„Ich verspreche: Wir packen das!“
Der EHC kann heute mit einem Sieg im 3. Finale die sportliche DEL-Qualifikation schaffen. Hier verrät Boss Bochanski, wie er Finanzen klären will– und warum andernfalls sogar das Aus droht.
AZ: Herr Bochanski, der EHC ist nur noch einen Sieg von der Erfüllung eines Traumes, der Zweitliga-Meisterschaft, entfernt. Eines Traumes, den Sie vor sieben Jahren, als Sie den Verein nach der Zwangsumsiedlung der München Barons nach Hamburg neu aufgestellt haben, wohl nicht mal zu träumen wagten.
JÜRGEN BOCHANSKI: Damals waren wir froh, Eishockey überhaupt irgendwie am Leben zu erhalten. Die Meisterschaft und damit ein DEL-Aufstieg, das war illusorisch, das haben wir nicht einmal zu denken gewagt. Aber dieser zweite Sieg jetzt gegen Schwenningen war grandios. Ein unglaubliches Spiel, eine fast ausverkaufte Halle, eine umwerfende Stimmung. Auch dass unsere Fans, als das Tonband versagte und die Nationalhymne nicht abgespielt werden konnte, die Hymne dann sangen, war wunderbar. Mich hat nur geärgert, dass die Schwenninger Fans bei der Hymne gepfiffen haben. Das war unterklassig, da habe ich mich für diese Fans geschämt.
Sportlich läuft es beim EHC, aber jetzt sind Sie gefordert: Der Etat für den DEL-Aufstieg steht immer noch nicht...
Das stimmt, aber wir arbeiten fieberhaft daran. So waren auch bei diesem unglaublichen Eishockey-Abend Vertreter von vier Interessenten live im Stadion, die sich das angeschaut haben. Besser konnte sich der Sport ja nicht präsentieren. Das war Werbung auf allen Ebenen. Die Begeisterung war bei den Firmenvertretern natürlich auch riesig. Zu Recht!
Aber bis Mitte Mai müssen die Unterlagen bei der DEL eingereicht sein, darin muss auch die Finanzierung gesichert sein. Und ausgerechnet Anfang Mai sind Sie geschäftlich in Südamerika.
Ja, das sind Termine, die seit Monaten feststehen und die auch leider nicht verschiebbar sind. Aber ich bin ja nicht alleine, wir haben äußerst fähige Mitarbeiter. Ich bin da sehr guter Dinge.
Wie optimistisch sind Sie denn, dass Sie in den verbleibenden drei Wochen die fehlende Million an Sponsorengeldern für die DEL auftreiben?
Es sieht von Tag zu Tag besser aus. Wir haben in dieser Woche wichtige Gespräche, und es kamen in den letzten Tagen Anfragen von Firmen, die Interesse haben. Ich bin mir sehr sicher, dass wir, wenn wir die Meisterschaft holen sollten, dann auch den Lizenzantrag bei der DEL stellen werden. Und dass wir die Lizenz auch erhalten werden. Ich bin sicher, wir packen das.
Sie können also versprechen, dass der EHC im Falle des Titelgewinns auch in die DEL aufsteigt?
Das kann ich versprechen, solange ich noch ein kleines Fragezeichen dranhängen darf. Wir sind uns alle bewusst, dass dies eine einmalige Chance für den EHC ist. Zum einen ist dies laut Kooperationsvertrag mit der DEL die letzte Saison, in der es einen direkten sportlichen Aufsteiger geben kann. Zum anderen ist uns allen bewusst, dass diese Mannschaft auseinander brechen würde, wenn wir zwar sportlich aufsteigen, es aber finanziell nicht stemmen können. Diese Spieler sind zu gut, sie haben ihre Chancen in der DEL verdient. Wie soll ich einem Trainer wie unserem Pat Cortina vermitteln, dass er es zwar sportlich geschafft hat, höchstklassig zu agieren, er aber leider doch weiter zweitklassig tätig sein muss? Wenn wir es bei dieser Euphorie nicht hinkriegen, warum sollte es dann ein Jahr später klappen?
Sind Sie verärgert, dass Oberbürgermeister Christian Ude nicht auf Ihre Einladung reagiert hat, sich den EHC mal in der Eishalle vor Ort anzuschauen?
Ich will es so sagen: Der Herr Oberbürgermeister ist sicher ein vielbeschäftigter Mann und das schon seit ganz vielen Jahren. Aber vielleicht kommt ja doch noch irgendwann die Zeit, dass er auch uns zur Kenntnis nimmt. Im Hinblick auf eine Bewerbung für Olympia 2018 wäre das auch für ihn nicht von Nachteil.
Interview: Matthias Kerber
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