Fanliebling Vollmer: Erst Strafe, dann Gnade
Der EHC-Goalie, letzte Woche beim Fitnesstest durchgefallen, darf wieder mit der Mannschaft trainieren. Manager Winkler: „Er hat sich entschuldigt und ist ein ausgezeichneter Torwart.“
MÜNCHEN Donuts, Kuchen und Softdrinks. Für Leistungssportler eigentlich tabu. Doch als der EHC München gestern in einem Schnellrestaurant seines Sponsors das neue Vorbereitungstrikot vorstellte, waren Manager Christian Winkler und die drei neuen Spieler Patrick Vogl, Daniel Hilpert, Sven Gerbig von genau diesen Dickmachern umgeben.
Und genau diesen Ort wählte Winkler, um über die mangelnde Fitness von Publikumsliebling und EHC-Torhüter Jochen Vollmer zu reden. EHC-Urgestein Vollmer, der seit 2002 beim EHC ist und 256 Spiele gemacht hat für den Zweitligisten, war letzte Woche nach einem nicht bestandenen Fitnesstest vom Mannschaftstraining suspendiert worden (AZ berichtete). Seine Blutlaktatwerte waren nicht ausreichend. Doch im Schnellrestaurant vermeldete Winkler die Kehrtwende: Vollmer trainiert wieder mit der Mannschaft.
Nach einem Gespräch zwischen Vollmer, Winkler und Trainer Pat Cortina entschied man sich gestern, dem 29-Jährigen eine zweite Chance zu geben.
„Das war der unglückliche Höhepunkt einer sonst sehr guten Vorbereitung. Wir waren sehr enttäuscht“, so Manager Winkler. Sogar eine Entlassung des ehemaligen Rekordspielers sei zur Debatte gestanden. Schließlich haben alle Spieler in ihrem Vertrag eine Klausel, die genau das möglich macht. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht“, so Winkler, „aber Jochen hat in einem guten Gespräch seine Versäumnisse eingeräumt, sich entschuldigt und Besserung gelobt. Das war für uns ausschlaggebend. Außerdem ist Joey ein ausgezeichneter Torwart.“
Bei dem klärenden Gespräch bleibt es allerdings nicht: Der Keeper erhält vom Verein eine Geldstrafe, die sich laut Winkler „gewaschen hat“ – nach AZ-Informationen eine Summe im mittleren vierstelligen Bereich. Auch muss er sich dem Fitnesstest ein weiteres Mal unterziehen. Und klar ist: Ein nochmaliges Durchfallen von Vollmer werden die Bosse nicht tolerieren.
Dafür macht Vollmer nun Überstunden – zusammen mit Fitnesstrainerin Patricia Pyrka. Zudem muss der Goalie die komplette Saison darauf gefasst sein, wieder getestet zu werden. Winkler: „Wir wollen Joey beim besten Willen nichts Böses, aber wir hoffen einfach, dass er in Zukunft sorgfältiger mit sich umgeht.“
Der EHC hat schließlich große Ziele, am Ende der Saison soll im Idealfall der Aufstieg in die DEL gefeiert werden. Unfitte Spieler kann man da nicht gebrauchen. Und so antwortet Winkler auch auf die Frage, wer denn der größte Gegner des EHC werden würde in der Saison: „Der Schlendrian!“.
Doch es gibt auch erfreuliches vom EHC zu berichten. In Sachen Hauptsponsor zeichnet sich endlich ein Deal ab. „Wir sind in guten und aussichtsreichen Gesprächen mit einem Unternehmen aus der Münchner Region“, sagt Winkler. Und mit den drei neuen deutschen Spielern hat man sich viel Erfahrung ins Team geholt. Vogl spielte ein Jahr beim ERC Ingolstadt, Gerbig je eine Saison in Frankfurt, Kassel und Iserlohn. Daniel Hilpert war vier Jahre in Ingolstadt aktiv, bevor er über den EV Duisburg zum EHC kam. Wieso der Wechsel in die zweite Liga? „Ich habe gesehen, dass München letzte Saison einen großen Schritt gemacht hat. Hier wird sehr professionell gearbeitet, und der Trainer wollte mich unbedingt haben.“
Mathis Broelmann
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