EHC: Zwischen Lebenstraum und Abgesang

Jürgen Bochanski, der Präsident des EHC München, bejubelt den größten Erfolg der Vereinsgeschichte und träumt von der DEL.Sponsoren zeigen ihm jedoch die kalte Schulter.
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Finale, oho! Der EHC München mit Markus Jocher und Joey Vollmer feiert den Sieg über Ravensburg und damit den Einzug in die Finalrunde gegen Bietigheim.
Rauchensteiner/Augenklick Finale, oho! Der EHC München mit Markus Jocher und Joey Vollmer feiert den Sieg über Ravensburg und damit den Einzug in die Finalrunde gegen Bietigheim.

Jürgen Bochanski, der Präsident des EHC München, bejubelt den größten Erfolg der Vereinsgeschichte und träumt von der DEL.Sponsoren zeigen ihm jedoch die kalte Schulter.

AZ: Gratulation, Herr Bochanski! Der EHC, den Sie vor sieben Jahren aus den Trümmern der aus München abgewanderten Barons ins Leben gerufen haben, steht im Finale der Zweiten Bundesliga.

JÜRGEN BOCHANSKI: Ich muss zugeben, ich hätte nie gedacht, dass wir das in so kurzer Zeit erreichen könnten. Damals, da wollten wir nur irgendwie Eishockey in München am Leben erhalten. Und jetzt das Finale, der größte Erfolg unserer Vereinsgeschichte, das ist für sich schon eine Erfolgsgeschichte. Egal, ob wir jetzt das Finale gewinnen oder nicht. Aber auch das ist möglich! Unsere Mannschaft hat einen derartigen Teamgeist und Siegeswillen, sowas findet man in der Welt des Sports ganz selten. Da ist alles möglich – auch der Titel!

Und damit die Erfüllung Ihres Traumes, einmal mit dem EHC auf dem Rathausbalkon feiern zu können.

Ja, das war in stillen Stunden immer mein Traum. Wir sind nur drei Siege davon entfernt.

Wenn man vom Titel redet, dann muss man auch von der DEL reden, schließlich kann der Meister aufsteigen.

Wir müssen uns mit dem Thema beschäftigen, und das tun wir auch. Natürlich wäre es das Größte für mich, wenn wir das hinkriegen. Das wäre die Vollendung eines Lebenstraumes, eines Lebenswerkes. Wir hätten den Verein dorthin geführt, wo Eishockey in München war, bevor wir mit dem EHC angefangen haben. Das wäre auch eine Zäsur für mich: Ich würde in der DEL nicht mehr als Geschäftsführer agieren, da müsste man einen hauptamtlichen Geschäftsführer einstellen. Ich wäre nur noch Sponsor und Fädenzieher im Hintergrund.

Seit wann planen Sie denn zweigleisig, also für die DEL die Bundesliga?

Seit gut zwei Wochen, alles andere wäre fahrlässig. Denn wir werden die DEL nur wagen, wenn das sauber gegenfinanziert ist. Dafür brauchen wir für mindestens ein, zwei Jahre eine gesicherte finanzielle Basis. Denn wir werden nicht all das, was wir in den letzten sieben Jahren aufgebaut haben, aufs Spiel setzen, um einmal in der DEL gewesen zu sein. Ich treffe mich diese Woche mit DEL-Ligenleiter Gernot Tripcke, und dann werden wir nochmal im Detail durchgehen, was die DEL alles einfordert. Und klären, ob man das bis Ende Mai überhaupt alles stemmen kann. Wir haben enorme Verantwortung. Für den Verein und Eishockey in München generell. Wir sind uns dieser Verantwortung auch voll bewusst. Man muss etwa eine Million mehr an Sponsorengeldern generieren als wir es jetzt tun.

Auch für die 2. Liga fehlt immer noch der Hauptsponsor.

Ja, auch das hatten wir uns anders vorgestellt. Sagen wir so, als ich mich vor sieben Jahren des Vereins angenommen habe, hätte ich nicht gedacht, dass wir sportlich da stehen würden, wo wir jetzt sind. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass die Finanzsituation immer wieder so ein Kampf sein würde. Ich hätte nie gedacht, dass – trotz unserer Erfolge – die Münchner Wirtschaft uns so die kalte Schulter zeigen würde. Das geht zuweilen auf die Nerven, das ist deprimierend. Aber wir führen weiter gute Gesprächen und sind optimistisch.

Wie viele kalte Schultern haben Sie denn in den letzen Wochen sehen müssen?

Schon einige und auf jeden Fall mehr als ich sehen wollte.

Die Zeit wird knapp...

Ja, bis Ende April sollte es da Klarheit geben. Wir geben nicht auf, sind guter Dinge und wir können uns sicher nicht vorwerfen lassen, dass wir nicht alles menschenmögliche tun würden.

Da schwingt aber auch Angst mit, dass man am Ende – trotz dieser Wahnsinns-Saison – ohne Sponsor dasteht, dass der Abgesang ansteht?

Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen. Noch so eine Betteltour wie vor zwei Jahren, als wir vor dem Finanz-Aus standen, kann es nicht geben, darf es nicht geben.

Interview: Matthias Kerber

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