Interview

EHC-Boss Winkler im AZ-Interview: "Es wird ein heißes Rennen"

Der EHC Red Bull startet diesen Sonntag (19 Uhr, Olympia-Eisstadion) in die Playoffs. Sportdirektor Christian Winkler spricht in der AZ über lange Bärte, seine anstrengendste Saison und die Top-Favoriten.
Martin Wimösterer |
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EHC-Manager Christian Winkler.
EHC-Manager Christian Winkler. © imago images/kolbert-press

München - AZ-Interview mit Christian Winkler: Der 50-Jährige ist Managing Director Sports Red Bull Eishockey. Er visiert in den Playoffs mit dem EHC den vierten DEL-Titel an.

AZ: Herr Winkler, ist der Rasierapparat schon weggesperrt?
CHRISTIAN WINKLER: Mit Salzburg spielen wir in der ICE Hockey League ja schon im Finale. Seit wir da ins Endspiel eingezogen sind, habe ich den Rasierer weggestellt.

In den Playoffs ist es im Eishockey ja üblich, dass sich Spieler, Trainer und Funktionäre nicht mehr den Bart rasieren. Wie lange brauchen Sie, bis Sie einen Vollbart haben?
Nach einer Woche schaut es schon ganz gut aus bei mir. (lacht) Nach vier Wochen wird's dann aber grenzwertig. Um ehrlich zu sein, mag auch meine Frau das nicht so gern. Aber sie versteht es, dass es dazugehört.

Winkler: Das "best-of-three" im Vorjahr "war eine Lotterie"

Die Playoffs dauern, will man Meister werden, knapp vier Wochen. Wegen Corona hat die DEL festgelegt, dass pro Runde drei Erfolge zum Seriensieg reichen. Früher waren es fünf, im Vorjahr pandemiebedingt nur zwei.
Alles ist besser als eine "best-of-three"-Serie wie im Vorjahr. Wobei man schon sagen muss, dass die Eisbären Berlin verdient Meister geworden sind, weil sie einfach die beste Mannschaft waren. Aber das war eine Lotterie. "Best-of-five" ist schon besser, es sollte aber möglichst wieder auf "best-of-seven" hochgehen. Das ist sportlich die fairste Lösung und es wäre gut, wenn die wieder möglich wird.

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Sie haben Corona angesprochen. Ihre Mannschaft hat es in dieser Saison zweimal getroffen.
Es war die anstrengendste Saison, seit ich das Geschäft mache. Und das Vorjahr war ja schon schwer. Man dachte vor dieser Saison, man hat mit dem Thema Corona nix mehr zu tun, aber das hat sich leider nicht bewahrheitet. Die zwei Einschläge waren extrem. Wir hatten von Anfang an eine Mannschaft mit sehr hoher Impfquote und waren guten Mutes, dass wir durchkommen. Ich erinnere mich aber noch an diesen Abend in Augsburg. Am Freitag waren bis auf zwei alle negativ getestet. Am nächsten Tag - ich war auf einem Geburtstag der Schwiegereltern - klingelt mein Telefon. Das Labor hat angerufen. Ich habe gefragt, ob es eilt. Die Antwort: "Kommen Sie bitte mit Blaulicht." (lacht) Als ich dann die Zahl gesehen habe, konnte ich es gar nicht glauben. Da hat's mir den Boden unter den Füßen genommen.

EHC von Corona-Ausbruch komplett unvorbereitet getroffen

Es waren dann insgesamt 22 Erkrankte in Ihrer Mannschaft.
Die hohe Zahl an Impfdurchbrüchen hat uns komplett unvorbereitet getroffen. Wir hatten einen sehr guten Start gehabt und eben den fulminanten Sieg in der Champions Hockey League in Zug gefeiert. Da war die Zahl ein richtiger Schock. Wir haben uns nach der Quarantäne gut gefangen. Nach der Novemberpause waren wir danach aber schleppend unterwegs. Schlampig haben wir gespielt, das hat uns nicht gefallen.

Und dann kam der Dezember mit neun Niederlagen in elf Spielen.
Ein Monat zum Vergessen! Im Nachhinein war es aber der wichtigste Monat für uns. Davor waren wir noch so durchgekommen, im Dezember haben wir dann für jeden Fehler bezahlt. Uns wurden all unsere Fehler aufgezeigt.

