Eishockey: Viel-Harmoniker und ein Angstmacher beim EHC

Das Personal bleibt fast unverändert, Coach Pat Cortina und Manager Christian Winkler vertrauen größtenteils auf die Spieler vom Vorjahr. Aber die Rollenverteilung ist neu. Die AZ erklärt sie:
MÜNCHEN Alles auf Anfang? Von wegen! Am Freitag beginnt für den EHC München mit dem Heimspiel gegen die Lausitzer Füchse (20 Uhr, Olympia-Eishalle) die neue Zweitligasaison. Und am liebsten würden die Kufencracks diese Spielzeit noch ein bisschen erfolgreicher bestreiten als letztes Jahr – und das Finale nicht nur erreichen, sondern gewinnen. Dabei vertrauen Coach Pat Cortina und Manager Christian Winkler größtenteils auf die Spieler vom Vorjahr. Der EHC verpflichtete in Rückkehrer Patrick Vogl, Verteidiger Daniel Hilpert und Stürmer Sven Gerbig nur drei Neuzugänge, allesamt mit DEL-Erfahrung.
Weiter aufrüsten wollten sie ganz bewusst nicht. Sogar die Ausländer blieben, untypisch fürs Eishockey, alle in München. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir alle eine weitere Saison zusammen arbeiten können – und so noch besser harmonieren werden“, sagt Cortina. Die Viel-Harmoniker also.
Anders als die meisten Konkurrenten hat der EHC den Kader nicht verkleinert. „Anderswo haben sie einerseits richtig teuere Stars verpflichtet und gleichzeitig, um Geld zu sparen, die Kader richtig abgespeckt", sagt Winkler. Beim Erzrivalen in Landshut etwa haben sie Schwierigkeiten, eine vierte Sturmreihe zu bilden. Cortina hat diese Sorgen nicht. „Ich habe vier hervorragende Sturmreihen, die bei mir auch immer spielen werden.“ Winkler: „Die Ausgeglichenheit des Kaders ist unsere größte Stärke.“ In der AZ stellen Cortina und Winkler die Spieler vor, mit denen das Unternehmen DEL klappen soll.
Die Torhüter
Sebastian Elwing und EHC-Urgestein Joey Vollmer werden sich wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, beide werden zu ihren Spielen kommen. Doch zufrieden scheint Cortina nicht mit seinem Goalie-Pärchen. Elwing präsentierte sich zuletzt etwas außer Form. Und Vollmer hat zwar „in den letzten Wochen hervorragend gearbeitet“ (Cortina), aber ihm hängt der verpatzte Fitnesstest nach. Cortina: „Joey war der einzige Spieler, der mich im Sommer enttäuscht hat.“
Die Neuen
Patrick Vogl (24) spielte schon von 2003 bis 2007 beim EHC, Cortina schulte ihn einst vom Stürmer zum Verteidiger um. Nach einem Jahr in der DEL in Ingolstadt und einem in Innsbruck, kehrte Vogl zurück nach München. „Er hat sich zu einer richtigen Spielerpersönlichkeit entwickelt“, sagt Winkler. Auch Hilpert (28) und Stürmer Gerbig (28) seien als „Führungsspieler“ (Winkler) gekommen.
Die Youngsters
Die Verteidiger Max Schlosser (19) und Patrick Seifert (19) konnten in der Vorbereitung überzeugen. Beide bekommen einen Vertrag. Winkler: „Schlosser wird bei uns trainieren, aber wir wollen ihn für die Spiele noch an einen Oberligisten ausleihen, damit er Spielpraxis sammelt. Seifert dagegen wird bei uns spielen und meistens in Augsburg trainieren.“ Auch Stürmer Philipp Quinlan (19) soll zunächst vor allem in der Oberliga Spielpraxis sammeln.
Die Gewinner
Neville Rautert und Dave Wrigley haben den größten Sprung gemacht“, sagt Coach Cortina. „Sie sind reifer, spielen noch besser Eishockey und übernehmen auch außerhalb Verantwortung. Beide gehören ab sofort zum Führungskreis der Mannschaft." Auch von Mark Heatleys Entwicklung ist Cortina begeistert. Der Bruder von NHL-Superstar Danny Heatley „spielt das beste Hockey, seit er bei uns ist“, findet det Coach.
Die Meinungsmacher
Am Donnerstag haben Cortina, Winkler und Assistenztrainer Peppi Heiß den Spielerrat berufen. Klar, die beiden Kapitäne Andreas Raubal und Chris Bahen gehören dazu; sie bleiben im Amt und wechseln sich – wie schon in der Vorsaison – nach jedem Spiel ab. Außerdem sind Dylan Gyori, Niklas Hede, Brandon Dietrich, Dave Wrigley und Mike Kompon im Spielerrat. Winkler: „Das sind Jungs, die ohnehin Verantwortung übernehmen.“
Der Jocher-Nachfolger
Hilpert, der zuletzt sechs Jahre in der DEL (Ingolstadt, Duisburg) gespielt hat, soll die Rolle von Markus Jocher als Abwehr-Raubein einnehmen. „Mit Daniel haben wir einen Spieler, der richtig in die Zweikämpfe geht, der einen Check konsequent zu Ende fährt und den gegnerischen Stürmern Angst macht“, sagt Winkler.
Der Standby-Profi
Am Dienstag tauchte zum ersten Mal wieder Kult-Crack Jocher beim EHC auf. „Das Geschäft ist heute geschlossen", sagte Jocher, der seine Karriere beendet hatte, um seiner Mutter in Garmisch in ihrem Geschäft für Nähmaschinenbedarf zu helfen. Doch ganz ohne Eishockey und EHC kann Jocher nicht. „Jocher gehört zur Familie", sagt Cortina, „wenn Not am Mann ist, wird er uns helfen. Deswegen trainiert er manchmal mit."
Filippo Cataldo