EHC: Der Tag des Träumerles

EHC-Coach Cortina lässt Allrounder Kevin Lavallee an dessen 29. Geburtstag den entscheidenden Penalty gegen Augsburg schießen, um ihm neuen Mut zu geben: „Ein Erfolgserlebnis tut ihm gut“
MÜNCHEN Selten hat eine Entscheidung von Pat Cortina, dem Erfolgscoach des EHC München, für so viel Unverständnis gesorgt. Beim Penaltyschießen im Derby gegen die Augsburg Panther zeigte er auf Verteidiger Kevin Lavallee als letzten Schützen. „Von den 5213 Zuschauern in der Halle haben das wohl 5200 nicht verstanden“, sagte Cortina und fügte lächelnd hinzu: „Die restlichen 13 haben es gar nicht mitgekriegt.“
Doch Lavallee verlud Nationalkeeper Dennis Endras. Damit war der 3:2-Sieg und das Fünf-Punkte-Wochenende für den EHC besiegelt. „Kevin hatte Geburtstag, das war mein Geschenk“, sagte Cortina, „außerdem dachte ich mir, ein Erfolgserlebnis wird ihm gut tun.“
Das tat es. „Das war ein unglaubliches Gefühl. Ich habe mich hier selber zum Geburtstag beschenkt“, sagte der Verteidiger zur AZ und meinte amüsiert weiter: „Was für eine Party. Ich hatte 5213 meiner Freunde eingeladen – und wir haben gut gefeiert.“
Bisher war die Saison des Mannes aus Montreal nicht unbedingt nach Wunsch verlaufen. Mit der Plus/Minus-Statistik von -11 (man erhält ein Plus, wenn man bei einem Tor auf dem Eis stand, ein Minus, wenn man bei einem Gegentor drauf war, d.Red.) steht er auf Rang 302 von 309 DEL-Spielern. Lavallee hat zwar alle physischen Voraussetzungen, um ein guter DEL-Spieler zu sein, doch er gilt ein bisschen als Träumerle. „Wir arbeiten jetzt zwei Jahre daran, seine Schwäche abzustellen. Kevin ist wie ein junges, wildes Pferd, das einfach zu viel will“, sagt Manager Christian Winkler, „wir denken weiter, dass er es in der DEL schaffen kann. Aber diese Saison ist entscheidend. Er ist ja auch schon 29 Jahre alt, er muss jetzt den Durchbruch schaffen.“
Lavallee ist der beste Freund von Stürmer Martin Schymainski. „Das sind zwei anständige Buben“, sagt Winkler, „Lausbuben meinte ich. Wenn Kevin nur ein bisschen was von seinem kleinen Eishockey-Bruder hätte, wäre er längst weiter. Etwas von Schymmis Biss und unbändigem Willen, das bräuchte der Kevin noch.“
Matthias Kerber