Interview

EHC-Kapitän Patrick Hager: "Die Gier wird von Jahr zu Jahr mehr"

Die Playoffs starten am Mittwoch für den EHC Red Bull. Kapitän Patrick Hager spricht in der AZ über den Titel, die Favoritenrolle und das Selbstbild als FC Bayern der Deutschen Eishockey Liga.
Ruben Stark
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Faceoff: Mit München (rechts Patrick Hager) und Bremerhaven (weißes Trikot, Alex Friesen) treffen im Viertelfinale die besten Teams an den Bullypunkten aufeinander. So sichern sie sich gleich den Scheibenbesitz.
Faceoff: Mit München (rechts Patrick Hager) und Bremerhaven (weißes Trikot, Alex Friesen) treffen im Viertelfinale die besten Teams an den Bullypunkten aufeinander. So sichern sie sich gleich den Scheibenbesitz. © City-Press GmbH

AZ: Herr Hager, der EHC Red Bull München hat die DEL-Hauptrunde als souveräner Tabellenführer abgeschlossen und geht als großer Favorit in die Playoffs. Warum ist die Mannschaft dieses Jahr titelreif?
PATRICK HAGER: Ich denke, wir haben aus unseren Fehlern im Vorjahr gelernt und sind zum großen Teil zusammengeblieben. Jeder hat den Stachel noch irgendwo drinsitzen, weil wir so nah dran waren. Das hat man an der Konstanz in der Hauptrunde gesehen, wir haben uns so gut wie gar keinen Ausrutscher erlaubt. Im Vergleich dazu, als wir vergangene Saison im Dezember so unter die Räder gekommen sind und Energie verschwenden mussten, um wieder auf Kurs zu kommen, haben wir uns dieses Jahr auf die Kleinigkeiten konzentrieren können und konnten stetig besser werden. Es liegt in unserer Hand.

Hager: "Es kommt am Ende auf den Kopf an"

Viele Veränderungen am Kader gab es nicht, aber ist die Balance heuer einen Tick besser?
Das würde ich gar nicht sagen, es kommt am Ende einfach auf den Kopf an. Die Qualität war auch im letzten Jahr so groß, dass du im Dezember nicht zehn aus elf Spielen verlieren musst. Am Ende des Tages musst du es als Gruppe hinkriegen. Von außen scheint das immer einfach, wenn man sagt: "Ihr habt eine Top-Mannschaft, ihr seid Favorit und ihr müsst gewinnen." Aber letztlich braucht es viel Charakter, mentale Stärke und auch Leidenschaft, das jede Woche zwei, drei Mal abrufen zu können.

Eine Art-Champion-Gen?
Das ist die größte Herausforderung, die man hat als Teil einer Top-Mannschaft. Man kriegt keine leichten Spiele, gegen uns lässt keiner seinen zweiten Torwart spielen, gegen uns spielen die Spieler, denen noch Reife fehlt, so gut wie gar nicht. Teilweise spielen die Mannschaften nur mit drei Reihen gegen uns. Deswegen musst du selbst in jedem Spiel bereit sein, sonst reicht es nicht. Das war der Schritt, den wir diese Saison gemacht haben, und deshalb fühlen wir uns auch bestmöglich vorbereitet für die Playoffs.

EHC: Der FC Bayern der DEL

Das klingt nach dem FC Bayern der DEL.
Das kann man so sagen und das ist auch die Erwartungshaltung des Klubs. Da nehmen wir auch kein Blatt vor den Mund, ohne jetzt überheblich oder arrogant rüberzukommen. Man weiß, wenn du hierher kommst, dass der Klub gewinnen möchte und das benennt er auch. Mit dem Druck musst du als Spieler umgehen können. Wenn du die Charaktere zusammen hast, die das unter einen Hut kriegen, dann spielt man eben auch dominante Saisons.

Der letzte DEL-Titelgewinn war 2018. Spürt man deshalb auch diese besondere Gier im Team?
Die Gier wird von Jahr zu Jahr mehr. Wenn man das Revue passieren lässt: 2019 haben wir das Finale gegen Mannheim verloren, wo wir auch verletzungsbedingt nicht auf der Höhe waren. 2020 haben wir eine Hauptrunde gespielt so dominant wie jetzt - dann kam Corona und wir durften nicht mehr. Dann waren 2021 die vogelwilden Playoffs mit Best-of-Three, da hatten wir auch nicht die Form, die wir gebraucht hätten. Und letztes Jahr waren wir wieder im Finale. Das heißt, es fühlt sich lange an, aber wir waren nah dran. Den letzten Schritt, den wollen wir definitiv machen, gerade mit der Truppe hier. Das macht den Drive aus, wir sind jetzt so lange zusammen, jetzt ist wirklich die Zeit und nicht erst nächstes oder übernächstes Jahr.

Hager erwartet enge Spiele gegen Bremerhaven

Für Sie gab es viel Lob, auch vom Trainer Don Jackson. Wie ordnen Sie die Saison aus persönlicher Sicht bisher ein?
Wenn man rein auf die Statistik schaut, dann muss ich zufrieden sein. Aber es gibt auch noch Bereiche im Spiel, wo du nie zufrieden sein darfst. Speziell im Spiel gegen die Scheibe hätte es dieses Jahr in manchen Situationen auch besser sein können, gerade was die Plus-Minus-Statistik angeht. Punktemäßig, da hat es den Unterschied ausgemacht, dass ich das ganze Jahr auch Powerplay gespielt habe. Man versucht der Mannschaft zu helfen - und wenn es dieses Jahr mehr mit Toren war, dann eben so. Aber wenn du am Ende nicht gewinnst, dann ist deine persönliche Statistik auch für'n Arsch. Die Gruppe hier drin will gewinnen und jedes Prozent Hager trägt dazu bei.

Längere Pausen, jetzt sind es elf Tage, gab es in dieser Saison schon und der EHC ist jeweils gut rausgekommen. Warum auch diesmal?
Es ist Playoff-Start. Wenn du dafür nicht das Adrenalin entwickelst, das du brauchst. . . Es ist einfacher für uns, weil wir zu Hause starten können, mit den Fans, mit der Atmosphäre im Rücken. Das wird uns helfen. Es ist die schönste Zeit im Jahr und jeder wartet acht Monate darauf. Jetzt sind wir endlich da und es wäre schade, wenn wir das nicht genießen würden.

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Bremerhaven ist als Gegner unangenehm, die vier Spiele diese Saison waren eng. Was für eine Serie erwarten Sie?
Ganz genau das. Das werden enge Spiele werden. Bremerhaven spielt sehr diszipliniert, sehr strukturiert und hat individuelle Stärken, die vor allem im Powerplay zur Geltung kommen. Da gilt es einfach auch, clever zu sein und von der Strafbank wegzubleiben. Wir wollen uns auf unser Spiel fokussieren und mit dem Selbstvertrauen, das wir haben, in die Serie reingehen und auch mit unserer Kadertiefe den Unterschied ausmachen.

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