EHC München verliert Krimi gegen Kölner Haie
München - Dem Eishockey-Gott war an diesem Mittwochabend danach, einen besonders denkwürdigen Eishockey-Krimi zu inszenieren. Erst schlug er sich in diesem ersten Playoff-Spiel auf die Seite der Kölner Haie, ließ die Rheinländer mit 2:0 in Führung gehen. Dann heizte er die Stimmung gewaltig an, ließ den EHC das Spiel drehen und mit 3:2 in Führung gehen. Doch damit hatte er noch lange nicht genug.
Bis 27 Sekunden vor Schluss sah der EHC als sicherer Sieger aus, doch dann schickte der Eishockeygott einen Unglücksboten in schwarz-weiß ans Werk. Der Schiedsrichter entschied (regelkonform) auf Penalty nachdem EHC-Keeper Sebastian Elwing das Tor verschoben hatte. Den Strafschuss verwandelte Matt Pettinger zum 3:3. Es ging in die Verlängerung - und in die Verlängerung der Verlängerung. Es folgte sogar noch eine dritte Verlängerung, die Köln mit 4:3 für sich entschied.
Damit muss der EHC am Freitag (20.30 Uhr) in der Kölner Arena unbedingt gewinnen, damit die großartige Debüt-Saison nicht schon zu einem Ende kommt. „Da hatte sich wirklich alles gegen uns verschworen“, sagte Manager Christian Winkler, „jetzt müssen wir eben am Freitag in Köln alles wieder gerade rücken.“ Gleich zu Beginn bekamen die Kölner Haie gewaltig den Marsch geblasen.
Die Blaskapelle Benediktbeuren spielte auf und wartete mit der Bayern-Hymne auf. Ehre, wem Ehre gebührt. Doch das Mia-san-Mia Gefühl übertrug sich nicht gleich auf das Eis. Es waren die Rheinländer, die gleich aufdrehten. In der 17. Minute stocherte Ivan Ciernik den Puck aufs Tor, Elwing warf sich auf die Scheibe, Drin oder nicht drin, das war hier die Frage. Nach Videobeweis entschied der Schiedsrichter auf Tor - 1:0. Die Haie hatten also als erste zugebissen.
Nach 41 Sekunden im 2. Drittel traf Chris Lee zum 2:0. Der Knockout-Punch für den EHC? Von wegen, nach vier Minuten schlugen die Münchner zurück, Kyle Helms verkürzte zum 1:2. „Das ist ein echtes, hitziges Playoff-Spiel“, sagte Bundestrainer Uwe Krupp, der im Stadion dabei war. Nach zwei Minuten im Schlussdrittel glich EHC-Stürmer Uli Maurer zum 2:2 aus. Vier Minuten später dann sogar die Führung durch Mike Kompon - 3:2 für München. Doch 27 Sekunden vor Schluss, der Penalty für die Haie, den Pettinger verwandelte.
Der Krimi ging in die Verlängerung. Beide Teams kämpften und wirbelten übers Eis - jedoch erfolglos! In der zweiten Verlängerung war nach 87 Minuten der Puck plötzlich im Tor. Die Kölner jubelten, fühlten sich als Sieger. Doch Münchens Keeper Sebastian Elwing protestierte lautstark, sein Tor war aus der Verankerung gerissen. Sogar EHC-Trainer Pat Cortina lief mit erhobener Faust wutentbrannt aufs Eis und auf den Schiri zu. Und nach Videobeweis entschied der Schiedsrichter: kein Tor! Aufatmen bei dem Playoff-Neuling.
In Verlängerung Nummer drei dann jedoch die Entscheidung. Philip Gogulla zieht ab und trifft nach 110 Minuten (das drittlängste Spiel der DEL-Geschichte!) im "Sudden Death" für die Kölner. Doch selbst das haut die Münchner nicht um. „Wir haben heute erneut bewiesen, dass wir eine super Truppe haben", sagte Elwing und betonte: „Das werden wir auch am Freitag in Köln beweisen." Die Haie sollten sich also warm anziehen, bevor sie aufs Eis gehen. Daran wird auch kein Eishockey-Gott etwas ändern können.
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- Christian Winkler