Erlebt der EHC den Kaltenhauser-Effekt? Spieler-Aussagen lassen den neuen Stil erkennen

München – Der Kaltenhauser-Effekt, so er denn irgendwann einmal Einzug in die Eishockey-Wissenschaft halten sollte, er äußert sich vordergründig in einem kurzfristigen Stimmungswandel. Der flotte Spruch, der wohltemperierte Witz, sie sind wesentliche Bestandteile der Methode, die sich nun seit eineinhalb Wochen beim EHC Red Bull München in einer ausgiebigen Experimentierphase befindet.
Aktuell deuten die Ergebnisse auf eine recht vielversprechende Prognose hin, doch ob es zur Langzeitstudie und dem Ausleuchten aller Wesenszüge des Kaltenhauser-Effektes kommt, bleibt noch eine Weile offen.
Durch das glatte 4:0 gegen die Nürnberg Ice Tigers am Sonntagabend hat der EHC zumindest schon mal den Vier-Spiele-Heimfluch durchbrochen. Dominik Bittner (10.), Markus Eisenschmid (18.), Tobias Rieder (27./Unterzahl), beide mit ihrem vierten Tor in den letzten fünf Spielen, und Yasin Ehliz (39.) stellten den zweiten Erfolg im SAP Garden sicher.
Kaltenhauser bezieht seine Spieler stark mit ein
"Es ist notwendig gewesen, dass wir mal ein Heimspiel gewinnen, dass wir das Eishockey hier in München auch attraktiv machen", wies Nikolaus "Klausi" Heigl auf die Dringlichkeit des Sieges hin. Die 7443 Zuschauer gegen die Franken sind die bisherige Minuskulisse gewesen.
Attraktivität in Kombination mit Erfolg, dieses Muster der Oberwiesenfelder Herrlichkeit, es war den Eishacklern zu oft abhandengekommen und hatte die Demission von Trainer Toni Söderholm zur Folge. Seither agiert die Zwischenlösung Max Kaltenhauser auf Bitten des Klubs und beide wollen herausfinden, ob sich auch in dieser Rolle gefunden hat, was sich suchte.
Dass bei solchen Gelegenheiten die Meinung der Spieler gehört wird, ist kein Geheimnis. Zur Entfaltung des Kaltenhauser-Effektes ist sie aber anscheinend sogar elementar. "Die Führungsspieler", erzählt Konrad Abeltshauser, "werden auch gefragt: Wann wollen wir Meetings, wie fühlen sich die Spieler am wohlsten? Wollen wir am Tag vor dem Spiel oder am Spieltag mehr auf den Gegner eingehen?"

Das klingt danach, als galten zuvor andere, enger gesteckte Grundsätze - auch auf dem Eis. "Die Spieler können ihre individuellen Stärken ausspielen, vor allem in der offensiven Zone sind die Sachen nicht so vorgegeben", berichtet Abeltshauser weiter. Finnische Trainer, so heißt es allgemein, seien in der Durchsetzung der Systemtreue strikter, weniger flexibel.
Heigl schwärmt von Kaltenhauser: "Max ist ein Bombentyp"
Wobei der Kaltenhauser-Effekt nun auch nicht bedeutet, dass ein vogelwilder Haufen unorganisiert übers Eis saust. "Er will", führt der Verteidiger-Routinier aus, "dass jeder Spieler die eigenen Stärken auch entfalten kann. Aber genauso will er, dass man sich an das System hält. Nur wenn alle auf der gleichen Wellenlänge sind, kommt auch der Erfolg."
Offensichtlich auch ein Prinzip beim Kaltenhauser-Effekt. Es klingt hier und da, als sprechen die EHCler da über einen neuen Mitspieler, der sich sofort bestens in die bestehende Gruppe einfügt. "Max ist ein Bombentyp, gerade ich als Bayer kann mich da gar nicht beschweren, da ist man immer auf einer Wellenlänge", sagt der 21-jährige Heigl - und der elf Jahre ältere Abeltshauser unterstreicht: "Er ist immer gut für einen Witz, was die Stimmung auch auflockert. Er ist ein super Kerl."
Der nächste Feldversuch zur Überprüfung des Kaltenhauser-Effektes findet am Freitag bei den Schwenninger Wild Wings (19.30 Uhr) statt. Das Team des früheren EHC-Assistenten Steve Walker ist durchwachsen gestartet, gewann aber drei der letzten vier Spiele. "Wir wollen unseren Fans was bieten", sagt Abeltshauser. Den Rest wird die Zeit zeigen.