EHC: Lernen von Straubing!
Vor dem Finale träumt der EHC München von der DEL. Augsburgs Manager Max Fedra sagt, wie’s funktionieren könnte.
MÜNCHEN Es ist ja nicht so, dass die Macher des EHC München bisher durch eine gewisse Großstädterarroganz aufgefallen wären. Im Gegenteil: München ist mit Abstand die größte Stadt in Bayern – eishockeytechnisch ist der Klub aber trotz des sensationellen Zweitliga-Finaleinzugs höchstens ein Oberzentrum.
Bayerns Eishockey-Hochburgen liegen außerhalb Münchens. In Garmisch etwa, in Bad Tölz, Landshut, Rosenheim, Augsburg, ja selbst in Straubing. Überall dort also, wo die Vereine jahrelang gewachsen sind und auch die meisten Spieler ausgebildet werden. „Diese Klubs haben die größere Tradition, mehr Fans und ein höheres Identifikationspotenzial als der EHC“, sagt Max Fedra, früher Manager in Landshut und der Munich Barons und heute in Augsburg tätig.
Der EHC spürt dieses Nischendasein vor allem finanziell. Vor Beginn der Finalserie am Freitag in Bietigheim steht der Klub noch ohne Hauptsponsor für die nächste Saison da. Alle Gespräche, die die Leute vom Vermarkter Actori und die EHC-Verantwortlichen mit potenziellen Geldgebern geführt haben, verpufften bislang. Obwohl die Mannschaft so erfolgreich – und schön – spielt wie nie, ist die Finanzierung wie immer schwierig. „Es ist schon erstaunlich, dass rund um München Vereine Eishockey finanzieren können. Dass es in der DEL Straubing, Ingolstadt und Augsburg gibt, dass es in der Bundesliga Vereine wie Riessersee, Landshut und Schwenningen gibt, die alle den Etat stemmen können, es aber in München weiter eine extreme Zurückhaltung gibt“, wundert EHC-Präsident Jürgen Bochanski.
Dabei würde das Eishockey-Establishment München gerne aufnehmen in die Eliteliga DEL. „Ein Standort München würde der DEL natürlich gut zu Gesicht stehen“, sagt DEL-Boss Gernot Tripke. Von allen Zweitligisten wäre München der einzige Klub, der eine geeignete Halle hätte.
Auch Fedra würde sich auf Derbys gegen den EHC freuen in der kommenden Saison. „Jürgen Bochanski, Manager Christian Winkler und Trainer Pat Cortina haben so gute Arbeit geleistet, dass sie es verdient hätten“, sagt er.
Ob der EHC das finanzielle Wagnis eingehen will, müssten sie selbst wissen, meint Fedra, allerdings glaubt er zu wissen, wie es klappen könnte mit der erfolgreichen Finanzierung. „Um in der DEL mitzuspielen, brauchst du einen Etat von etwa drei Millionen Euro“, sagt er, „wir schaffen das vor allem durch viele kleinere, regionale Sponsoren. In Straubing ist es noch extremer.“ Tatsächlich umfasst der Sponsorenpool der Augsburger 71 Firmen, in Straubing immerhin 31 – in München sind es gerade mal zwölf. Während Augsburg mehr als 50 Prozent seines Etats über die Sponsoren deckt, sind die Hauptgeldgeber beim EHC immer noch Bochanski und die Gesellschafter. Fedra: „Die meisten kleineren Klubs in der DEL vermarkten sich selbst und haben eigene Marketingexperten angestellt. Wir kennen die mittelgroßen Firmen in der Region einfach besser als es ein externer Vermarkter tun kann. Überhaupt bringen Vermarkter im Eishockey meistens nur wenig.“
Auch Udo Kürbs, der Chefredakteur des Branchenblattes „Sponsor News“, rät dem EHC, eigene Marketingmenschen einzustellen und vor allem regionale Firmen anzusprechen. „Der EHC bräuchte Partner aus der zweiten Reihe. Unternehmen, die ihren Sitz in München haben, aber keine Global Player sind“, sagt er. „Die kann der Klub auch selbst ansprechen.“
Ein Defizit hat Kürbs allerdings noch ausgemacht. „Solange der Klub in der alten Halle spielt, wird es schwierig, viele neue Sponsoren zu gewinnen. Man bräuchte die Perspektive, dass im Zuge der Olympiabewerbung bald eine moderne Halle kommen würde“, sagt er. Das sieht Fedra genau so. „Eine neue Halle wäre der Boomfaktor schlechthin“, sagt er, „die Münchner wollen Events. Wenn sie ins Stadion gehen, wollen sie etwas Besonderes erleben.“ Dann klappt’s auch mit den Sponsoren.
Filippo Cataldo
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