Heiratsantrag für Cortina
Manager Winkler schwärmt vom Trainer – und verschickt eine Drohmail an die Spieler
AZ: Herr Winkler, neue Saison, neues Glück? Was sind denn die Lehren, die Sie als Manager des EHC München aus der vergangenen Chaos-Saison gezogen haben?
CHRISTIAN WINKLER: Der wichtigste Punkt ist, dass wir in vielen Dingen lieber drei oder vier Mal hinschauen als nur ein Mal. Dass wir bei jedem Spieler versucht haben, hinter die Fassade zu schauen und möglichst jede Facette zu erkennen. Schließlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Und das wichtigste Plus, das wir vorweisen können, ist der Trainer.
Pat Cortina, der den EHC noch vor dem Abstieg rettete.
Ja, der EHC und Pat, das passt. Solche Kombinationen gibt’s nicht oft. Wenn es Mann und Frau wären, würde man heiraten. Unser Star ist der Trainer. Auch bei den Spielern haben wir nicht nur auf die spielerischen Fähigkeiten, sondern besonders auf den Charakter geschaut. Wir haben den Kader zusammengestellt und im Großen und Ganzen ist hier kein Spieler beim EHC, dem wir nicht beide das Okay gegeben haben. Klar, hat sich Pat bei manchen Akteuren auf meine Meinung verlassen, weil ich die Liga noch besser kenne, aber es ist keiner dabei, bei dem einer von uns ein Veto eingelegt hätte. Wir denken, dass wir eine charakterstarke, arbeitswillige Mannschaft haben. Was anderes ist mit unserem Coach auch gar nicht zu machen.
Man wird also die harte Linie fahren?
Ich habe gerade an alle Spieler eine E-Mail geschickt, da steht drin: „Lasst Eure Entschuldigungen und Ausreden daheim, die will hier keiner hören und die werden auch nicht akzeptiert.“ Die Disziplin steht für uns ganz oben. Wenn wir sehen, dass die einer untergräbt, wird es maximal eine Verwarnung geben. Nicht mehr. Danach werden wir rigoros durchgreifen.
Trotzdem ist der Dolomiten-Vulkan Cortina etwas ruhiger geworden.
Bis jetzt hat man ihm keinen Anlass gegeben, groß rumzuschreien. Aber keine Angst, wenn nötig wird er schon die richtigen Worte und die richtige Lautstärke finden. Auch ich kann sehr laut werden, wenn es sein muss. Wobei, Pats Lautstärke, die erreiche ich nicht. Aber das tun auch nicht viele Menschen. Er ist ein sehr harter Arbeiter, aber kein gnadenloser Schleifer. Er verlangt nichts von seinen Spielern, was er nicht selber bereit ist zu geben. Er ist hart, aber auch einer, mit dem man in einer stillen Ecke eine Träne vergießen kann. Und er will nicht nur den Spieler kennenlernen, sondern auch den Menschen. Pat ist wissbegierig und – wie auch ich – immer für die Spieler da, wenn sie ein Problem haben. Denn echte Probleme sind keine Ausreden, keine Entschuldigungen, sondern Fakten. Und die muss man angehen.
Interview: Matthias Kerber
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