Erstes Playoff-Spiel: Bulle gegen Bär
Der EHC tritt am Mittwoch zum ersten Playoff-Spiel gegen die Grizzlies aus Wolfsburg an. Auf wen es jetzt vor allem ankommt bei Red Bull
München - Der Bulle, er steht in der Sprache der Börsianer für Stärke, stetig steigende Kurse, der Bär hingegen für den Sinkflug. Ein Bild, das in der Welt des Eishockeys den Münchnern bestens gefallen dürfte. Ab Mittwoch (19.30 Uhr) kommt es in einer Best-of-seven-Serie im DEL-Viertelfinale zu genau diesem tierischen Showdown.
Die Roten Bullen des EHC, Zweiter der DEL-Hauptrunde, haben es mit den Grizzlies aus Wolfsburg zu tun, die sie in der regulären Saison in allen vier Spielen besiegen konnten. Und die Bullen wollen die Bären gewaltig auf die Hörner nehmen. „Wir hatten eine sehr gute Saison, aus der wir eine grandiose machen können“, sagt Erfolgscoach Don Jackson, der möglicherweise auf neun seiner Spieler verletzungsbedingt verzichten muss, „wir wollen den Titel. Darum geht es im Sport. Nur an den Meister erinnert man sich später, der Zweite wird vergessen. Und kein Mensch will vergessen werden. Ich denke, wir haben eine sehr gute Mischung im Team, wir haben Siegertypen, die alles andere als einen Titel als eine persönliche Niederlage betrachten. Genau wie ich.“
Die AZ zeigt, auf welche Spieler es in der entscheidenden Saisonphase besonders ankommt:
Florian Hardy (Niklas Treutle): Aufgrund der Knieverletzung von Niklas Treutle ist der französische Nationalkeeper zumindest für den Auftakt der Viertelfinal-Serie gesetzt. Das Duo führte lange Zeit die Liga statistisch an, am Ende sackte Hardy aber ab. Hardy hat eine Fangquote von 90,9 Prozent (Treutle 92,6) und einen Gegentorschnitt von 2,52 (Treutle 2,06). Jackson ließ die beiden gerne rotieren. „Wenn beide fit sind, entscheide ich erst kurz vor der Partie, wer spielen wird.“
Richie Regehr: Der 32-jährige Verteidiger mit dem Hammerschuss gewann unter Jackson drei Mal die Meisterschaft mit den Eisbären Berlin. Er ist der Vorzeigeprofi beim EHC. Meist der Erste beim Training und der Letzte, der geht. Regehr, ein großer Schweiger, der deswegen und wegen seiner Angelleidenschaft auch den Spitznamen „Fisch“ hat, strahlt eine extreme natürliche Autorität aus. Ein Blick von ihm reicht meist aus, um Kollegen zur Räson zu rufen. Sein Bruder Robyn ist einer der besten Verteidiger in der NHL. Als der 2014 mit den Los Angeles Kings den Stanley Cup gewann, saß Richie auf der Tribüne. „Wer so etwas erlebt hat, ist süchtig nach Titeln. Den Stanley Cup werde ich sicher nie gewinnen, aber ich will noch mehr DEL-Meisterschaften holen.“
Matt Smaby: Der Eiskoloss (1,97 Meter, 112 Kilo) kann mit seiner physischen Präsenz einer der wichtigsten Faktoren in den Playoffs werden. Er muss die gegnerischen Stürmer vor dem Tor wegräumen, Jackson setzt ihn gerne als Powerplaywaffe ein. Dann soll der ehemalige NHL-Verteidiger dem gegnerischen Goalie die Sicht nehmen. „Ich werde alles tun, was dem Team hilft, zu gewinnen“, sagt Smaby, „je physischer das Spiel, umso wohler fühle ich mich.“ Da die Wolfsburger als harte, mitunter unfaire Truppe berüchtigt sind, braucht es Typen vom Schlage Smabys.
Michael Wolf: Der Kapitän des EHC ist mit 249 Toren der zweitbeste Scorer der DEL-Geschichte (hinter Düsseldorfs Daniel Kreutzer, 252). Er ist ein absoluter Leader in der Kabine, dazu verfügt der 34-Jährige über eine enorme Spielintelligenz. Auch wenn seine Statistiken (16 Tore, 19 Assists) nicht überragend waren, ist Wolf für das EHC-Spiel sehr wichtig.
Garrett Roe: Der wieselflinke Stürmer mit dem Hang zu Kreativ-Kunststücken war in der Saison der beste Scorer des EHC. 39 Vorlagen (bei 13 Toren) – das ist der viertbeste Wert der gesamten Liga. Hat einen überragenden Blick für die Mitspieler, ist immer für Überraschungsmomente gut.
Daniel Sparre: Der Deutsch-Kanadier ist mit 35 Punkten der Topscorer des EHC in der DEL-Geschichte des Vereins. Auch in der regulären Saison traf keiner beim EHC häufiger (19 Tore). Sparre ist ein Kämpfer, der immer unter Strom steht. „Bei mir gibt es nur 100 Prozent. Ich kenne nur Vollgas“, sagt er.
David Meckler: Der Amerikaner ist ein echter Torjäger. In nur 30 Spielen machte er 13 Tore und 11 Assists. Er ist der Mann für die dreckigen Tore. „Ich bin gerne der Müllmann“, sagte Meckler, „wir leben für die Playoffs. Macht euch auf einiges gefasst.“ M. Kerber
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