EHC-Star Peterka: "So eine Chance bekommt man nur einmal"

München - AZ-Interview mit John-Jason Peterka. Der 18-Jährige spielte vergangene Saison für die Profis des EHC Red Bull München und läuft aktuell für Red Bull Salzburg auf. Jetzt kann er den Sprung in die beste Liga der Welt schaffen. Im Interview mit der AZ spricht er über Vorfreude, Vorbilder und sein Wunschteam.
Großes Event: Der Draft der NHL
AZ: Herr Peterka, in der Nacht auf Dienstag könnten Sie schon in der ersten Runde des NHL-Drafts ausgewählt werden. Das ist noch nicht vielen deutschen Spielern gelungen. Wie aufgeregt sind Sie?
JOHN-JASON PETERKA: Ich war gestern schon extremst nervös und heute steigt die Anspannung noch ein bisschen mehr. Ich werde immer aufgeregter. Aber klar ist auch eine gehörige Portion Vorfreude mit dabei. Ich bin gespannt, was am Ende rauskommt.
Wie und wo werden Sie den Draft verfolgen? Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Ziehung ja nur virtuell und nicht wie sonst im Rahmen einer großen Gala stattfinden.
Ich schaue mir das Ganze mit meinen Eltern an, ein paar Teamkollegen werden auch kommen. Der Draft wird auf jeden Fall ein großes Event.
In der Nacht selbst wird nur die erste Runde gezogen, der Rest geht in den kommenden Tagen über die Bühne. Glauben Sie, dass Sie am Mittwochmorgen schon schlauer sind?
Natürlich hoffe ich, dass ich in der ersten Runde mit dabei bin und schon früh Bescheid weiß. Aber ich habe da keinen Einfluss darauf. Wenn ich erst später gezogen werde, ist das auch okay. Hauptsache, ich werde gezogen.
Gleich Nordamerika oder weitere Saison in Europa?
Sie sind ja gerade 18 Jahre alt, haben erst eine Profi-Saison in der DEL mit dem EHC Red Bull München gespielt. Müssen Sie sich nicht manchmal zwicken, geht das nicht alles zu schnell?
Ich würde nicht sagen, dass es zu schnell geht. Ich habe jetzt meine ersten Schritte im Profi-Eishockey gemacht und will mich kontinuierlich entwickeln, bis ich in der NHL spiele. Der Draft ist da nur ein weiterer Schritt hin zu meinem großen Ziel.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Wollen Sie sich gleich in Nordamerika durchbeißen oder ist auch eine weitere Saison in Europa möglich?
Ich habe mir da tatsächlich noch nicht viele Gedanken gemacht. Grundsätzlich glaube ich, dass ich das Potenzial habe, mich in der NHL durchzusetzen. Aber ich muss mich auch erst mit dem Team besprechen, das mich auswählt. Dann werde ich sehen, welche Pläne sie mit mir haben und was dann die beste Möglichkeit für mich ist. Momentan bin ich wirklich sehr glücklich in München, genauso wie in Salzburg. Aber mein neues Team muss entscheiden, wie es weitergeht.
Wunschteam: Chicago Blackhawks
Dann sprechen wir doch über Ihr neues Team. Insgeheim gibt es doch sicher ein mögliches Wunsch-Ziel...
Ganz ehrlich: Mir ist es relativ egal. Denn von einem NHL-Team ausgewählt zu werden, ist immer eine große Ehre. Ein wirkliches Wunsch-Team gibt es da eigentlich nicht.
Ganz sicher? Ihnen ist egal, ob Sie im kühleren Kanada, in der Wüste Arizonas oder an der Küste Kaliforniens heimisch werden?
Naja, eine größere Metropole wäre schon cool. Meine ganzen Freunde träumen immer davon, dass ich von einem Big-City-Team gezogen werde, damit sie mich dort auch mal besuchen können. Wenn ich wirklich ein Team auswählen müsste, dann würde ich die Chicago Blackhawks nehmen.
"Deutschland wird eine Eishockey-Nation"
Dort hat auch schon der Ex-Münchner Dominik Kahun gespielt, der sich derzeit ja bei den Red Bulls fit hält. Haben Sie sich ein paar Tipps geholt?
Klar hab ich schon mit Dominik gesprochen, auch schon mit Derek Roy, mit dem ich ja letztes Jahr zusammengespielt habe. Der hat auch schon einige Saisons in der NHL auf dem Buckel. Eigentlich sagen alle, ich soll die Chance nutzen, denn die kommt meistens nur einmal im Leben.
Taugt Kahun als Ihr Vorbild? Schließlich hat auch er den Sprung von München aus in die NHL geschafft und sich dort etabliert.
Auf jeden Fall. Er hat ja auch erst beim EHC Red Bull gespielt und dann ohne Umwege über die unterklassigen amerikanischen Ligen den Sprung in die NHL geschafft. Seine erste Saison dort war sogar richtig beeindruckend. Ich hab es jetzt auch sehr genossen, mit ihm in München ein paar Mal aufs Eis zu gehen und mir ein paar Dinge von ihm abzuschauen.
Nicht nur Kahun, vor allem Leon Draisaitl überzeugte zuletzt als bester Spieler in der NHL. Dazu könnten neben Ihnen auch noch Tim Stützle (Mannheim) und Lukas Reichel (Berlin) in der ersten Runde gezogen werden. Es läuft fürs deutsche Eishockey, oder?
Das sind auf jeden Fall tolle Geschichten für unseren Sport. Man sieht, dass die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 nicht von ungefähr kam. Deutschland wird mehr und mehr eine Eishockey-Nation. Ich denke schon auch, dass mehr Spieler in der NHL das deutsche Eishockey noch voranbringen können.
Wird Peterka nochmal auf Münchner Eis stehen?
Wie schade ist es, dass dann ausgerechnet die DEL derzeit aufgrund der Corona-Pandemie und finanzieller Einbußen nicht spielen kann?
Das ist natürlich bitter für alle Spieler und Fans. Aber wir können da im Moment nicht viel machen.
Dafür sind Sie zum Schwesterteam nach Salzburg ausgeliehen worden, um Spielpraxis zu sammeln. Werden wir Sie überhaupt nochmal auf Münchner Eis sehen?
Das wird die Zukunft zeigen. Wenn es der Plan so vorsieht, könnte ich mir noch gut ein oder zwei Jahre in München vorstellen.