EHC: Der Blick geht nach unten

Der EHC München war Spitzenreiter in der DEL. Nun, nach den Pleiten gegen Mannheim und in Wolfsburg, ist der Aufsteiger nur mehr Neunter. Trainer Cortina will die Zügel wieder anziehen: "Wir müssen wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen.“
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Eins von sechs Toren, das EHC-Keeper Joey Vollmer bei seinem Comeback nach siebenwöchiger Pause gegen Adler Mannheim kassierte. Am Ende stand es 2:6.
Rauchensteiner/Augenklick Eins von sechs Toren, das EHC-Keeper Joey Vollmer bei seinem Comeback nach siebenwöchiger Pause gegen Adler Mannheim kassierte. Am Ende stand es 2:6.

MÜNCHEN - Der EHC München war Spitzenreiter in der DEL. Nun, nach den Pleiten gegen Mannheim und in Wolfsburg, ist der Aufsteiger nur mehr Neunter. Trainer Cortina will die Zügel wieder anziehen: "Wir müssen wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen.“

Lange Zeit schauten Spieler und Bosse beim EHC München immer nur nach oben. Der DEL-Aufsteiger, dem die Experten vor der Saison unisono vorausgesagt hatten, dass er am Tabellenende herumdümpeln würde, war die große Sensation. Zwischenzeitlich durfte man sich in München sogar als Tabellenführer feiern lassen. Doch nach der 2:6-Klatsche – nach 2:0-Führung – am Freitag gegen die Adler Mannheim schaute Manager Christian Winkler auf seinem Handy die Ergebnisse der Liga an: „Gut, Köln und Hamburg haben auch verloren.“ Der Letzte und der Vorletzte. Der Blick beim EHC, dem bisherigen Überflieger, geht dieser Tage nach unten – Richtung Tabellenende, das plötzlich nahegerückt ist.

„Dieses 2:6 gegen eine sehr starke Adler-Mannschaft war für viele hier ein Realitäts-check“, sagte Winkler. Und diese Realität sieht längst nicht mehr so rosig aus: Am Sonntag fuhr der EHC in Wolfsburg mit 0:3 (0:1, 0:2, 0:0) die nächste Pleite ein und findet sich jetzt nur mehr auf Rang neun wieder. Manager Winkler erinnert an seine Warnungen: „Wir, die sportliche Leitung, haben immer gesagt, dass jeder Tag unter den Top Ten wie Weihnachten ist. Daran hat sich nichts geändert. Wenn bei uns nicht alle in einem Spiel 100 Prozent bringen, dann werden wir Probleme haben, in der Partie zu punkten. Viele im Umfeld haben sich blenden lassen und dachten wohl schon, dass dies ein Selbstläufer ist.“

Pat Cortina, der Trainer des EHC, sprach dann vom „Tabellenstandsfieber“, das die Leute erfasst habe. „Und mit Fieber trifft man selten gute Entscheidungen“, sagte der Italo-Kanadier. Bei der Pleite gegen die Mannheimer trafen viele Spieler falsche Entscheidungen. Grund genug für Cortina, seinen Stars mal wieder gehörig den Kopf zu waschen. „Ich habe am Freitag bewusst auf eine Ansprache in der Kabine verzichtet“, sagte Cortina, „ich denke, ich hätte nicht ruhig bleiben können.“ Die Kabinenpredigt gab es dann erst beim Training am Samstagvormittag. „Wir haben alle mal wieder daran erinnert, was wir erwarten, was uns stark gemacht hat“, sagt Winkler.

Und sie haben natürlich auch angesprochen, was den EHC zuletzt schwach gemacht hat. „Ich denke, dass bei uns eine gewisse Selbstgefälligkeit eingesetzt hat. Wir wurden genügsam, haben uns nicht aufgeopfert. Wir haben gegen Mannheim die ersten 15 Minuten das beste Eishockey dieser Saison gespielt, das war Gift für die Köpfe. Die Selbstgefälligkeit, mit diesem schnellen Erfolg gepaart, hat uns das Genick gebrochen“, analysiert Cortina schonungslos und nimmt sich auch selber in die Verantwortung. „Der Vorwurf geht nicht ausschließlich an die Spieler, ich mache mir selber den gleichen Vorwurf. Selbstgefälligkeit ist ein sehr ansteckender Virus. Auch ich habe im Training vielleicht zugelassen, dass man mit 95 Prozent durchkam, habe vielleicht eine Übung nur neun und nicht zehn Mal wiederholen lassen.“

Cortina wird daher die Zügel wieder anziehen. „Wir müssen jetzt das Ruder wieder herumreißen. Wenn wir nicht bald wieder zu unseren Tugenden zurückfinden, dann kann es noch sehr hässlich für uns werden. Wir müssen wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen.“

Der EHC auf der Suche nach seiner Piraten-Identität. „Es ist zwar nicht so, dass bei uns alle Alarmglocken schrillen, aber wir sind aufmerksam. Wir sind und waren immer der Underdog in dieser Liga, der jeden Punkt hart erkämpfen muss“, sagt Manager Winkler und fügt noch hinzu: „Diese Realität sollte jetzt auch bitte der Letzte verinnerlichen.“

Matthias Kerber

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