Bestraft und abserviert: EHC Red Bull München verspielt Vorteil gegen Mannheim

München – Das nennt man dann: Vorteil fahrlässig verspielt. Statt den Erzrivalen Mannheim Adler mit einer genüsslichen Dreierkombination – nach den beiden 5:2-Siegen in den Spielen davor – in diesem Viertelfinale an den Abgrund zu befördern, hat der EHC Red Bull München den gerade erkämpften Heimvorteil gleich wieder aus der Eishockeyhandschuh-bewehrten Hand gegeben.
Bittner: "Wir hatten nicht genug Zug zum Tor"
Das Team von Trainer Don Jackson, dem mit neun Titeln erfolgreichsten Coach der DEL-Historie, unterlag daheim mit 0:2. Damit steht es in der Best-of-seven-Serie 2:2. "Wir hatten nicht genug Zug zum Tor", meinte EHC-Ass Dominik Bittner: "Wir müssen wieder ein bisschen mehr füreinander spielen."
Es war zu wenig füreinander – und miteinander. Fahrig, zu ungenau im Aufbauspiel, zu viele Strafen. Das Team um Kapitän Patrick Hager, den neuen Playoff-Topscorer der DEL, konnte das Feuer nicht so recht aufs Eis bringen. Und wenn sie doch erfolgversprechend vors Tor kamen, zog Goalie Arno Tiefensee die Pucks an wie ein Magnet. "Arno war unglaublich. Es war nicht klar, ob er überhaupt spielen können würde. Er ist ein harter Bursche", so Adler-Coach Dallas Eakins. "Wir haben wenig zugelassen, kaum Strafen genommen."
EHC übernahm im zweiten Drittel das Heft des Handelns
Anders als die Red Bulls. Yasin Ehliz musste nach zwei Minuten auf dem Sünderbankerl Platz nehmen – die Adler sagten Danke: Marc Michaelis schob den Puck an Goalie Evan Fitzpatrick, der wieder für den verletzten Nationaltorhüter Mathias Niederberger im Kasten stand, vorbei - 1:0 (3.). "Es ist wichtig, dass wir nicht immer einem Rückstand hinterherlaufen", sagte der Torschütze.
Im zweiten Drittel übernahm der EHC das Heft des Handelns, aber Zählbares sprang dabei nicht raus. Und wie so oft: Wer seine Chancen nicht nutzt, den bestraft das Leben. Jyrki Jokipakka traf aus dem Nichts zum 2:0 (36.). "Wir waren am Drücker und näher dran am Ausgleich als die am 2:0", sagte EHC-Stürmer Maximilian Kastner: "Uns fehlt ein bisschen das Quäntchen Glück." Das kam auch nicht wieder, es blieb beim 2:0.

TV-Experte Goldmann: "Der Hasspegel ist am Anschlag"
Das fünfte Kräftemessen der Lieblingsfeinde findet am Dienstag (19.30 Uhr) in Mannheim statt. Dort, wo der EHC am Freitag seinen Mannheim-Fluch besiegt und erstmals seit Februar 2020 (!) im Adler-Horst triumphiert hatte (5:2). Eine Partie am Rande zum Skandalspiel.
Mit Sport – gar Sportlichkeit – hatte das nicht mehr viel zu tun. Am Ende standen 103 Strafminuten zu Buche, 70 davon bei den Streithansl-Hausherren. Die Adler um die Oberstinkstiefel Matthias Plachta und Nick Cicek wurden dabei wieder ihrem Ruf als schlechteste Verlierer gerecht, sie gerierten sich bei jeder Gelegenheit als Prügelknaben. "Der Hasspegel ist am Anschlag", sagte der frühere Nationalspieler und jetzige TV-Experte Rick Goldmann.
Trainer liefern sich legendäre Pressekonferenz
Die gesammelten Unsportlichkeiten brachten EHC-Coach Jackson derart in Rage, dass er bei der Pressekonferenz meinte: "Ich habe keinen Kommentar zu diesem Spiel." Adler-Trainer Eakins, der einst unter Jackson gespielt hat, machte es ihm nach: "Nachdem Münchens Trainer zu diesem Spiel keinen Kommentar hat, bringe ich denselben Respekt entgegen: Kein Kommentar." Später meinte er: "Ich fand es respektlos, nichts zu sagen. Aber das ändert nichts daran, dass ich Donny liebe." Was wird es am Dienstag zugehen? Ein Fest der Liebe – oder der Hiebe?