Jochen Reimer: „Rheinländer sind offener“
AZ: Herr Reimer, gerade noch zum Duell mit Ihrem Bruder Patrick, der mit der Düsseldorfer EG am Freitag in München zu Gast ist, hat der EHC zu alter Stärke gefunden und erst Meister Berlin und dann die Kölner Haie geschlagen.
JOCHEN REIMER: Das tat uns allen gut. das hat die Unruhe, die doch langsam im Verein aufkam, wieder beendet. Es herrschte sicher eine gewisse Verunsicherung, weil wir alle mehr wollten. Da denkt man dann viel zu viel und dann vergisst dabei das Eishockeyspielen. Gerade das Spiel gegen die Eisbären war fürs Selbstvertrauen sehr wichtig, denn das ist eine tolle Mannschaft. Die 60 Minuten zu dominieren, das geht eigentlich gar nicht. Ein solches Team gibt es in Deutschland nicht. Dass wir verdient gewonnen haben, das war sehr wichtig.
Wie frustrierend waren denn die letzten Wochen für Sie persönlich? In fast jedem Spiel waren Sie der beste EHC-Spieler und trotzdem hagelte es Niederlagen.
Klar war das frustrierend, keine Frage. Aber nicht nur für mich, sondern für uns alle. Wir haben sicher in dieser Saison schon einige Punkte unnötig verschenkt und es kommt schon vor, dass einem plötzlich irgendwelche Szenen aus den Spielen ins Gedächtnis schießen und man denkt sich nur: Mist, wenn wir das da anders gemacht hätten, dann würden wir jetzt ganz anders dastehen. Da ist natürlich Frust dabei, aber das beste Gegenmittel waren die Siege jetzt.
Jetzt geht’s also gegen die DEG, wo Sie immerhin drei Jahre gespielt haben.
Ja, das war eine tolle Zeit, ich kann nur Gutes über meine Zeit dort sagen. Ein toller Verein, eine tolle Stadt, tolle Menschen. Ich habe dort immer noch viele Gute Freunde. Düsseldorf hat schon einen speziellen Platz in meinem Herzen.
Wie verträgt sich denn dieses rheinländische Herz mit Ihrem bayerischem Herz?
Der Rheinländer ist schon ganz anders als der Bayer, das stimmt. Die sind schon offener, freundlicher. Ich denke, die machen es einem Zuagroastn schon viel einfacher als wir es etwa einem Preißn machen, der zu uns kommt. Beim Rheinländer bist du nie allein, nicht einsam.
Ausgerechnet beim ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison verbannte Sie Trainer Pat Cortina erstmals in dieser Saison auf die Bank.
Ja, das stimmt. Das musste ich akzeptieren, aber es steht außer Frage, dass ich gerade gegen die DEG, gegen meinen Bruder, schon sehr gerne gespielt hätte. Aber es sollte halt nicht sein. Jetzt also wieder das Bruder-Duell. Ja, ich habe erst am Montag bei ihm übernachtet. Wenn wir irgendwo im Rheinland spielen, dann holt er mich, wenn es irgend geht immer ab und wir verbringen die Zeit zusammen. Er ist nicht nur mein Bruder, sondern auch mein bester Freund.
Geht’s bei den Reimer-Abenden dann überhaupt um Eishockey?
Schmarrn. Da reden wir über ganz anderes. Jetzt haben wir zum Beispiel schon geplant, wie wir die Zeit beim Deutschland-Cup am besten nutzen. Wann wir die Oma besuchen. Er ist ja jetzt schon seit acht Jahren in Düsseldorf und kommt auch im Sommer nicht mehr groß heim nach Bayern, da wird es Zeit, dass wir die Freunde und Familie dann wieder sehen.
Also Oma-Zeit für die Reimers.
So schaut’s aus.
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