Das hat sich beim EHC im Vergleich zum Vorjahr geändert

Befürchteten Sie da, aus den Top-6 zu rutschten?
Wir haben nie daran gezweifelt, dass wir die Playoffs schaffen, auch wenn unsere Punkteausbeute im Dezember bescheiden war. Wir wussten, was in uns steckt. Dann ging es in die zweite Coronapause - keiner geht gern in Quarantäne, aber wir haben sie bestmöglich genützt. Die Trainer haben einen super Job gemacht und viele Online-Meetings abgehalten. Das machen sie auch sonst, aber nun hatten sie mehr Zeit dazu, manche Sachen anzusprechen. Was auch dazukommt: Wir sind eine Einheit. In der Mannschaft war nie jemand zufrieden und keiner hat mit dem Finger auf den anderen gezeigt, was passieren kann, wenn es nicht läuft. Gerade die Führungsspieler haben immer in den Spiegel geschaut.

Anders als im Vorjahr?
So würde ich das nicht sagen. Ja, wir sind gegen den ERC Ingolstadt im Viertelfinale ausgeschieden. Da verlierst du Spiel 1 in der Dreierserie, dann wird es schwer. Und in Ingolstadt haben wir unglücklich verloren. Führungsspieler hatten wir auch damals. Patrick (Hager; die Redaktion) ist jetzt in seiner vierten Saison Kapitän und er füllt das Amt herausragend aus. Und es gibt auch weitere Spieler, die Führungsaufgaben übernehmen.

Winklers Wunsch: "Aggressiv und offensiv" Eishockey spielen

Sie haben mit Ben Smith und Ben Street vor der Saison zwei weitere Spieler dazu geholt, die Ihre Leistung bringen. Im letzten Abschnitt der Hauptrunde hat Ihre Mannschaft 16 von 20 Spielen gewonnen.
Seit der Olympia-Pause sind wir richtig marschiert und spielen das Eishockey, das wir sehen wollen.

Wie schaut das aus?
Wir spielen aggressiv und offensiv. Wir wollen dominant sein und Fehler minimieren. Wir haben eine Zeit lang wahnsinnig viele Zwei-gegen-Eins-Situationen gegen uns gehabt, weil nicht jedes Rädchen ins andere gegriffen hat. Wir haben ein detailversessenes System und hatten viele neue Spieler, da hat das seine Zeit gebraucht. Jetzt funktioniert es.

Welche Rolle spielen die Nachverpflichtungen: Verteidiger Andrew O'Brien und Torwart Henrik Haukeland?
Wir haben verletzungsbedingt und wegen der vielen Spiele nach der Olympiapause überlegt, ob wir noch reagieren sollen. Das ist uns mit Andrew und Henrik gut gelungen. Dass wir aber zuvor wegen der Torwartposition nicht gewonnen hätten, das bestreite ich vehement. Der Torhüter war nur der Letzte in der Kette. Henrik fühlt sich wohl und wir fühlen uns mit ihm wohl. Und auch Andrew, der in Finnland nicht zufrieden war, hat bei uns immer besser hineingefunden. Er wird uns in den Playoffs helfen.

Winkler über die Blayoffs: "Es wird ein heißes Rennen"

Weil er groß und kräftig ist und damit zum härteren Playoff-Spiel passt?
Ja, die beiden Andrews - Andrew MacWilliam war verletzungsbedingt lange raus - werden uns helfen, auch, was das physische Spiel angeht.

Wen sehen Sie als Ihre größten Rivalen in den Playoffs an?
In erster Linie schauen wir auf uns. Wir sind selbstbewusst und wollen am Ende gewinnen. Die Saison hat gezeigt, dass teilweise jeder jeden geschlagen hat. Es wird ein heißes Rennen. Klar ist, dass alles über Berlin gehen wird. Die Eisbären sind Titelverteidiger und Hauptrundensieger.

Gegen die Spitzenteams sah die Bilanz Ihrer Mannschaft in der Hauptrunde noch nicht so gut aus. Woran lag es?
Man muss das differenzieren. Gegen Berlin steht es 2:2, beide haben die Auswärtsspiele gewonnen - was auch immer das uns sagen will. Gegen die Grizzlys Wolfsburg haben wir zweimal mit einer absoluten Rumpftruppe gespielt. Ja, das letzte Aufeinandertreffen haben wir uns dann selbst verloren. Das war der Abschluss einer Reifeprüfung. Und gegen die Adler Mannheim schauen die Ergebnisse auch schlechter aus, als es war. Wir können zuversichtlich sein. Wir haben jetzt noch an den Details gearbeitet und hoffen, dass wir jetzt alle gesund bleiben. Das steht über allem.

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