EHC-Schock: Topscorer Roe geht ins Schweizer Exil
München - Es war die zweite schlechte Botschaft, die den EHC Red Bull München innerhalb kurzer Zeit ereilte und in die Rolle des Hiob drängte. Und diese trifft den EHC noch härter als die verletzungsbedingte Vertragsauflösung mit Goalgetter David Meckler vor zwei Wochen: Wie die AZ vorab exklusiv vermeldet hatte, verlässt Garrett Roe nach nur einer Saison den Verein. Der 27-jährige Stürmer, den Erfolgstrainer Don Jackson vom EC Red Bull Salzburg mitgebracht hatte und der gleich mit 51 Punkten (13 Tore, 38 Assists) zum Topscorer avanciert war, folgt dem Ruf des Fränkli und heuert in der Schweiz bei einem Topklub in der National League A an. Roe im Schweizer Exil.
Roe hatte sich beim EHC eine Ausstiegsklausel für die deutlich lukrativere NLA fixieren lassen, davon hat er nun fristgerecht Gebrauch gemacht. Aus der österreichischen EBEL in die DEL in die NLA – Roe macht Ein-Jahres-Karrieresprünge. „Mein Dank gilt allen Kollegen des EHC, speziell meinen beiden Trainern Don Jackson und Matt McIlvane“, erklärte Roe: „Sicherlich werde ich die vielen Freundschaften mit Spielern und Offiziellen vermissen, freue mich aber auch auf den nächsten Schritt in meiner Eishockeykarriere. Ich drücke den Red Bulls für die nächste Spielzeit beide Daumen.“
Für Roe geht’s bergauf, für die Red Bulls dagegen ist der Abgang des Mannes aus dem amerikanischen Vienna ein herber Verlust. Coach Jackson hatte Roe unter der Saison schon als „den Motor des Spieles“ geadelt. „Es macht Spaß, ihm zuzuschauen, Garrett hat Eishockey im Blut“, hatte Jackson im Januar zur AZ gesagt, nun führt er seine Lobeshymne fort: „Er ist der ultimative Wettkampftyp und auf dem Eis aber auch daneben eine absolute Führungspersönlichkeit. Ich wünsche ihm alles Gute.“
Eine Führungspersönlichkeit, ein Spieler, der immer wieder für Geniestreiche gut war. All das wird dem EHC nun in der kommenden Saison fehlen. Mit seinen 1,73 Meter war Roe zwar mit der Kleinste, aber eben mit einem enormen Kämpferherz gesegnet. Das hat ihm auch den Spitznamen „Mighty Mouse“ eingebracht. 2008 war der heute 27-Jährige von den Los Angeles Kings in der NHL gedraftet worden, zum Einsatz kam Roe aber nie. Am 22. Februar geboren, dem Jahrestag des unvergessenen Miracle On Ice, als eine US-College-Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid die als unschlagbar geltenden Sowjets besiegte, stammt Roe aus einer Eishockeyfamilie. Sein Vater trainierte ihn und seine Brüder. „Schon im Kinderwagen war ich immer im Eisstadion. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass mein erstes Spielgerät als Baby ein Puck war“, sagte der passionierte Golfer.
Jetzt also geht es weiter für Roe in der Schweiz. Und der EHC muss mal wieder Ersatz finden – so wie schon für Meckler, der wegen einer Rückenverletzung seine Karriere möglicherweise beenden muss. Da verpflichtete man gleich den Ex-NHL-Star Jérôme Samson. Wie die AZ aus Spielervermittlerkreisen erfuhr, sondiert der EHC bereits aggressiv und intensiv den Markt nach einer Alternative für den so spielstarken Roe.
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