Eishockey-Boss zählt Trainer Cortina an

DEB-Präsident Harnos macht dem neuen Bundestrainer Pat Cortina schon vor Beginn der Eishockey-Weltmeisterschaft Druck.
von  M. Kerber

DEB-Präsident Harnos macht dem neuen Bundestrainer Pat Cortina schon vor Beginn der Eishockey-Weltmeisterschaft Druck.

Helsinki - Selten war eine Eishockey-WM in der Ferne derart wichtig für eine deutsche Nationalmannschaft. Und selten war der Druck, der auf einen Bundestrainer bereits vor Turnierbeginn (ab Freitag) ausgeübt wird, derart immens.

Verbandspräsident Uwe Harnos, dessen Person und Führungsstil mehr als umstritten ist, hat vorsorglich Bundestrainer Pat Cortina die Rolle des Sündenbocks zugeschoben. Er zählt den Ex-EHC-Coach vor der WM an. „Die verpasste Olympia-Qualifikation kann man auch durch eine gute WM nicht wiederherstellen”, sagt Harnos. Um die Pleite „wenigstens vergessen zu machen, müsste ein Platz unter den besten Acht her”. Das Team hatte sich im Februar unter Cortina, der seit September 2012 im Amt ist, erstmals nicht für Olympia qualifizieren können. Eine Blamage, die unvergessen ist.

„Ich bin mir der Kritik an meiner Person bewusst”, so Cortina zur AZ, „als Nationaltrainer hat man dafür zu sorgen, dass Eishockey in Deutschland Erfolg hat. Wir müssen zusammen alles dafür tun.” Doch Zusammenhalt und Zusammenarbeit, das ist im deutschen Eishockey seit gefühlten Ewigkeiten ein Luxusgut. Harnos’ Aussagen so kurz vor Turnierbeginn sind da symptomatisch. Seine Alleingänge sind gefürchtet. So etwa, als er 2010 nicht akzeptieren wollte, dass Bundestrainer Uwe Krupp auch den Posten des Sportdirektors bei den Kölner Haie ausübe. Harnos lehnte eine Doppelfunktion strikt ab, Krupp, der Deutschland 2010 ins WM-Halbfinale geführt hatte, ging. Es folgte die Absage von Harnos-Favorit Ralph Krueger, dann wurde dessen Assistent Jakob Koelliker inthronisiert – nach einer erschütternden WM 2012 aber wieder abgesägt. Es folgte nun Cortina als Bundestrainer und Sportdirektor.

Den hat Harnos nun angeknockt. Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt – ohne Harnos direkt zu erwähnen – ist Deutschlands NHL-Star Christian Ehrhoff (Buffalo Sabres). „Die Misere hat mit dem Wechsel von Krupp zu tun. Ich kann nur hoffen, dass mit Pat wieder Stabilität und Kontinuität reinkommen. Er hat eine ähnliche Philosophie wie Uwe. Zuletzt hat das Ansehen des deutschen Eishockeys sehr gelitten.”

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