EHC: Kopflos im Finale
Pat Cortina, der Erfolgscoach des EHC München, fehlt ausgerechnet in den Spielen vier und fünf, er ist mit Ungarn bei der A-WM in der Schweiz.
MÜNCHEN Etwas unwillig betrat Pat Cortina das Eis, nachdem ihn die Fans, seinen Namen lauthals skandierend, gefordert hatten. Er machte mit den Anhängern brav die Welle und ließ sich feiern, dann trollte sich der Italo-Kanadier schnellstmöglich wieder. „Ich will eigentlich noch nicht feiern, ich denke, die Mission ist noch nicht erledigt“, sagte Cortina nach dem 4:2-Sieg über Ravensburg, der den Einzug ins Finale gegen Bietigheim (ab Freitag) bedeutet.
Die Mission an der Bande wird für Cortina beim EHC aber schon nach Spiel drei beendet sein. Der Erfolgscoach, der auch noch Nationaltrainer Ungarns ist, wird die Magyaren bei der A-WM in der Schweiz betreuen. „Ich sehe keine Chance, dass Pat bei uns dann an der Bande stehen wird“, sagt Manager Christian Winkler, „das war eine der Bedingungen, als er bei uns unterschrieben hat. Als wir vor gut einem Jahr beim Skilaufen seinen Vertrag ausgehandelt haben, hat er gefragt, was mit seinem Job bei den Ungarn ist. Ich habe gesagt: Wenn du das Wunder schaffst, dass du Ungarn zur A-WM bringst, werden wir dir nicht im Weg stehen. Er hat das Wunder vollbracht.“
Da Cortina Wunder im Doppelpack wirkt, und den EHC, der vergangene Saison fast abgestiegen wäre, jetzt ins Finale führte, kommt es eben zur Interessenkollision.
„Bei aller Freude über das Erreichte: Mein erster Gedanke war, das wird Cortina jetzt das Herz zerreißen“, sagte Präsident Jürgen Bochanski. Klar ist, die Abwesenheit des Trainers wird den EHC schwächen. „Cortina ist der Vater unserer Erfolges, er ist unser Kopf, da muss man sich nichts vormachen“, sagt Bochanski.
Der EHC also kopflos im Finale. „Vielleicht dauert die Serie ja nur drei Spiele“, sagt Cortina und fügt an: „Ich bin ja nicht aus der Welt. Ich werde mich trotzdem mit voller Kraft einbringen, keine Frage.“
An der Bande würden dann Manager Christian Winkler und Torwart-Trainer Peppi Heiß stehen. Die hatten die Aufgabe auch unter der Saison schon übernommen – mit Erfolg. „Der Peppi wird die gesamte Serie mit an der Bande sein. Und es gibt ja heutzutage technische Mittel, es wird sicher viele Telefonate geben, Cortina wird präsent sein. Und so verrückt, wie Cortina ist, werden wir ihn schon irgendwie sehen“, sagt Winkler. Schließlich wäre man in drei Auto-Stunden in München. Der Kopf, der in der Schweiz weilt, er wird trotzdem beim EHC präsent sein. Notfalls per Videokonferenz in den Drittelpausen.
Matthias Kerber
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