EHC: Sparfuchs Kompon - nur mit Toren geizt er nicht

Der EHC-Topscorer ist an jedem zweiten Tor beteiligt. Erfolgscoach Pat Cortina: „Mike macht alles richtig!“
MÜNCHEN Die Erlösung von allen Nervenqualen kam nach 66:07 Minuten, da war Mike Kompon zur Stelle und düpierte den bis dahin fast unüberwindlichen Ravensburger Keeper Christian Rohde. „Das war eine Befreiung“, sagt Kompon, der mit diesem Treffer zum 2:1 des EHC in der siebten Minute der Verlängerung des dritten Halbfinalspiels gegen Ravensburg zum Matchwinner avanciert war.
Mal wieder. Wie so oft in dieser Saison, wie so oft in diesen Playoffs. Denn Kompon ist der „Mr. Playoffs“. Mit 15 Punkten (vier Tore und elf Assists) ist er der Topscorer der Liga. An 53,57 Prozent der EHC-Tore (bisher 28) ist der Kanadier vor Spiel vier der Best-of-seven-Serie am Donnerstag, (20 Uhr) in Ravensburg beteiligt. „Der Mike ist vielleicht im Moment unser wichtigster Spieler. Selbst für mich ist es eine Augenweide, ihm zuzuschauen“, sagt Kapitän Andreas Raubal. Und Coach Pat Cortina meint: „Mike macht im Moment fast alles richtig.“
EHC München: Zuckerbrot und Peitsche für Kompon
Daran hat auch Cortina großen Anteil, er hat das „schlampige Genie“ Kompon auf die Erfolgsspur gebracht. Mit Zuckerbrot und Peitsche, mit Lobreden und Kopfwäschen. „Das macht der Coach richtig gut, er lässt Kompon mal zwei Meter von der Leine, holt ihn im richtigen Moment aber auch wieder drei Meter zurück“, sagt Raubal. Dabei war das Verhältnis zum Coach anfangs nicht einfach. „Mike hatte richtiggehend Angst vor Cortina, aber jetzt verstehen sie sich und respektieren sich sehr“, sagt Manager Christian Winkler. Und Kompon sagt: „Klar, ist es so, dass sich er Coach mich manchmal vorknöpft. Er ist sehr intensiv, er will genauso sehr gewinnen wie wir. Aber wenn man was auf dem Herzen hat, egal, ob positiv oder negativ, kann man immer mit ihm reden. Man kriegt vielleicht nicht die Antwort, die man hören will, aber er ist immer für einen da.“
Und genau dieses Familiäre, das braucht Kompon. Er, der sich, als er 2006 zum EHC kam, so schwer tat in München. Weit weg von seiner Heimat, weit weg von seiner Riesenfamilie. Jener Kompon, der die gesamte Saison an Schlafstörungen litt und auch schon mal in der Nacht beim EHC-Sprecher Carsten Zehm Steinchen ans Fenster warf, weil er nicht allein sein wollte. Jener Kompon, der aus der Wohnung rannte, weil er das Kirchenglockenläuten als Feueralarm gedeutet hatte. Jener Kompon, der davon so fasziniert war, dass es Wasser mit Kohlensäure gab, dass er gleich bei der Familie anrief. Die ist riesig. „Meine Oma hat 15 Kinder zur Welt gebracht. Wir sind sicher über 100. Ich halte mit allen Kontakt. Sie sind der Schlüssel für mein Seelenheil. Leider hat mich mein Vater noch nicht besucht, weil er Fliegen hasst, aber er ist mein größter Fan, er hängt ständig im Internet, um auch den letzten Schnipsel über mich zu erfahren“, sagt Kompon. Der wiederum ist der größte Fan seiner Oma. „Mike schläft auf einem Kissen, auf dem das Foto seiner Oma ist“, erzählt Zehm.
EHC München: Kompon und seine Riesenfamilie
Das Kissen ist nicht die einzige Marotte des 27-jährigen Countrymusik-Fans. Aus Kanada lässt er sich DVDs der TV-Serie „Survivor“, einer Art Dschungelcamp, schicken. Und wenn es ums Geld geht, dann ist Kompon, der seit drei Jahren der Kassenwart des EHC ist, noch härter als auf dem Eis. Kompon ist ein extremer Sparfuchs. Bevor er Geld an seine Familie nach Übersee überweist, checkt er tagelang die Devisenkurse, um auf jeden Fall den Höchststand des kanadischen Dollars zu erreichen. Sollte der Kurs nach der Überweisung steigen, ärgert er sich maßlos. „Ich sage es mal so, der Mike schaut aufs Geld und hält es zusammen“, sagt Raubal über den Sparfuchs. Nur mit den Toren, da geizt der Sparfuchs wirklich nie.
Matthias Kerber