Elwing & Vollmer: Die Besten teilen sich ein Tor
Tabellenführer EHC München verfügt über die beiden stärksten Keeper der Liga: „Die pushen sich zu Bestleistungen.“
MÜNCHEN Die Schwächsten werden die Stärksten sein. Vor der Saison galt die Torwart-Position des EHC München als Schwachpunkt des Zweitligisten, das deutsche Keeper-Duo Joey Vollmer und Sebastian Elwing stand bei Experten nicht so hoch in Kurs. Jetzt, nach zehn Spielen, führen die beiden die Statistik souverän an.
Elwing ist der beste Keeper der Liga mit einem unglaublich guten Gegentorschnitt von 0,8 Treffern pro Partie, Vollmer rangiert auf Position zwei (1,77 Gegentore). Ein Novum in der Liga: Die beiden besten Keeper spielen bei einem Verein.
„Viele haben mit dem Finger auf uns gezeigt und gemeint: Wie kann man nur! Wie man sieht, man kann nicht nur, man sollte sogar“, meint Christian Winkler vor dem Spitzenspiel des Tabellenführers am Freitag (19.30 Uhr) beim Drittplatzierten Kaufbeuren: „Die beiden pushen sich zu Bestleistungen.“ Auch Trainer Pat Cortina ist voll des Lobes für Vollmer/Elwing. „Sie geben uns die Chance, Spiele zu gewinnen. In Kanada gibt es ein Sprichwort“, sagt der Italo-Kanadier: „Ohne herausragende Torhüter kannst du gar kein guter Trainer sein, weil du eh keinen Erfolg haben wirst. Wir haben nicht einen herausragenden Keeper, sondern zwei.“
Einer, der besonderen Anteil an dieser Konstellation im Tor hat, ist Co-Trainer Joseph „Beppi“ Heiß, der 140-malige deutsche Nationaltorwart, der beim EHC auch die Keeper betreut. „Unser Ziel war es, dass wir maximal zwei Gegentore pro Spiel kriegen, denn dann hat man beste Chancen, ein Spiel zu gewinnen“, sagt Heiß, „die beiden sind so extrem unterschiedlich in ihrem Stil, das es für die Gegner nicht leicht ist, sich darauf einzustellen.“
Auf der einen Seite Vollmer, der mit Technik und Ruhe im Tor glänzt, auf der anderen Seite Elwing, der einen – gelinde gesagt – unorthodoxen Stil hat. „Da sind Sachen dabei, die macht nur ein Fußballtorwart, aber kein Eishockey-Keeper. Ich habe Elle selber schon bei einigen Aktionen gefragt: Wo kommt das denn her? Er ist ein wilder Kämpfer“, sagt Heiß, „aber das Wichtigste ist, es funktioniert.“
So unterschiedlich sie im Kasten sind, so unterschiedlich sind Vollmer und Elwing auch außerhalb des Eises. „Elwing ist sehr bedacht, ein echter Familienmensch“, sagt Winkler, „Joey hingegen ist ein bisschen ein Hallodri.“
Elwing ist der akribische Arbeiter, der sich stundenlang vorbereitet und Vollmer jener Spieler, der vor der Saison eine Abreibung bekam. Er war durch den Fitnesstest gefallen. „Seitdem arbeitet er wie ein Ochse. Ich denke, er merkt selber, wie gut es ihm tut, wenn er fit ist. Er hat diese Schwäche ausgebügelt – und ist stärker als je.“ Die Schwächen sind eben zu Stärken geworden.
Matthias Kerber
- Themen:
- Christian Winkler