EHC München verliert deutlich in Mannheim: "Haben härter gearbeitet als wir"

München - Es war eine Prüfung auf Herz und Nieren, das wusste der EHC Red Bull München von vornherein. Nach zuletzt drei Siegen in Folge und im Bewusstsein um die eigene Auswärtsstärke trat der viermalige DEL-Meister diesen Härtetest bei den Adlern Mannheim aber guten Mutes an – und musste beim 1:4 erkennen, dass der Gegner die Grundtugenden besser beherzigte.
Reisen in die Kurpfalz kann sich der Eishockeyclub, sowieso seit geraumer Zeit schenken. Die Niederlage am Freitagabend war die zehnte in einer DEL-Hauptrunde nacheinander in Mannheim. Seit bald fünf Jahren (Februar 2020) hat der EHC dort nicht mehr gewonnen und erlebte diesmal in einigen Bereichen einen Rückfall in schlechte Angewohnheiten und überwunden geglaubte Probleme.
Mannheim oft einen Schritt schneller als der EHC
Zuletzt war das Spiel in Gleichzahl bei Fünf gegen Fünf eine Stärke der Münchner gewesen, in Mannheim kassierten sie dagegen dabei alle Gegentore. "Wir haben in zwei Situationen ein Zwei-auf-Eins zugelassen, so etwas dürfen wir nicht abgeben", analysierte Verteidiger Dominik Bittner zutreffend. Überzahlangriffe des Gegners waren schon in der Vergangenheit immer wieder mal ein Negativfaktor gewesen.
Mannheim war insgesamt oft einen Schritt schneller als der EHC, einen Gedanken schneller, eine Aktion schneller – und das summierte sich. John Gilmour (9.) traf per Abstauber zum 1:0, dann markierte Luke Esposito (20.) das 2:0 postwendend, nachdem die Eishackler selbst die Großchance auf den Ausgleich hatten liegenlassen. Unmittelbar nach dem 3:0 von Marc Michaelis (26.) sorgte Yasin Ehliz (26.) mit dem 1:3 für Hoffnung. Aber nur 20 Sekunden später legte Maximilian Heim (27.) die Scheibe erneut ins Münchner Tor. Ein derber Nackenklatscher.
Schwächte den EHC der Ausfall von Patrick Hager?
Ob es der Ausfall von Kapitän Patrick Hager war, der die Mannschaft von Trainer Max Kaltenhauser so sehr schwächte? Das wäre dann doch etwas zu einfach gedacht. Aber die Präsenz Hagers, der in Düsseldorf (8:0) einen heftigen Schlagschuss abbekam und eine Oberkörperverletzung erlitt, die vermisste der EHC. Schließlich ist der Routinier ein wichtiger Baustein.
Bezeichnend für den verunglückten Münchner Abend war der slapstickhafte Zusammenprall zwischen Emil Johansson und Bittner im eigenen Drittel. Der Schwede fuhr rückwärts ungebremst in den Peißenberger hinein, das Geschehen spielte sich währenddessen an ganz anderer Stelle ab. "Wir müssen spielen wie in den letzten drei Spielen“, hatte Maximilian Kastner gefordert.
EHC vor Pflichtaufgabe am Sonntag gegen Iserlohn
Aber dieser Erwartungshaltung liefen, passten und schossen die Münchner 60 Minuten lang hinterher. Es gab durchaus Chancen, das Powerplay verzeichnete Druckphasen, aber Mannheim war abgeklärter, einen Tick souveräner und kam zum achten Heimsieg in Folge. Und wie Nico Krämmer fand, hatten die Adler die bessere Mentalität. "Die Arbeitseinstellung" sei schuld gewesen an der Pleite, sagte der Landshuter in aller Deutlichkeit bei Magentasport: "Sie haben härter gearbeitet als wir. Ich kann nicht beantworten, warum das so war, aber das hat den Unterschied ausgemacht."
Am Sonntag (16.30 Uhr) sollte der Fokus besser wieder stimmen, einerseits, weil ein Sieg gegen die abstiegsgefährdeten Iserlohn Roosters Pflicht ist, andererseits, weil vor dem Spiel das Trikot von EHC-Legende Michael Wolf feierlich unters Dach des SAP Gardens gehievt werden soll. Da darf dann auch die Leistung zum ehrenvollen Rahmen für den Füssener passen. "Heute", ergänzte Krämmer vor der Rückreise nach München noch, "müssen wir ehrlich zu uns sein und sagen, dass es nicht gut genug war". Einsicht, der erste Schritt zur Besserung.