bekam Cortinas Zorn beim 2:3 im dritten Halbfinal-Spiel gegen Ravensburg zu spüren (AZ berichtete).

Doch öffentlich wüten wollte der Italo-Kanadier hinterher nicht. Er sprach nur von „mangelnder Leidenschaft für die Defensivarbeit“. Mehr mochte der Coach vor Spiel vier in der Best-of-seven-Serie (Stand 2:1) am Dienstag (20 Uhr) in Ravensburg nicht sagen. Und gar nichts sagen sollten die Spieler: Die Bosse des EHC verhängten einen Maulkorb-Erlass. Ob in der Stille die Kraft liegt?

Schließlich wollen sie beim EHC nicht so enden wie die Eisbären Berlin, die in der DEL als sicherer Meister gehandelt wurden – und dann in der ersten Playoff-Runde an Augsburg gescheitert sind. „Wir haben dieses Spiel zu leicht genommen“, kritisierte EHC-Präsident Jürgen Bochanski, „das war Eishockey light von unserer Seite. Die Spieler haben nur 90 Prozent gegeben. Damit gewinnt man gegen Ravensburg eben nicht.“

Die Niederlage – ein echter Realitäts-Check. Denn das Umfeld des EHC war schon völlig euphorisiert. Es ging kaum noch um Ravensburg, sondern nur noch ums Finale und den ersehnten DEL-Aufstieg. „Es hat mich geärgert, wie oft ich darauf angesprochen wurde, dass wir Ravensburg in vier Spielen putzen“, sagt Manager Christian Winkler, „wer das dachte, ist ein Traumtänzer, der in seiner eigenen Realität lebt.“

Das habe unterbewusst auch die Spieler beeinflusst. „Natürlich bleiben die Spieler davon nicht unberührt, deswegen sollen sie jetzt auch still sein, Ruhe haben, sie sollen sich auf Eishockey konzentrieren“, sagt Winkler, „wir brauchen jetzt Eier.“ Soll heißen: mentale Härte und vor allem wieder Konzentration auf den Gegner, auf Ravensburg, aufs Halbfinale. „Wenn ich in die DEL schaue, spielen da andere Teams als wir. Also rede ich auch nicht über die DEL“, sagt also Kapitän Andreas Raubal, für den die Saison nach einer Knie-OP beendet ist und der deswegen vom Sprechverbot ausgenommen ist. „Klar ist es nicht leicht umzuschalten, wenn das Umfeld dauernd von der DEL spricht. Wenn davon geredet wird, dass wir ohne Niederlage ins Finale einziehen würde, das bekommt man als Spieler schon mit. Ich finde diese Niederlage nicht schlecht. Es war manches vielleicht zu leicht gegangen in dieser Saison. Für mich haben die Playoffs jetzt erst begonnen.“ Jetzt, da Eier gefragt sind.

Matthias Kerber

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