„Hermann schafft das“
Kult-Masseur Rieger, der auch schon dem EHC München half, leidet an Krebs. Hier spricht sein Neffe, EHC-Manager Christian Winkler, darüber.
AZ: Herr Winkler, der EHC hat zuletzt als Pokalsieger Erfolgsgeschichte geschrieben. Am Freitagabend soll im Auswärtsspiel in Freiburg das nächste Kapitel folgen. Privat dagegen müssen Sie mit einer Hiobsbotschaft fertig werden: Bei Ihrem Onkel, Masseur Hermann Rieger, wurde Lungenkrebs diagnostiziert.
CHRISTIAN WINKLER: Ja, als ich das gehört habe, hat es mir echt den Boden unter den Füßen weggezogen. Es war ein harter Schlag. Wir haben aber gerade miteinander telefoniert. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel Kraft mir das gegeben hat. Hermann ist so ein Mensch, der sieht immer alles positiv. Er hat gleich gesagt: „Ach, Christian, dass ich bei eurem Pokalsieg in Bremerhaven nicht dabei sein konnte, war für mich schlimmer als die Diagnose.“ Das klingt vielleicht komisch, aber genau so denkt er. So war er schon immer. Er denkt immer erst an andere und zuletzt an sich. Er will auch unbedingt bei unserem Spiel am 20. Dezember in Bremerhaven ins Stadion kommen. Weil der Krebs so früh entdeckt wurde, muss Hermann nicht operiert werden, der Krebs hat nicht gestreut, die erste Chemotherapie hat er sehr gut überstanden. Der Hermann schafft das. Trotzdem war es für mich ein harter Tag. Auch aus meiner persönlichen Warte.
Bei Ihnen wurde vor zwei Jahren ein bösartiger Tumor an der Schilddrüse entfernt.
Ja, und wenn man das vom Hermann hört, er hatte ja schon mal Prostatakrebs, hält man für sich inne. Ich kann nur immer wieder sagen: Vorsorge kann nicht nur Leben retten – es rettet Leben. Die Diagnose hat mir wieder klar gemacht, dass man sich über viele unwichtige Dinge viel zu sehr aufregt. Ich achte schon viel mehr auf mich als früher.
Wann?
Ich werde etwa demnächst eine gute Woche nach Florida fahren, ein guter Freund hat uns eingeladen. Gleichzeitig werde ich den Trip als Bildungsreise in Sachen Eishockey nutzen und mehrere Profiteams besuchen, mir anschauen, wie die so organisiert sind und so.
Mit dem EHC müssen Sie ja zur Zeit sehr zufrieden sein.
Ich hoffe, dass dies meine Tochter nicht liest, aber in einem Wort ausgedrückt: Geil! Es war ja nicht die leichteste Zeit, wir hatten eine Schwächeperiode zuletzt, da muss man sich nichts vormachen. Aber was mich eben besonders erfreut, ist, dass wir immer stärker aus sowas hervorgehen. Das zeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.
Interview: Matthias Kerber
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