5:6 nach Penaltyschießen gegen Schwenningen: Trainer Pagé zweifelt am Charakter seiner Nordamerikaner. Uli Maurer: „Wir müssen schnell was ändern!“
München - Ist dies das Entertainment-Eishockey, das Pierre Pagé, der Neu-Trainer des neuen Ligakrösus EHC Red Bull München, versprochen hat? Gegen den Aufsteiger aus Schwenningen war die Millionentruppe nach einer teils indiskutablen Vorstellung bereits so weit auf der Verliererstraße dahingedonnert, dass eine Umkehr unmöglich schien. 2:5 lag man zurück.
Es gab bereits erste Pfiffe der 2450 Zuschauer. Doch durch Nick Palmieri, Daniel Sparre und 36 Sekunden vor Schluss Yannic Seidenberg, der bereits am Freitag in Straubing 33 Sekunden vor dem Ende den 3:3-Ausgleich erzielt hatte, gelang das 5:5. Am Ende verlor der EHC 5:6 nach Penaltyschießen, in Straubing hatte man 4:3 nach Penaltys gewonnen.
Es war die dritte Heimpleite in Serie – nach den Niederlagen gegen Wolfsburg (1:3) und Ingolstadt (3:4). „Wir waren erneut daheim nicht da, der Fokus hat nicht gestimmt“, so Pagé, „ich kenne die Antwort im Moment nicht. Wir haben ein gutes Team, aber wo waren unsere besten Spieler? Das Problem gibt es öfters mit Spielern, die direkt aus Nordamerika nach Europa kommen. Sie denken, das ist fast Urlaub. Ist es aber nicht, man muss hier sehr starke Leistungen bringen.“ Es ist Pagés Aufgabe, den Urlaubern, sorry: Profis, klarzumachen, dass dies eine Charakterfrage ist.
Namen der Eishockey-Urlauber nannte Pagé nicht, aber gerade die aus Nordamerika als Goalgetter geholten Darren Haydar und Jon DiSalvatore sind bisher Totalausfälle.
Haydar versemmelte vor dem 2:5 einen hundertprozentige Chance, vertändelte dann den Puck, setzte aber nicht richtig nach, um seinen Aussetzer auszubügeln. Daniel Hacker bedankte sich mit dem 5:2. Auch DiSalvatore bleibt nach Puckverlusten im Angriffsdrittel stehen. Starallüren on Ice?
„Das sieht von außen sicher teilweise beschissen aus.
Wir machen viel zu viele einfache, dumme Fehler“, polterte Stürmer Uli Maurer, der die ersten beiden Münchner Tore erzielt hatte, „wir müssen endlich anfangen, auch mal nach hinten zu denken, auch mal die Bremse reinzuhauen.“
Stattdessen herrscht beim EHC Vollgas-Eishockey nach vorne. Ohne Rücksicht auf Verluste, Defensive oder Rückstände. Pagés Offensiv-System, das den Spielern viele Freiheiten gibt, aber noch mehr Eigenverantwortung fordert, haben seine Spieler bisher nicht verinnerlicht. „Nur, weil wir jetzt
Red Bull sind, brauchen wir uns nicht einzubilden, dass wir alle Eishockey-Grundsätze nicht beachten müssten. Einer dieser Grundsätze ist, dass man immer mit zwei, drei Mann nach hinten arbeitet“, ließ Maurer Dampf ab. „Wenn man nur 20 Minuten echt Eishockey spielt, langt es aber nicht. Dann könnten wir auch gegen eine Oberliga-Mannschaft antreten – und würden auch nichts reißen. Wir müssen schnell was ändern.“ Maurers schonungslose Erklärung für die Pleite: „Blödheit!“