EHC: Die Visionen des Chefs

Mit dem Präsidenten Jürgen Bochanski (56) hat es der EHC von der Bayernliga bis nach oben geschafft. Die AZ erklärt den Macher.
SCHWENNINGEN Manchmal stößt selbst der Chef an Grenzen. Das hat Jürgen Bochanski, der Präsident des EHC München, erst neulich erlebt – in der Stunde des größten Triumphs seiner Amtszeit. Nach dem dritten und entscheidenden Sieg seines Teams im Playoff-Finale in Schwenningen hat er nach Spielende das Eis nach dem Puck abgesucht: „Das ist natürlich ein Stück Vereinsgeschichte, das ich sehr gerne hätte“, sagt der Präsident. Er hat ihn nicht bekommen: „Ich habe mehrere Spieler gefragt, ob sie den Puck haben, aber alle haben nur grinsend weggeschaut. Den werden die sich schon gesichert haben. Und sie verdienen ihn ja auch, schließlich waren sie es, die den Titel erspielt haben.“
Bochanskis Haltung in dieser Sache verdeutlicht seine Einstellung zum Eishockey und zu diesem Klub. Mit ihm an der Spitze hat der EHC eine Erfolgsstory geschrieben, die diese AZ-Serie nachzeichnen und veranschaulichen soll.
Seit 1980 engagiert sich Bochanski (56), gebürtiger Kölner und schon als Kind Dauergast beim EHC, im Eishockey.
1984 kaufte er als Sponsor seine erste Bande in der Olympia-Eishalle – für sein Versicherungs-Unternehmen „Aktiv Assekuranz“, das er 1980 mit zwei Freunden im Wohnzimmer gegründet hat und das nun, 30 Jahre später, über 100 Mitarbeiter hat. „Da haben wir stark im Transportsektor tätig sind, haben wir im Eishockey eine gute Basis gesehen, um Kontakte zu knüpfen. Wir haben im VIP-Raum über die Jahre einige sehr wichtige Kontakte geknüpft“, sagt Bochanski.
2002, als die Lizenz der München Barons nach Hamburg transferiert wurde, stand Eishockey in München wieder mal vor dem Exitus. Der damalige Chef des Olympiaparks, Wilfrid Spronk, sprach Bochanski an, ob der sich vorstellen könnte, den Sport in entscheidender Position am Leben zu erhalten. Bochanski sagte ja: Er wurde Präsident, aus dem vormaligen Münchner Verein HC 98 wurde der EHC, der in der Bayernliga startete – und in die DEL strebt.
Bochanski sagt: „Wir hatten immer eine Vision und haben sehr hart dafür gearbeitet, diese zu realisieren. Aber dass wir es so weit schaffen, jetzt in der gleichen Liga spielen wie die Hamburg Freezers, die ja aus den Barons hervorgegangen sind, zeigt ja, dass man in München etwas erreichen kann, wenn das Produkt stimmt und ehrlich ist.“
Sollte der EHC die Lizenz erhalten und sich in den nächsten Jahren in der DEL etablieren, will sich Bochanski aus dem operativen Geschäft beim EHC etwas zurückziehen: „Dann wird das ein hauptberuflicher Geschäftsführer machen müssen.“
Bochanskis Leidenschaft fürs Eishockey bleibt – auch wenn er nie Profi war: In seiner Jugend fehlte es an Hallen und Trainingsmöglichkeiten. Umso lieber geht er heute aufs Eis, wenn sich die Gelegenheit ergibt. „Er ist ein echter Kämpfer, der keinen Puck verloren gibt“, sagt Manager Christian Winkler, „er spielt so wie der EHC.“
Matthias Kerber