Ein Wolf führt die Red Bulls an

Neuzugang Michael Wolf, der auch in der Nationalmannschaft das C auf der Brust trägt, ist der neue Kapitän des EHC München.„Das ist keine Ein-Mann-Veranstaltung.“
von  Matthias Kerber
Nationalmannschafts-Kapitän Michael Wolf soll den EHC in der kommenden Saison ganz nach vorne bringen.
Nationalmannschafts-Kapitän Michael Wolf soll den EHC in der kommenden Saison ganz nach vorne bringen. © dpa

AZ: Gratulation, Herr Wolf – Sie eilen von Kapitänsamt zu Kapitänsamt. Sie tragen das C bei der Nationalmannschaft, waren der Spielführer in Iserlohn und wurden nun nach Ihrem Wechsel zum EHC Red Bull zum Capitano in München bestimmt.

MICHAEL WOLF: Vielen Dank, ich empfinde das als eine Ehre und natürlich auch eine Auszeichnung, wobei das keine Ein-Mann-Veranstaltung ist. Wir haben hier viele erfahrene Spieler, Führungsspieler, die Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt. Wer letztlich dann das C auf der Brust trägt, das ist nicht so wichtig.

Ihre Assistenten sind Richie Regehr, Alex Barta und Andy Wozniewski. Wie interpretieren Sie für sich das Kapitänsamt?

Für mich zählt auf dem Eis. Klar stehe ich auch mal in der Kabine auf, wenn ich es für notwendig halte. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich sicher kein Sprücheklopfer bin. Ich versuche, auf dem Eis ein Vorbild zu sein, immer alles zu geben. Ich will das vorleben, was ich auch von anderen erwarte. Aber groß und laut rumschreien oder so, das bin nicht ich.

In Iserlohn waren Sie aber sehr viel mehr als nur der Mann auf dem Eis!

Das stimmt, wenn man neun Jahre bei einem Verein ist, dann ist man da schon ein bisschen Mädchen für alles. Dass man sich darum kümmert, dass Spieler Karten für Verwandte erhalten, dass man Feste und gemeinsame Essen organisiert, das ist ja normal, aber in Iserlohn war es schon ein bisschen mehr. Da wäre ich sicher der erste Ansprechpartner. Und zwar für alles! (lacht)

Was war denn das Skurrilste?

Das will ich nicht verraten. Aber es gibt nichts, was es nicht gab. Aber ich bin da nicht der Heilsbringer, ich war meist vermittelnd tätig, wenn es um Arzttermine, Dinge mit der Schule und solche Sachen ging. Ich kannte halt meist jemand, der weiterhelfen konnte. Klar waren da auch Dinge dabei, die vielleicht nicht so in die Öffentlichkeit sollten, womit auch vielleicht nicht der Trainer oder Manager gleich behelligt werden sollte. Dinge, die ich als Kapitän eine Stufe drunter auf dem kleinen Dienstweg regeln konnte.

Also Strafzettel und andere Dinge...

(lacht) War alles dabei. In München gibt es aber Leute, die schon so lange dabei sind, wie der Felix Petermann, der Uli Maurer, die werden hier sicher besser Bescheid wissen als ich.

Am Freitag startet der EHC in die neue Saison. Es geht gegen die Hamburg Freezers, das beste Team der Vorrunde der letzten Spielzeit. Eine echte Standortbestimmung.

Absolut, da wissen wir gleich, woran wir sind. In der Vorbereitung gegen die drei Schweizer Teams lief es ja sehr gut, aber Testspiele und Liga, das sind echt Welten. Es ist nie einfach in Hamburg zu spielen, die sind heimstark. Da müssen wir von Anfang an bereit sein.

Aber die Hamburger müssen ohne ihren Wolf auskommen. Namensvetter David Wolf versucht sich in der NHL.

Er ist ein großartiger Spieler, der alles kann. Er checkt, er trifft, er gibt alles, bringt Emotionen ins Spiel, kann kämpfen. Solche Spieler sind in Deutschland selten. Sehr selten. Er wurde in den Playoffs zum Bad Boy der Liga, als er Ingolstadts Benedikt Schopper mehrere Zähne ausschlug. Da hat der David schlicht die Kontrolle verloren, das war nicht gutzuheißen. Aber ich will ihn auch nicht verdammen. Er ist sehr emotional, das gehört zu seinem Spiel, das macht ihn so stark. Ich weiß, dass ihm die Sache mit Schopper auch leidtut. Er muss für sich eine Balance finden zwischen Emotion und der nötigen Selbstkontrolle.

Sie sind einer der erfolgreichsten deutschen Spieler der DELGeschichte. Wie wichtig sind Ihnen denn persönliche Rekorde überhaupt noch?

Je älter man wird, umso unwichtiger wird das. Das Team geht über alles. Läuft es für einen selber nicht so, dafür aber für das Team, dann ist die Welt trotzdem noch in Ordnung.

Setzen Sie sich eigentlich selber noch Ziele für eine Saison? Ihre letzte war ja für Ihre Verhältnisse eher schwach.

Ja, ich setze mir Ziele, aber ich rede nicht groß drüber. Niemand von außen kann mir so viel Druck machen, wie ich mir selber mache. Mir hat gerade jemand gesagt, dass die vergangene Saison von den Statistiken her meine schlechteste in der DEL überhaupt war. Das war mir bis dahin gar nicht bewusst, obwohl mir klar war, dass sie nicht berauschend war.

Anders gesagt, Sie haben Ihre selbstgesetzten Ziele nicht erfüllt.

Genau das heißt es. Ich war verletzt, es lief dann nicht so gut. Ich war für mich persönlich mit der vergangenen Saison sicher nicht zufrieden, bin an meinen Zielen gescheitert. Jetzt habe ich wieder Ziele, aber ich rede nicht darüber.

 

 

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