Goalies Hardy & Treutle: Zwei sind besser als einer
AZ: Herr Hardy, Herr Treutle, Sie sind das Torhüter-Duo des EHC Red Bull und stehen in der Goalie-Statistik in der DEL auf den Plätzen 1 und 2. Das ist mehr als ungewöhnlich.
FLORIAN HARDY: Ungewöhnlich, aber gut.
NIKLAS TREUTLE: Das kann so bleiben.
Woran liegt es?
FH: Ich denke, dass wir uns seit dem ersten Trainingstag gegenseitig pushen. Wir beide sind Spieler, die die Herausforderung lieben. Es gibt zwischen uns keine Auseinandersetzung ohne Regeln und Anstand. Dafür sind wir beide nicht die Typen. Es ist ein ehrlicher, sportlicher Wettkampf. Ich denke, dass wir beide – und am Ende auch das Team – davon profitieren.
NT: Wir verstehen uns sehr gut. Auf Auswärtsreisen teilen wir sogar das Zimmer. Es passt zwischen uns auch menschlich.
Klingt ja nach einer Harmonie-WG.
FH: Natürlich ist es so, dass jeder von uns mehr spielen möchte, dass keiner damit zufrieden ist, dass die Einsätze eigentlich hälftig geteilt werden. Aber es ist keine negative Unzufriedenheit, sondern ein Ansporn, mehr aus sich herauszuholen. Wenn ich ein gutes Spiel mache, will Niklas ein noch besseres draufsetzen. Wenn er ein gutes macht, habe ich das Verlangen, das zu toppen.
NT: Stimmt. So pushen wir uns die ganze Zeit. Jeder freut sich auch, wenn der andere ein gutes Spiel macht. Und wenn die Jungs vorne nicht so gut arbeiten würden, hätten wir auch nicht die guten Statistiken.
Coach Don Jackson scheint im Moment, auswärts eher auf Sie zu setzen, Herr Hardy, dafür kommen Sie, Herr Treutle, eher daheim zum Einsatz. Gibt’s dafür eine Erklärung.
FH: Ich würde sagen, das ist eine typische Trainer-Frage, keine für uns Spieler.
Auch Spieler dürfen Meinungen haben...
NT: Wir wissen eigentlich beide nie, wer bei welchem Spiel den Vorzug erhält. Ich bin mir sicher, dass unser Coach genau das erreichen will, damit sich nie einer auch nur einen Moment gedanklich zurücklehnen kann. So müssen wir beide immer bereit sein.
Allzeit bereit! Na dann: Sind Sie bereit, die größte Stärke Treutles zu offenbaren?
FH: Ich denke, dass er ein technisch ausgezeichneter Goalie ist, der eigentlich nie außer Position ist, der das Tor ausgezeichnet ausfüllt, der ruhig ist.
Und Hardys große Stärke, Herr Treutle?
NT: Man merkt ihm an, dass er über große Erfahrung verfügt, dass er mehrfach bei Weltmeisterschaften dabei war. Flo verfügt über ein tolles Stellungsspiel und verbreitet nie Hektik. Das ist auch für ein Team sehr wichtig, so etwas strahlt schnell auf die Mannschaft aus.
Und Treutles größte Schwäche, Herr Hardy?
FH: Ich mache von meinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. (lacht)
Zeugnisverweigerungsrecht, okay. Herr Treutle, was ist Hardys größte Schwäche?
NT: Ich fühle mich verpflichtet, die Wahrheit zu sagen: Es sind seine Tanzfähigkeiten nach Heimsiegen, da muss er hart dran arbeiten.
FH: Du aber auch!
NT: Du bist mir zuvor gekommen, ich wollte gerade sagen, dass ich da auch große Defizite habe.
Sie können ja gemeinsam üben!
FH: Das haben wir geplant! Wir wollen das beide verbessern. Ich muss zugeben, ich kannte das aus Frankreich nicht. Es gibt es dort nicht, dass der Torwart nach Heim-Erfolgen zum Siegestänzchen aufgefordert wird. Als ich das zum ersten Mal machen musste, war ich mehr als überrascht. Aber es macht Spaß!
Wie schwer war für Sie die Umstellung? Eine neue Sprache, ein neues Land, das war sicher nicht einfach.
FH: Stimmt! Bis auf den Co-Trainer spricht hier niemand französisch. Die eine Hälfte des Team spricht englisch, die andere deutsch. Und dann gibt es noch die Bayern, die wieder ganz anders reden. Für mich bedeutet es, dass ich mein Englisch verbessern muss. Englisch beherrschen wir Franzosen ja alle nicht so toll. Die Umstellung ist nicht leicht, aber es ist ja etwas, was ich wollte. Die Wertschätzung, die Spieler aus Frankreich in Europa, in der ganzen Welt haben, ist nicht groß. Ich will dazu beitragen, dass die Leute sehen, dass wir auch in Frankreich hochklassiges Eishockey spielen. Es war meine Entscheidung, nach Deutschland, zum EHC zu wechseln, dazu hat mich keiner gezwungen. Das es Umstellungsprobleme gibt, ist – glaube ich – selbstverständlich.
Was war die größte Umstellung für Sie, Herr Hardy?
FH: Deutschland und Frankreich sind zwar Nachbarn, aber als Nationen sehr unterschiedlich. Ich musste fast all meine Angewohnheiten ändern. Viele Dinge, die für mich in Frankreich selbstverständlich waren, sind hier ganz anders. Die größte Umstellung war wohl das Essen.
Die meisten Kinder wollen Stürmer sein, Tore schießen, warum haben Sie sich entschieden, Goalie zu werden?
FH: Ich bin als kleines Kind zum Eishockey gekommen, ich war von der ersten Sekunde an von der Ausrüstung der Keeper fasziniert. Also bin ich gleich ins Tor – und habe es nie bereut.
NT: Ich habe mit drei Jahren mit dem Eishockey angefangen und irgendwie war ich immer der, der freiwillig hinten geblieben ist. Bei den Kids spielte man noch ohne Keeper, aber ich war immer der, der sich in alles reingeworfen hat, der versucht hat, die Schüsse zu blocken. So hat sich das eben weiterentwickelt.
Gibt es ein besonderes Geheimnis hinter Ihren Rückennummern?
NT: Bei mir nicht, ich habe zu meiner Zeit in Hamburg die 31 erhalten und da dort für mich mit der DEL-Karriere alles irgendwie losging, habe ich sie behalten.
FH: 51 ist das Geburtsjahr meiner Mutter. In Frankreich habe ich mit der 49 gespielt, aber die ist beim EHC ja schon an Richie Regehr vergeben. Die 49 ist die Nummer des Regierungsbezirks in Frankreich, aus dem ich stamme.
- Themen:
- EHC Red Bull München